Handball Der THW Kiel ist der erste Corona-Champion

Kiel · Handball-Bundesliga bricht ihre Saison ab und erklärt den Tabellenführer mit großer Mehrheit zum Meister. Auch 3. Ligen abgebrochen.

 So feierte der THW Kiel seine letzte Meisterschaft im Jahr 2015. Der Titelgewinn nun wurde am grünen Tisch entschieden.

So feierte der THW Kiel seine letzte Meisterschaft im Jahr 2015. Der Titelgewinn nun wurde am grünen Tisch entschieden.

Foto: dpa/Axel Heimken

Keine wild umherhüpfenden Spieler, keine Champagner-Dusche für den Trainer: Emotionsloser hat der THW Kiel noch keinen seiner nun 21 Meistertitel gefeiert. Nach dem Abbruch der Handball-Bundesliga (HBL) ist der Rekordmeister zum ersten Corona-Champion ernannt worden – dank des eindeutigen Abstimmungsverhaltens der 36 Erst- und Zweitligisten. Die erforderliche Dreiviertelmehrheit für einen Abbruch ist laut HBL-Geschäftsführer Frank Bohmann „deutlich überschritten“ worden.

„Aus sportlicher Sicht wäre es natürlich das Beste gewesen, die Saison fortzusetzen. Der Rahmen hat gesundheitlich, organisatorisch und wirtschaftlich aber nicht gepasst. Von den ungerechten Lösungen haben wir diese für die beste gehalten“, sagte Bohmann und fügte an: „Es ist ein echter Schlag ins Kontor. Es ist ein hoher wirtschaftlicher Verlust.“ Der finanzielle Schaden wird auf rund 25 Millionen Euro geschätzt.

Dennoch fand der Vorschlag von Bob Hanning nur wenige Anhänger. Der Geschäftsführer der Füchse Berlin hatte angeregt, alle 18 Erstligisten im Juni an einem Ort innerhalb kürzester Zeit die verbleibenden Spiele zu absolvieren. „Geisterspiele sind schwer zu organisieren für Clubs außerhalb des Fußballs. Das Virus einzudämmen, wäre bei jedem Fortsetzungs-Szenario schwierig geworden“, erklärte Bohmann.

Liga-Präsident Uwe Schwenker betonte, dass „ein Wiedereinstieg zu einem noch späteren Zeitpunkt nicht mehr machbar“ gewesen wäre, „da das Zeitfenster, das uns bis zum 30. Juni bleiben würde, zu klein wäre, um den Spielern auch nur annähernd die Chance zu geben, sich im Trainingsbetrieb auf den harten Wettbewerb vorzubereiten“. Der Abbruch sei daher zwar „sehr bitter, aber alternativlos“. Hanning erklärte: „Der Beschluss der Liga ist gefasst, eine für alle gerechte Lösung wird es nie geben können.“ Ein neuer Termin muss nun auch für das Pokal-Finalturnier in Hamburg her, das auf den 27./28. Juni verschoben worden war.

Abgebrochen wird die Saison auch in der Jugend-Bundesliga und der 3. Liga. Die Männer der HG Saarlouis schließen die 3. Liga Süd damit als Achter, die Frauen der HSG Marpingen/Alsweiler die 3. Liga West als Siebter ab. Neuling Marpingen stellt mit Joline Müller (130 Tore) sogar die beste Werferin der Liga.

Für Kiel ist es der erste Meistertitel seit 2015. Zudem hat sich der THW gemeinsam mit dem Nordrivalen SG Flensburg-Handewitt für die Champions League qualifiziert. Der SC Magdeburg, die TSV Hannover-Burgdorf und die Rhein-Neckar Löwen spielen in der Euro League (ehemals EHF-Cup).

Bei der Wertung der Spielzeit entschied sich das Präsidium gegen eine Annullierung und für die Anwendung der Quotientenregel, die Tabellenführer Kiel als bestes Team der Saison 2019/2020 ausweist. Absteiger wird es nicht geben, Aufsteiger sind der HSC 2000 Coburg und TuSEM Essen. Die HBL startet mit 20 Clubs in die neue Saison, in der es vier Absteiger geben wird und die mit dem Supercup zwischen Kiel und Flensburg in der ersten September-Woche beginnen soll.

„Wir müssen uns aber auch auf andere Szenarien vorbereiten“, sagte Bohmann und prophezeite schwere Zeiten: „Die Krisenmanagement-Qualitäten müssen nach vorne gestellt werden. Jeder muss den Kopf über Wasser halten und die nächste Saison überleben. Existenziell entscheidend wird es nun sein, wann wir wieder in unseren Arenen vor Zuschauern spielen können.“

Der Dauerkartenverkauf gestaltet sich schwierig – ebenso die Sponsorensuche. Großveranstaltungen sind mindestens bis zum 31. August verboten. Und ob es danach wieder Spiele mit Zuschauern geben wird, ist völlig offen.

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