Hamburger verlieren 0.3 zuhause gegen Ingolstadt Verunsicherter HSV fürchtet das „Vollchaos“

Hamburg · Trotz der Horrorserie von sieben Spielen ohne Sieg darf Hannes Wolf Trainer des Hamburger SV bleiben. Aus eigener Kraft kann der HSV nach dem 0:3 gegen Ingolstadt nicht mehr direkt aufsteigen.

 Die HSV-Fans im Hintergrund hatten nach der fatalen 0:3-Heimniederlage gegen den FC Ingolstadt Erklärungsbedarf. Mit betretenen Gesichtern gehen die Hamburger Profis danach schuldbewusst in Richtung Kabine.

Die HSV-Fans im Hintergrund hatten nach der fatalen 0:3-Heimniederlage gegen den FC Ingolstadt Erklärungsbedarf. Mit betretenen Gesichtern gehen die Hamburger Profis danach schuldbewusst in Richtung Kabine.

Foto: dpa/Daniel Bockwoldt

Die Atmosphäre im Volkspark war gespenstisch: Keine Pfiffe, kein Beifall, nur demonstrative Stille von etwa 50 Unentwegten empfing am Sonntag die völlig verunsicherten Zweitliga-Profis des Hamburger SV beim Training. Schweigend angeführt von Hannes Wolf, der wohl nur mangels personeller Alternativen bis auf Weiteres HSV-Trainer bleiben darf.

Umso lauter hatten mehr als 50 000 Stadionbesucher während und nach der 0:3-Pleite des Tabellenvierten gegen den Abstiegskandidaten FC Ingolstadt ihrem Unmut Luft verschafft. Und nach dem siebten Spiel in Serie ohne Sieg steht fest: Aus eigener Kraft direkt aufsteigen können die Hanseaten nicht mehr, selbst Relegationsplatz drei ist kein Selbstläufer.

Drei Stunden lang steckten die HSV-Verantwortlichen ihre Köpfe zusammen, dann erhielt Wolf seine wohl letzte Bewährungschance. „Wir sind grundsätzlich von unserem Trainer total überzeugt, deshalb müssen wir diese Phase auch mal gemeinsam überstehen“, sagte Sport-Vorstand Ralf Becker am Sonntag. Der Krisengipfel, sagte Becker, sei ein ganz normales Gespräch der Verantwortlichen gewesen: „Wenn wir immer direkt unruhig werden, stürzen wir irgendwann ins Vollchaos, und das wollen wir nicht.“

Momentan spricht dennoch nicht mehr viel für eine Weiterbeschäftigung von Wolf über das Saisonende hinaus. Denn eigentlich hat der 38-Jährige schon alle Register gezogen: Die Trainingsgruppe ausgedünnt, Störenfried Lewis Holtby suspendiert und das bei den Norddeutschen fast schon traditionelle Krisenlager im niedersächsischen Rotenburg aufgeschlagen – ohne jeden positiven Effekt.

Schon früh wurde der HSV kalt erwischt. Nach einem Stellungsfehler von Leo Lacroix entwischte Paraguays Nationalspieler Lezcano der Hamburger Abwehr und erzielte in der achten Minute seinen achten Saisontreffer. Nur vier Minuten später hätte Ingolstadt den Vorsprung ausbauen können, aber HSV-Torwart Julian Pollersbeck klärte in höchster Not gegen Thomas Pledl.

Auch in der Folgezeit bekam der HSV nicht viel auf die Reihe, auch wenn das Team gegen Ende der ersten Hälfte etwas mehr Druck aufbaute. Nach der leblosen ersten Hälfte zeigten sich die Hamburger in Durchgang zwei stark verbessert und erspielten sich mehrere gute Möglichkeiten. Orel Mangala (48.) und Khaled Narey (60.) konnten ihre Gelegenheiten aber nicht nutzen. Auch der in der 63. Minute eingewechselte Torjäger Pierre-Michel Lasogga konnte dem Spiel keine Wende mehr geben. Im Gegenteil: Pledl und Gaus machten die sechste Heimpleite in dieser Saison für den HSV perfekt.

„Wir haben jetzt die klare Verantwortung, wieder aufzustehen, um am nächsten Sonntag ein besseres Spiel zu machen“, sagte Wolf. Vielleicht Glück im Unglück für den leidgeprüften Traditionsklub: Es geht zum SC Paderborn, der als direkter Mitkonkurrent im Aufstiegskampf nur einen Punkt Vorsprung hat. Letzter Heimspielgegner ist dann am 18. Mai Tabellenschlusslicht MSV Duisburg.

 War’s das schon? Mit versteinerter Miene blickt HSV-Trainer Hannes Wolf zur Anzeigetafel.  Foto: Charisius/dpa

War’s das schon? Mit versteinerter Miene blickt HSV-Trainer Hannes Wolf zur Anzeigetafel. Foto: Charisius/dpa

Foto: dpa/Christian Charisius

Die aktuellen Zahlen aber nähren Zweifel an der sofortigen Rückkehr in die Bundesliga. 16 Zähler aus 15 Rückrundenbegegnungen sind eines Erstliga-Aspiranten unwürdig. Besonders fatal: Wolfs Punkteschnitt ist mittlerweile unter den Wert seines Vorgängers Christian Titz gesunken. Und der wurde nach nur zehn Zweitliga-Partien schon im Herbst vergangenen Jahres beurlaubt.

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