Fußball-EM 2020 wird um ein Jahr verlegt Uefa macht den Weg für die nationalen Ligen frei

Frankfurt · Europäischer Fußball-Verband verlegt die erste paneuropäische Europameisterschaft in den Sommer 2021. Champions und Europa League ausgesetzt.

Uefa-Präsident Aleksander Ceferin sprach in puncto EM-Absage von einem „Opfer“.

Uefa-Präsident Aleksander Ceferin sprach in puncto EM-Absage von einem „Opfer“.

Foto: dpa/"robin Van Lonkhuijsen"

(sid) Die Hilferufe der Clubs und Ligen wurden erhört, die Uefa ist eingeknickt: Nach langem Zögern hat die Europäische Fußball-Union die für dieses Jahr geplante EM-Endrunde wegen der Coronavirus-Pandemie auf den kommenden Sommer verschoben. Nach einem Krisengipfel am Dienstag beschloss die Uefa die historische Verlegung des paneuropäischen Mega-Turniers, das ursprünglich vom 12. Juni bis zum 12. Juli in zwölf Ländern ausgetragen werden sollte. Als neuen Termin schlug die Uefa den Zeitraum vom 11. Juni bis 11. Juli 2021 vor.

„Es war wichtig, dass die Uefa als Dachverband des europäischen Fußballs den Prozess anführte und das größte Opfer brachte“, wurde Uefa-Präsident Aleksander Ceferin in einer Verbandsmitteilung zitiert: „Die Verschiebung ist mit enormen Kosten verbunden, aber wir werden unser Bestes tun, um sicherzustellen, dass die Entwicklung des Spiels in unseren 55 Ländern nicht beeinträchtigt wird.“ Damit haben die nationalen Ligen nun den dringend benötigten Puffer, um die Saison noch im Sommer zu Ende spielen zu können. Der Spielbetrieb in Champions und Europa League, die derzeit unterbrochen sind, wird weiter ausgesetzt. Die Playoffs zur EM, die ursprünglich im März 2020 ausgetragen werden sollten, werden vorbehaltlich einer Überprüfung der Situation in den Juni verschoben. Verlegt werden sollen 2021 auch die U21-EM in Slowenien und Ungarn, das Finalturnier der Nations League und zwei Spieltage der europäischen Qualifikation für die Weltmeisterschaft 2022.

Neben den Olympischen Spielen in Tokio (24. Juli bis 9. August), von deren Austragung die japanischen Organisatoren weiter ausgehen, war die EM das bedeutendste Sportereignis dieses Jahres, die deutsche Nationalmannschaft sollte ihre Vorrundenspiele in München gegen Weltmeister Frankreich, Titelverteidiger Portugal sowie den Sieger eines Playoff-Turniers bestreiten

Zwei Hindernisse, die durch die Verlegung entstanden, gleich aus dem Weg geräumt sein: Der Weltverband Fifa signalisierte seine Bereitschaft, die im Sommer 2021 in China geplante Klub-WM auf einen späteren Zeitpunkt zu verlegen und damit Platz für die EURO zu schaffen. Für die Frauen-EM in England, die von 7. Juli bis 1. August 2021 geplant war, werde "in Kürze" ein neuer Termin bekannt gegeben, teilte die Uefa am Dienstagabend mit.

Angesichts der raschen Verbreitung des Virus ruht derzeit in fast allen europäischen Ligen der Spielbetrieb. Bis zuletzt hatte die Uefa trotzdem noch strikt am Terminkalender für die EM festgehalten – dass dieser aufgrund der Verzögerungen in den nationalen Ligen nicht haltbar sein würde, hatte sich aber schon abgezeichnet. „Die Wahrscheinlichkeit, dass wir im Sommer eine perfekte EM spielen, die ist vermutlich keine Zahl mehr vor dem Komma“, hatte DFL-Geschäftsführer Christian Seifert am Vortag des Krisengipfels gesagt. „Kein Mensch kann aktuell seriös voraussagen, wie lange uns das Thema Coronavirus noch beschäftigen wird“, meinte auch Bayern Münchens Vorstands-Chef Karl-Heinz Rummenigge.

Zu einer Gesinnungsänderung bei der Uefa dürfte auch geführt haben, dass die Weltgesundheitsorganisation WHO das Coronavirus erstmals als Pandemie eingestuft hatte. Zehntausende Fans, die wegen der EM quer durch Europa reisen, wurden vor diesem Hintergrund zu einer Horrorvorstellung.

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