Fußball in Corona-Krise Klare Ideen im Kampf an vielen Fronten

Nyon · Die Uefa sieht Geisterspiele als Chance, will das Financial Fairplay lockern und den Europapokal im August beenden.

 Uefa-Präsident Aleksander Ceferin versucht, die Lage angesichts der Corona-Krise nüchtern zu betrachten. Die aktuelle Europapokal-Saison könne im September oder Oktober nicht mehr beendet werden, sagt er.

Uefa-Präsident Aleksander Ceferin versucht, die Lage angesichts der Corona-Krise nüchtern zu betrachten. Die aktuelle Europapokal-Saison könne im September oder Oktober nicht mehr beendet werden, sagt er.

Foto: dpa/Laurent Gillieron

Lionel Messi, Mohamed Salah, Sergio Ramos – schön aneinandergereiht zieren die Trikots der Fußball-Granden das Büro von Aleksander Ceferin und erinnern an magische Europapokal-Nächte, die derzeit so fern scheinen. Doch schon bald sollen sich die Stars auch wieder auf dem Rasen gegenüberstehen – an diesem Ziel hält der Uefa-Boss in der Corona-Krise eisern fest. Einen genauen Plan für den Neustart hat Ceferin zwar nicht – eine Deadline aber sehr wohl.

„Es wird wohl Juli, August“, bis der Ball in Champions und Europa League wieder rollen könnte, wie der Präsident der Europäischen Fußball-Union (Uefa) sagte. Aber später, das verdeutlichte der Slowene, darf es nicht werden, sonst ist die Europacup-Saison verloren: „Im September oder Oktober können wir das nicht mehr ausspielen.“

Freilich sind alles nur Gedankenspiele. Das ungewisse Fortschreiten der Pandemie macht auch den zeitlichen Spielraum für die mögliche Rückkehr des Fußballs unvorhersehbar. Während Champions und Europa League offiziell auf unbestimmte Zeit unterbrochen sind, könnte in der Bundesliga der Spielbetrieb schon im Mai mit Geisterspielen wieder aufgenommen werden, was Ceferin ausdrücklich begrüßt. „Jeder Weg ist der richtige, wenn die Gesundheit der Spieler im Vordergrund steht“, sagte er.

Und auch im Europapokal sind Spiele ohne Zuschauer die einzig realistische Option, dass in dieser Saison überhaupt noch mal gespielt wird – auch wenn Ceferin diesen Gedanken zuletzt noch „schwer vorstellbar“ fand. Jedoch sei es „auf jeden Fall besser“, wie Ceferin betonte, „Fußball ohne Zuschauer zu spielen und ihn zurück im Fernsehen zu haben als überhaupt nicht.“

Jedoch weiß auch der 52-Jährige, dass dies nicht in seiner Hand liegt. „Wenn uns die Behörden nicht mehr erlauben zu spielen“, sagte Ceferin nüchtern, „dann können wir eben nicht mehr spielen.“ Alleingänge, wie jenen der belgischen Liga, die ihre Saison am vergangenen Donnerstag vorzeitig abgebrochen hatte, darf es aber keinesfalls mehr geben. Ansonsten, warnte der Uefa-Chef, droht gar der Ausschluss aus dem Europapokal.

Der Ton wird rauer – besonders, wenn es um den „Lieblingsfeind“ geht, den Weltverband Fifa. Ceferin übte harsche Kritik an der Fifa und Chef Gianni Infantino für dessen Pläne zur Verteilung der angedachten finanziellen Hilfen für Verbände, Clubs und Spieler. Die Fifa hatte die Aktion Ende März angekündigt, ohne konkrete Summen zu nennen.

„Wir sollten dem zustimmen, sodass die Fifa-Administration dann entscheiden kann, wer wie viel Geld bekommt. Das ist nach meiner Auffassung und der von noch ein paar anderen Leuten etwas seltsam“, meinte Ceferin: „So kann keiner kontrollieren, wohin die Summen fließen.“ Vielmehr bräuchte es „strikte Regularien“, schließlich könne man „nicht einfach der Fifa-Administration überlassen, wer am meisten Hilfe braucht. Das ist doch viel zu einfach gedacht.“

Einfach ist in der Krise nichts, Hilfen werden dringend benötigt – auch Ceferin hat registriert, dass sich viele Clubs in „sehr schweren finanziellen Nöten“ befänden. Bei der Uefa sei es daher „definitiv auch eine gute Überlegung“, die Regeln des Financial Fairplay langfristig zu lockern. „Wir setzen das jetzt auch erst einmal aus“, sagte Uefa-Chef Ceferin: „Und dann schauen wir, wie die Saison zu Ende geht.“

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