Fußball Der England-Experte hat nur ein Ziel

Krakau · Serge Gnabry nimmt in der U21 eine wichtige Rolle ein, alle Hoffnungen hat er noch nicht erfüllt. Heute ist das Halbfinale.

 Serge Gnabry lässt die Kugel tanzen – das will er auch heute Abend im Halbfinale der U21-Europameisterschaft gegen England tun.

Serge Gnabry lässt die Kugel tanzen – das will er auch heute Abend im Halbfinale der U21-Europameisterschaft gegen England tun.

Foto: dpa/Jan Woitas

() Fünf Jahre in der Premier League machen Serge Gnabry zum Experten für dieses EM-Halbfinale. Der Neuzugang des FC Bayern hat den englischen Fußball in seiner Zeit beim FC Arsenal so intensiv wie kein anderer im deutschen U21-Nationalteam erlebt. Vor dem heutigen Duell mit England (18 Uhr/ARD) kann er Stefan Kuntz vielleicht wertvolle Hinweise geben. „Wir werden uns auf jeden Fall austauschen“, kündigte der U21-Trainer an. Mit Verteidiger Calum Chambers spielte Gnabry sogar in London zusammen.

England steht bereits zum neunten Mal in einem EM-Halbfinale, den Titel holte sich das Team 1982 und 1984. 2017 erlebt der Junioren-Fußball von der Insel aber einen goldenen Sommer. Vor zwei Wochen wurde die U20 in Südkorea erstmals Weltmeister, im Mai verlor die U17 das EM-Finale erst im Elfmeterschießen gegen Spanien, nun kann die U21 Europameister werden. Das Hoch ist unverkennbar. Für Aufsehen sorgte zuletzt Jordan Pickford, der für knapp 28 Millionen Euro von Sunderland zum FC Everton wechselte und zum teuersten britischen Torhüter der Geschichte wurde.

Während seiner Zeit in England war Gnabry stets fester Bestandteil der DFB-Auswahlteams. Bei den Olympischen Spielen im vergangenen Jahr machte er dann verstärkt auf sich aufmerksam. Mit sechs Treffern führte der Torschützenkönig die DFB-Mannschaft zur Silbermedaille, die bei dem Neu-Münchener einen besonderen Platz hat. „Sie hängt zu Hause am Schrank. Ich sehe sie oft, wenn ich zu Hause bin, Erinnerungen kommen dann immer wieder hoch“, sagte Gnabry.

Nach den Sommerspielen wechselte Gnabry zu Werder Bremen, spielte dort eine starke Saison und feierte vergangenes Jahr mit drei Toren gegen San Marino sein furioses Debüt in der A-Nationalelf. Den Schritt zurück in die Bundesliga hat der 21-Jährige keinesfalls bereut. „Der deutsche Fußball hat sich in den letzten Jahren sehr entwickelt“, sagte er: „Es kommen immer mehr junge Spieler hoch. Das Niveau der Bundesliga ist sehr hoch.“

Zum Confed Cup nahm Joachim Löw den 21-Jährigen nicht mit, stattdessen soll Gnabry bei der U21-EM eine Führungsrolle einnehmen. „An die WM 2018 denke ich noch nicht“, sagte der Offensivspieler: „Wir sind hier voll im Turniermodus und haben nur ein Ziel.“ Der EM-Titel mit der U21 wäre nach der Silbermedaille von Rio der zweite große internationale Erfolg für den Flügelspieler.

Die EM ist für ihn eine weitere Bühne, um sein Talent zu zeigen. Bislang trumpft Gnabry noch nicht in Topform auf. Er spielte sowohl zum Auftakt gegen Tschechien als auch gegen Dänemark stark, erzielte einen Treffer. Gegen Italien erwischte er dagegen wie der Großteil der Mannschaft einen schwächeren Tag. Dennoch lobt Kuntz: „Man merkt, dass er die Führungsrolle annimmt. Er findet immer wieder genau die richtige Mischung zwischen Spaß machen und dann auch wieder mal zur Räson und zum konzentrierten Arbeiten aufrufen.“

Nach der EM will sich der Sohn eines Ivorers und einer Deutschen erst einmal auf die neue Bundesliga-Saison konzentrieren. Sein Wechsel zum FC Bayern ist bereits perfekt, allerdings wurde zuletzt immer wieder über ein Ausleihgeschäft spekuliert. Fragen zu seiner Zukunft hat Gnabry nach eigener Aussage „satt“. Stattdessen will er sich auf den Einzug in das EM-Finale konzentrieren. „Er könnte einer der Topspieler bei der Europameisterschaft werden“, sagte Sportdirektor Horst Hrubesch vor dem Turnierstart. Ein Finaleinzug wäre da nach dem Geschmack der beiden.

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