Fußball Kaum ein Club bunkert so viel Geld wie die TSG

Sinsheim · Fußball-Bundesligist Hoffenheim hat in diesem Sommer schon 100 Millionen Euro aus Spielerverkäufen eingenommen.

Der Hoffenheimer Joelinton stürmt jetzt für Newcastle United.

Der Hoffenheimer Joelinton stürmt jetzt für Newcastle United.

Foto: dpa/Uwe Anspach

So ein bisschen muss sich Alexander Rosen mittlerweile fühlen wie der Dagobert Duck von Hoffenheim. Da verfügt der gewiefte TSG-Sportchef nach dem Rekordtransfer des Brasilianers Joelinton über die größten Geldreserven der Vereinsgeschichte, er will (oder darf) sie jedoch nicht vollends aufbrauchen. Die Kraichgauer sind in Sachen Ticketing, Sponsoring und Merchandising nunmal kein „Big Player“ der Fußball-Bundesliga, sie müssen deshalb noch immer ihre durchaus erfolgreiche Strategie verfolgen: Spieler günstig einkaufen, weiterentwickeln und dann wieder teuer veräußern. Auch wenn das in sportlicher Hinsicht oft schmerzt.

„Nicht zum ersten und sicher nicht zum letzten Mal stehen wir vor einer solchen Entscheidung“, sagte Rosen nach dem Abgang des 22-jährigen Joelinton zum englischen Erstligisten Newcastle United: „Und wir haben solche Entscheidungen stets zu treffen mit dem Blick auf die Zukunftsfähigkeit des Clubs.“

Die stellt sich finanziell aussichtsreich dar und ermöglicht Rosen bei künftigen Verhandlungen mit seinem vorhandenen und dem möglicherweise neuen Personal mehr Spielraum. Gut 45 Millionen Euro soll der Verkauf von Joelinton erlöst haben, zuvor brachten bereits die Abgänge von Nico Schulz (Borussia Dortmund) und Kerem Demirbay (Bayer Leverkusen) zusammen mehr als 50 Millionen Euro ein.

Gezahlt hatte Hoffenheim für das Trio nicht einmal ein Zehntel der jetzigen Einnahmen, auch deshalb betonte Rosen mit Blick auf den jüngsten Transfercoup: „Ein Verein unserer Prägung kann es sich kaum erlauben, ein solches Angebot auszuschlagen. Es gilt abzuwägen zwischen dem sportlichem Wunsch und der finanziellen Vernunft.“

In der Bundesliga gelingt dieser Spagat neben Eintracht Frankfurts Sportvorstand Fredi Bobic kaum jemandem besser als Rosen, der schon bald die nächsten zehn Millionen (oder etwas mehr) bunkern könnte, sofern der deutsche U21-Nationalspieler Nadiem Amiri sich Leverkusen anschließen sollte. Der Wechsel wird in den nächsten Tagen erwartet.

Für sein Verhandlungstalent wurde Rosen, Ex-Profi des 1. FC Saarbrücken (2002 bis 2004) und der SV Elversberg (2004/2005) schon in der Vergangenheit in den höchsten Tönen gelobt. „Durch eine kluge, mutige und weitsichtige Transferpolitik ist er maßgeblich daran beteiligt, dass der Club in den vergangenen Jahren eine außergewöhnliche Entwicklung genommen hat“, sagte TSG-Geschäftsführer Peter Görlich Anfang Mai, nachdem der Vertrag mit Rosen bis zum 30. Juni 2023 verlängert worden war.

Ob sich der Erfolgsweg von Rosen und Hoffenheim fortsetzt, hängt nun wieder von neuen Spielern ab. Teile der Einnahmen werden in den kommenden Wochen reinvestiert. Bislang holte die TSG Sargis Adamyan, Konstantinos Stafylidis, Philipp Pentke und Ihlas Bebou. Ziemlich unspektakuläre Namen – aber gerade mit solchen hatten Rosen und Co. in der Vergangenheit Erfolg.

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