Trainer-Legende Gutendorf gestorben Fußball-Deutschland trauert um „Riegel-Rudi“

Frankfurt · Weltenbummler Gutendorf stirbt mit 93 Jahren. Die Trainerlegende betreute vor allem Nationalteams aus fernen Ländern.

 Rudi Gutendorf trainierte auch das Nationalteam von Samoa.

Rudi Gutendorf trainierte auch das Nationalteam von Samoa.

Foto: dpa/dpaweb/Ron Kubik

Fußball-Deutschland trauert um Rudi Gutendorf. Der Kult-Trainer starb mit 93 Jahren im Beisein seiner Familie an Altersschwäche. „Wir verlieren in ihm jemanden, der uns durch sein großes Herz und Positivität jeden Tag bereichert hat“, hatte die Familie des Weltenbummlers zuvor in einer Mitteilung geschrieben. Der Fußball war für Gutendorf bis zu seinem Tod am Freitagmorgen immer mehr als ein Job. Es war seine ganz große Leidenschaft – und brachte ihn um die Welt, bis nach Ghana, Iran, China und Fidschi.

Bis vor zwei Jahren war für den Weltenbummler, der aufgrund seiner zahlreichen Trainerstellen von Rengsdorf bis Ruanda als Trainer mit den meisten internationalen Engagements im Guinness-Buch aufgeführt ist, noch nicht Schluss. In seiner Heimat Koblenz trainierte der Coach noch mal eine Flüchtlingsmannschaft. „Der Ball fasziniert mich einfach. Er lässt sich nicht betrügen. Manchmal ist er launisch, ein richtiger Sauhund“, sagte Gutendorf vor zwei Jahren dem Fußball-Magazin „Socrates“, „aber mit ihm ist mir nie langweilig geworden, nie hatte ich die Schnauze voll vom Fußball.“

„Mit dem Fußball um die Welt“ nannte Gutendorf sein Buch, das er 2002 veröffentlichte – kurz bevor er die Nationalmannschaft von Samoa übernahm. Er erwarb sich bei den Nationalverbänden kleinerer Länder einen guten Ruf. Vor Samoa betreute der Trainer unter anderem Bermuda, Botswana, Grenada, Nepal sowie Trinidad und Tobago.

Mit dem Spitznamen „Riegel-Rudi“ hatte der Coach dem MSV Duisburg mit seinem Defensivfußball in der ersten Bundesliga-Saison 1963/1964 die Vize-Meisterschaft beschert. Weitere Stationen in der höchsten deutschen Spielklasse vom VfB Stuttgart über Schalke 04, Kickers Offenbach, Tennis Borussia Berlin und den Hamburger SV folgten. Der rastlose Fußball-Reisende hatte offenbar nie genug. Mit 85 Jahren bot er sich dem MSV Duisburg gar als Trainer in der 2. Bundesliga an. Auch als Ratgeber trat er weiter auf und nahm keine Rücksicht auf dekorierte Trainer der heutigen Zeit. So rügte er den ehemaligen Bayern-Trainer Pep Guardiola für dessen ständige Rotationen und bescheinigte ihm, er habe beim Champions-League-Aus gegen Real Madrid 2014 „ganz große Scheiße gebaut“.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort