U21-EM in Italien Nübels Fehler erinnert an Titan Kahn

Udine · Schalkes Torhüter wurde im Finale zur tragischen Figur. Nun steht für ihn die Zukunftsfrage an – Bayern soll Interesse zeigen.

 Alexander Nübel spielte trotz des Fehlers im Finale eine starke U21-EM.

Alexander Nübel spielte trotz des Fehlers im Finale eine starke U21-EM.

Foto: dpa/Cezaro De Luca

Als die Tränen getrocknet waren, suchte Alexander Nübel Trost in den Armen seines Vaters. Die Familie des Schalke-Schlussmanns war extra nach Udine gereist, Freunde und Bekannte seines Heimatvereins TSV Tudorf waren 1000 Kilometer mit dem Auto gefahren. Doch dann wurde ausgerechnet Nübel zur tragischen Figur des Endspiels. Am Ende einer ganz starken U21-EM patzte der Torwart böse. Erinnerungen an Oliver Kahn und die WM 2002 wurden wach, als der Titan auf den Tag genau vor 17 Jahren im Finale gegen Brasilien in Yokohama (0:2) Schwächen offenbarte.

„Als Torhüter ist man versucht, sich alleine die Schuld zu geben. Er hätte den Ball sicher festhalten können. Aber letzten Endes sind wir auch wegen Alex ins Finale gekommen“, sagte Trainer Stefan Kuntz über jene Szene, die das Finale wohl entschied. Als das DFB-Team auf den Ausgleich drängte, ließ Nübel einen Schuss von Fabian Ruiz nach vorne abprallen – Dani Olmo (69.) bedankte sich und schob zum 2:0 ein.

Nübel weinte nach dem Schlusspfiff bittere Tränen, nach der Umarmung mit seinem Vater verschwand er als erster Spieler im Mannschaftsbus – ohne ein Wort gesagt zu haben. Das übernahmen die Teamkollegen. „Alex hat ein Weltklasse-Turnier gespielt“, sagte Nadiem Amiri, und auch Torjäger Luca Waldschmidt betonte: „Ich mache ihm keinen Vorwurf, dass das Ding nach vorne springt. Ich habe vorne auch Chancen vergeben. Wir stehen alle voll hinter ihm.“ Im letzten Gruppenspiel gegen Österreich (1:1) hatte Nübel mit zwei Glanzparaden eine Niederlage verhindert, im Halbfinale gegen Rumänien (4:2) bewahrte er sein Team mit einem Weltklasse-Reflex vor dem 1:3. Seinen Marktwert steigerte er in Italien enorm.

Kuntz machte seinem Torhüter daher auch Mut: „Das wird für ihn ein Schritt sein, den er für den Rest seiner Karriere sicher gebrauchen kann.“ Am frühen Montag reiste Nübel mit dem Rest der Mannschaft zurück nach Deutschland, wo nicht weniger spannende Tage auf den Torhüter warten. Noch immer ist die Zukunft des 22-Jährigen, dessen Vertrag bei Schalke 04 2020 ausläuft, ungeklärt. Die Gerüchte um ein Interesse von Bayern München halten sich hartnäckig. Schalkes neuer Sportvorstand Jochen Schneider kündigte bereits an, mit Nübel Gespräche über eine Verlängerung des Vertrages führen zu wollen. „Wir werden alles tun, um ihn zu behalten“, sagte Schneider.

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