Fußball Süles Ausfall tut DFB noch mehr weh

München · Der FC Bayern hat Alternativen in der Defensive, Bundestrainer Löw nicht. Kommt Hummels jetzt doch zurück?

Uli Hoeneß raubte Joachim Löw die letzten Hoffnungen. „So wie es ausschaut, ist die Saison für ihn beendet, auch die EM kann er ad acta legen“, sagte der Präsident von Bayern München am Montag über Abwehrchef Niklas Süle. Zwar war die Kreuzband-Operation beim Nationalspieler in Innsbruck „gut verlaufen“, wie Bayern-Sportdirektor Hasan Salihamidzic versicherte. Die EM in knapp acht Monaten kann Süle aber offenbar trotzdem abschreiben.

„Er muss zur neuen Saison wieder fit sein“, betonte Hoeneß. Süles zweiter Kreuzbandriss im linken Knie nach 2014 sei „die totale Katastrophe, ein Drama“. Das weiß auch der Bundestrainer. Von einer „ganz bitteren Nachricht“ hatte Löw gesprochen, als ihn die Kunde von Süles Pech im Bundesliga-Derby der Bayern beim FC Augsburg (2:2) erreichte. Süle sei ein „Fixpunkt in unseren Planungen“ – aber nun allem Anschein nach nicht für die EM.

Dass Löw in seiner Not Mats Hummels zurückholt, schließen DFB-Kenner aus. „Wir gehen unseren Weg mit den jungen Spielern, es gibt keine Veranlassung, den Mats zu nominieren“, hatte Löw Anfang Oktober gesagt, als ihm mit Antonio Rüdiger, Matthias Ginter und Thilo Kehrer drei Innenverteidiger fehlten. Stattdessen ließ er gegen Argentinien (2:2) Debütant Robin Koch und Emre Can im Dreierverbund mit Süle ran. Als dann auch Jonathan Tah und Niklas Stark ausfielen, verzichtete er abermals auf den Rio-Weltmeister. In Estland (2:2) spielte erneut Can neben Süle, diesmal in einer Viererkette.

Wenn im November die Spiele gegen Weißrussland (16.) und Nordirland (19.) die EM-Qualifikation beschließen, wird Ginter, wird womöglich auch Rüdiger wieder bereitstehen. Doch Hummels hat Fürsprecher. „So wie er jetzt spielt, ist es klar. Ohne Diskussion“, sagte BVB-Trainer Lucien Favre über eine mögliche Rückkehr. Clubkollege Marco Reus meinte: „Aufgrund seiner Leistungen würde er jede Mannschaft stärker machen.“

In einer Online-Umfrage des kicker sprachen sich unter 96 314 Teilnehmern stolze 77,43 Prozent für eine Rückholaktion aus. In einer vergleichbaren Lage vor der WM 1998 sprang Berti Vogts über seinen Schatten und reaktivierte den 37-jährigen Matthäus. „Dann verliere ich halt mein Gesicht. Wichtig ist, dass die Mannschaft Erfolg hat“, sagte Vogts damals.

Denkt Löw ähnlich? Fakt ist: Er braucht einen neuen Defensiv-Chef. Süle bestritt seit dem vor einem Jahr zunächst zögerlich, ab März vehement betriebenen Umbruch alle elf Länderspiele von der ersten bis zur letzten Minute. Für Löw ist er „ein Gesicht der jungen Spieler-Generation“, in Richtung EM will er „überhaupt keinen Druck aufbauen“. Eine Reaktion auf Hoeneß verkniff er sich. Vonseiten des DFB hieß es nur, Löw wolle den weiteren Heilungsverlauf bei Süle beobachten.

Das werden auch die Bayern tun, die ausreichend Alternativen für Süle im Kader haben: Benjamin Pavard, Lucas Hernandez, Jérôme Boateng sowie Javi Martínez stehen bereit – auch an diesem Dienstag im Champions-League-Spiel bei Olympiakos Piräus (21 Uhr/Sky).

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