Fußball Reformpläne für Europacup im Fokus

Frankfurt · Bei der DFL-Versammlung diesen Mittwoch wird es nicht nur um Videobeweis in 2. Liga und Folgen des Polizeikosten-Urteils gehen.

 Die anstehende Reform der europäischen Vereinswettbewerbe sorgt für Diskussionen. Die Champions League in ihrer bisherigen Form wird es nach der Umstrukturierung ziemlich sicher nicht mehr geben.

Die anstehende Reform der europäischen Vereinswettbewerbe sorgt für Diskussionen. Die Champions League in ihrer bisherigen Form wird es nach der Umstrukturierung ziemlich sicher nicht mehr geben.

Foto: dpa/Julian Stratenschulte

Wenn sich die Bosse der 36 Profivereine an diesem Mittwoch im Büsing Palais treffen, umweht die Manager ein Hauch von Geschichte. Bereits im Jahr 1775 weilte Johann Wolfgang von Goethe für einen Sommer mit seiner Verlobten Lili Schönemann in dem Offenbacher Herrenhaus. Die Gretchenfrage stellte der Dichterfürst erst 33 Jahre später – doch so lange können sich die Clubs keine Gedanken darüber machen, wie sie es denn mit einer Europacup-Reform halten.

Eine Antwort sollte her, noch bevor die Europäische Fußball-Union (Uefa) am Freitag ihre 55 Verbände in Budapest über den Stand der Dinge informiert. Das brisante Thema steht zwar nicht offiziell auf der Tagesordnung, die den formalen Beschluss zur Einführung des Videobeweises in der 2. Liga und den Umgang mit dem Polizeikosten-Urteil des Bundesverwaltungsgerichts enthält. Doch daran vorbei werden weder die Vereinsverantwortlichen noch die Spitze der Deutschen Fußball Liga (DFL) kommen.

Schließlich beinhaltet die diskutierte Reform jede Menge Zündstoff. Dem deutschen Profifußball droht die Zerreißprobe, falls die Branchenführer Bayern München und Borussia Dortmund einen anderen Kurs als der Rest einschlagen. Und diese Gefahr besteht. Sollte die mächtige europäische Clubvereinigung ECA gemeinsam mit der Uefa ihre Ziele verwirklichen, wäre eine Dreiklassengesellschaft perfekt. Und da die Bayern wie der BVB zur sehr gut betuchten ersten Klasse gehören würden, scheint ein Konflikt geradezu programmiert.

Da nutzen auch die Beschwichtigungen des Dortmunder Geschäftsführers Hans-Joachim Watzke („Wir sollten die vielen Gerüchte über eine mögliche Reform nicht durch Aussagen im Vorfeld weiter anheizen“) und des Münchner Vorstandsvorsitzenden Karl-Heinz Rummenigge („Es geht lediglich um eine Reform der bereits bestehenden europäischen Clubwettbewerbe“) nichts.

Details der Reform, die den Europacup ab 2024 mehr oder weniger zu einer dreigeteilten Europaliga machen würde, veröffentlichte zuletzt die Nachrichtenagentur AFP. Demnach spielen in der 1. Liga (Nachfolger der Champions League) 32 Mannschaften. Diese sollen in vier Achtergruppen die Teilnehmer der K.o.-Runden ermitteln. Das würde 14 Gruppenspiele für jedes Team statt der bisherigen sechs bedeuten.

Teilnehmen sollen die international erfolgreichsten Vereine in den Spielzeiten von 2020 bis 2024 – und diese elitäre Gesellschaft wäre fast geschlossen. Denn die 24 besten Teams sollen sich automatisch für die kommende Saison qualifizieren. Nur vier Clubs würden den Einzug über die nationalen Ligen schaffen, vier weitere würden aus der 2. Liga (Nachfolger der Europa League) aufsteigen. An dieser 2. Liga nehmen ebenfalls 32 Mannschaften teil, 20 davon qualifizieren sich über die Ligen. Erst in der 3. Liga würden 64 Clubs antreten, die den Einzug ausschließlich über die nationalen Meisterschaften schaffen.

Die European Leagues, der Zusammenschluss von 36 Profiligen des Kontinents, hat sich klar gegen dieses pyramidale System ausgesprochen. Mit Spannung wird nun erwartet, was die DFL an diesem Mittwoch dazu sagt. DFL-Boss Christian Seifert hatte bereits mehrfach das richtige Augenmaß bei den Reformen angemahnt und beispielsweise eine Ausweitung der Europacup-Termine auf das Wochenende als „rote Linie“ bezeichnet.

Augenmaß braucht die Versammlung auch bei anderen Themen. Schließlich will die DFL gemeinsam mit dem Deutschen Fußball-Bund (DFB) bis zum 26. Juli einen Konsens-Kandidaten für die Wahl eines DFB-Präsidenten am 27. September nominieren. Zudem geht es um die zukünftige DFL-Struktur nach dem Ende der Amtszeit von Ligapräsident Reinhard Rauball. Einen Präsidenten soll es nicht mehr geben, Seifert wird wohl zum Präsidiums-Sprecher aufsteigen.

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