Fußball Alles eine Frage der Kompetenzen

Leipzig · Ralf Rangnick steht im DFB-Pokalfinale gegen Bayern München letztmals als Trainer von RB Leipzig an der Seitenlinie.

 Als Sportdirektor und in der gerade zu Ende gegangenen Saison auch als Trainer hat Ralf Rangnick seinen Club RB Leipzig weitergebracht. Im Pokalfinale steht er zum letzten Mal an der Seitenlinie.

Als Sportdirektor und in der gerade zu Ende gegangenen Saison auch als Trainer hat Ralf Rangnick seinen Club RB Leipzig weitergebracht. Im Pokalfinale steht er zum letzten Mal an der Seitenlinie.

Foto: dpa/Hendrik Schmidt

Ralf Rangnick zögert keine Sekunde, als er auf das Gerücht angesprochen wird. Der Trainer von RB Leipzig dementiert zwar nicht direkt, dass er im Fall einer Entlassung von Niko Kovac beim Pokalfinalgegner Bayern München landen könnte. Doch sein scharfer Ton und seine Kernaussage lassen keine Zweifel aufkommen.

Es sei „absolut respektlos“, kritisierte Rangnick, „wenn man bei einem Trainer, der dort sein erstes Jahr absolviert und vorher sehr erfolgreich bei Eintracht Frankfurt gearbeitet und der jetzt die Chance auf zwei Titel hat, darüber spekuliert, ob er überhaupt bleibt oder von einem anderen ersetzt wird“.

Genauso könnte sich Rangnick auch über die Spekulationen um seine Person aufregen. Seit Wochen wird über einen angeblichen Machtkampf bei RB berichtet, der eine mögliche Trennung nach dem Endspiel im DFB-Pokal am Samstag (20 Uhr/ARD und Sky) in Berlin gegen München zur Folge haben könnte. Doch Rangnick scheint diese Debatte eher zu langweilen. „Ich weiß nicht, wie oft ich es noch aus ganzem Herzen wiederholen soll, dass ich mich hier pudelwohl fühle, dass ich hier noch zwei Jahre unter Vertrag stehe und absolut vorhabe, hier weiter tätig zu sein“, sagte der 60-Jährige. Unklar sei nur das genaue Aufgabenfeld.

Doch genau hier liegen die Probleme. Rangnick wünscht sich dem Vernehmen nach ein größeres Aufgabenfeld mit mehr Kompetenzen, wenn er demnächst das Traineramt an Julian Nagelsmann übergibt. „Nur“ noch als Sportdirektor zu arbeiten wie zuvor, soll ihm nicht mehr reichen. Offenbar will er sich verstärkt auch um die Red-Bull-Standorte in New York (USA) und Bragantino (Brasilien) kümmern.

Bei RB-Geschäftsführer Oliver Mintzlaff soll diese Idee auf wenig Gegenliebe stoßen, er will einen starken Sportdirektor vor Ort in Leipzig. „Es geht nicht um Machtkämpfe“, versichert Rangnick, „sondern um die beste Lösung für unsere zukünftige Vereinsausrichtung und Weiterentwicklung“.

Auch Mintzlaff versichert, dass er keinen Kompetenzstreit mit Rangnick führe. „Sicherlich knallt es zwischen uns auch mal“, sagt er. Aber grundsätzlich gebe es „überhaupt keinen Dissens“. Deswegen glaubt er weiter an einen langfristigen Verbleib von Rangnick in Sachsen. Ein Abschied sei „aktuell schwer vorstellbar“, sagt Mintzlaff: „Den Erfolg, den wir haben, verdanken wir nicht zuletzt Ralf Rangnick.“

Eines aber will Rangnick auf keinen Fall mehr: zurück auf den Trainerstuhl bei RB Leipzig. „Das würde ich gerne ausschließen“, sagt er. Rangnick geht fest vom Erfolg seines Nachfolgers Nagelsmann aus, so dass „es nicht notwendig sein wird, dass ich nochmal für RB Leipzig als Trainer an der Seitenlinie stehe“. Ein Ende seiner Trainer-Laufbahn müsse das aber nicht bedeuten.

Als RB-Trainer wird er im Pokalfinale zum letzten Mal auf der Bank sitzen. Mit Schalke 04 stand der Fußballlehrer zwei Mal im Endspiel, 2011 gewann er die Trophäe. Der Titel mit RB eine Woche nach dem zehnten Club-Geburtstag wäre für ihn „die Krönung einer außergewöhnlichen Saison“, die mit Platz drei und dem Champions-League-Einzug schon jetzt ein Erfolg ist.

Doch Leipzig will mehr gewinnen als „nur“ den Titel. Eintracht Frankfurt bewies im Vorjahr, dass ein Finalsieg gegen Bayern viele Sympathien einbringt. „Ich kann mir vorstellen“, sagte Rangnick, „dass uns am 25. Mai so viele Menschen wie noch nie in einem Spiel die Daumen drücken werden“.

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