Nationalmannschaft Bescheidener Stindl begeistert Löw

Kasan · Gladbacher ist bisher die Entdeckung beim Confed Cup. Nach bisher zwei Toren will er auch gegen Kamerun treffen.

() Lars Stindl stutzte kurz, dann lächelte er. „Nein“, antwortete Stindl auf die Frage, ob er sich die Trophäe für den besten Torschützen beim Confed Cup schon angeschaut habe. „Da habe ich noch keinen Blick drauf geworfen“, versicherte er glaubhaft. Das sollte der Kapitän von Fußball-Bundesligist Borussia Mönchengladbach aber vielleicht nachholen. Nach seinem Treffer zum 1:1 (1:1)-Endstand gegen Turnierfavorit Chile führt Stindl die Torjägerliste der Mini-WM mit zwei Treffern an. Dabei ist der 28-Jährige ein Spätberufener. Immer wieder wurde sein Name gehandelt, wenn in den vergangenen Jahren eine Kader-Nominierung anstand. Immer wieder verzichtete Bundestrainer Joachim Löw auf Stindls Berufung.

Für den Confed Cup änderte Löw seine Meinung und zeigte sich nach Stindls starkem Auftritt gegen den Südamerika-Meister in der Kasan-Arena begeistert. Er ist ein sehr raffinierter Spieler mit unglaublicher Spielintelligenz und guter Orientierung im Raum“, lobte Löw seinen Einzelkämpfer im Angriff.

Gegen Afrikameister Kamerun soll zum Gruppenfinale an diesem Sonntag (17 Uhr/ZDF) in Sotschi wieder ein Sieg her. Nur im Falle des Gruppensieges dürften die Deutschen am Schwarzen Meer bleiben, als Zweiter müssten sie erneut nach Kasan. Das will Bundestrainer Löw vermeiden. Nach dem 1:1 gegen Chile lobte er: „Das war klasse.“ Sein Team habe „allerhöchsten taktischen Ansprüchen“ genügt, „unglaubliche Disziplin“ gezeigt und die neu formierte Abwehr „intelligent“ verteidigt. Der Ausgleichs­treffer von Stindl (41.) sei überdies „wunderbar herausgespielt“ gewesen. „Das war ein Paradebeispiel für einen Konter aus bedrängter Position heraus“, betonte er. Über den wackligen Beginn mit dem 0:1 durch Chiles Stürmerstar Alexis Sánchez (6.) sah der Bundestrainer hinweg.

Stindl ging weite Wege, bot seinen Mitspielern immer wieder eine Anspielstation und stand bei der präzisen Hereingabe von Jonas Hector genau richtig (41.). Es habe ganz ordentlich funktioniert, erklärte Stindl bescheiden. Ein Lautsprecher ist der verheiratete Familienvater eben nicht. Auf dem Rasen wird der sonst so zurückhaltende Typ aber zum Einpeitscher. Der Offensivspieler ist getrieben von einem unbändigen Siegeswillen, der Eigenschaft, selbst in aussichtslosen Situationen alles herauszuholen. In Gladbach hat er sich so zum absoluten Führungsspieler entwickelt, in der Nationalmannschaft darf er trotz der namhaften Konkurrenz sogar ein bisschen Richtung WM 2018 in Russland schielen. „Er hat in der Zeit bei uns absolut überzeugt. Er ist ruhig und selbstsicher, zeigt keine Anzeichen von Nervosität, ist eine sehr gute Persönlichkeit und ein sehr guter Spieler“, lobte Löw.

Seit der ersten Nominierung bot der Bundestrainer Stindl daher in allen vier Länderspielen immer in der Startformation auf. Zum Auftakt des Confed Cups traf er mit seinem ersten Länderspieltor beim Erfolg gegen Australien (3:2) zur 1:0-Führung. „Ich bin glücklich, dass ich der Truppe helfen kann“, sagte Stindl.

Mit dem Thema Nationalmannschaft hatte der 28-Jährige fast schon abgeschlossen, ehe doch noch die ersehnte Einladung kam. „Alles, was nach der Saison für mich dazugekommen ist, ist ein Bonus für mich“, sagte Stindl. Gedanken um seine Zukunft muss sich der ehemalige Hannoveraner nicht machen. In Gladbach verlängerte er seinen Vertrag bis Juni 2021. In der vergangenen Saison kam er auf elf Tore und sechs Vorlagen. Fünf weitere Treffer kamen in Champions League und Europa League hinzu. Und jetzt beweist er in Russland seine Torgefahr.

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