Confed Cup Ein bunter Haufen will die Krönung

St. Petersburg · Joachim Löw verblüfft mit seinem Vier-Wochen-Team die Fußballwelt. Am Sonntag geht es gegen Chile um den Confed-Cup-Titel.

 Die deutschen Spieler bejubeln das 2:0 von Leon Goretzka (Zweiter von rechts) beim 4:1-Halbfinalsieg gegen Mexiko. Wenn es nach der bunt zusammengewürfelten deutschen Auswahl geht, soll auch am Sonntagabend gegen Chile gefeiert werden.

Die deutschen Spieler bejubeln das 2:0 von Leon Goretzka (Zweiter von rechts) beim 4:1-Halbfinalsieg gegen Mexiko. Wenn es nach der bunt zusammengewürfelten deutschen Auswahl geht, soll auch am Sonntagabend gegen Chile gefeiert werden.

Foto: dpa/Christian Charisius

() Auf dem Kabinenfoto mit den jubelnden deutschen Confed-Cup-Spaßmachern fehlte nur noch der Siegerpokal. Die goldene Trophäe, die mehr wiegt als der WM-Pokal, wollen Jogis junge Wilde aber an diesem Sonntag (20 Uhr/ZDF) nach dem Finale gegen Turnierfavorit Chile um Bayern-Kämpfer Arturo Vidal in Händen halten und am Morgen danach mit nach Deutschland bringen. „St. Petersburg war unser Ziel. Jetzt wollen wir auch den letzten Schritt gehen und dieses Finale gewinnen“, verkündete Doppeltorschütze Leon Goretzka nach dem zwar zu hohen, aber in seinem Gesamtwerk famosen 4:1 (2:0) im Halbfinale gegen Mexiko.

Was in Russland passiert, wirkt wie ein Zauberwerk von Joachim Löw. In nur 24 Tagen seit dem Treffpunkt am Pfingstmontag formte der Bundestrainer aus einem kunterbunten Aufgebot mit 13 Neulingen, aber ohne alle prominenten Weltmeister einen verschworenen Haufen. Dieser harmoniert in Russland erstaunlich gut und hat dazu die international gefürchtete deutsche Turniermentalität entwickelt.

„Die Spieler kämpfen füreinander. Sie sind ehrgeizig, sie sind hungrig, sie wollen zur Nationalmannschaft. Jeder hat sich gefreut auf diesen Confed Cup“, schilderte Löw am Donnerstagabend, als er im WM-Stadion von Sotschi mächtig stolz über seine WM-Probanden redete. Auch er, der Weltmeister-Trainer, ist ja nach jedem Auftritt aufs Neue erstaunt. „Wir haben uns in den dreieinhalb Wochen enorm entwickelt. Das Finale hat keiner voraussehen können“, lautete Löws Urteil. Mehr als elf Millionen Fans fieberten daheim vor den TV-Geräten mit. Dem Bundestrainer gefiel auch, was er nach dem Einzug in das Finale in der Kabine mit seinen liebgewonnenen Jungs erlebte. „Sie freuen sich, sind aber nicht überschwänglich. Sie wissen, es steht ein Finale an. Dieser Drang, das Spiel gegen Chile zu gewinnen, ist groß“, erklärte Löw. Er erwartet gegen Vidal und Co. nach dem 1:1 beim Gruppenspiel einen weiteren „Abnutzungskampf“.

Der Akku aller Akteure blinkt vor dem letzten Spiel vor dem Urlaub auf Reserve. Die deutsche Mannschaft hat einen Tag weniger Pause. Zudem musste sie am Freitag aus dem lieb gewonnen Sotschi, wo der DFB-Tross auch bei der WM 2018 sein Quartier aufschlagen könnte, ins drei Flugstunden entfernte und kühlere St. Petersburg reisen. „Aber die Chilenen haben im Halbfinale auch eine halbe Stunde mehr gespielt“, hielt Goretzka angesichts des Erfolges der Chilenen gegen Portugal nach Verlängerung und Elfmeterschießen entgegen. „Das ist ein Spiel, wo beide Mannschaften noch mal alles reinwerfen“, sagte Löw, der überlegen muss, ob er gegen den Turnierfavoriten offensiver aufstellt als im Gruppenduell.

„Alles ist angerichtet für ein tolles Spiel“, sagte Timo Werner, der wie Goretzka sein drittes Turniertor erzielte. Das DFB-Duo führt damit die Schützenliste an. Der starke Torwart Marc-André ter Stegen ließ nur das späte Gegentor des Frankfurters Marco Fabián zu, dem der eingewechselte Amin Younes prompt Treffer Nummer vier folgen ließ.

Löw hat bekommen, was er bekommen wollte – einen schnellen Lernprozess seiner WM-Probanden und somit einen heißen Kampf um die 23 persönlichen WM-Tickets 2018. Als ein Reporter Löw auf Englisch fragte, ob man in einem Jahr womöglich mehr als zwei, drei junge Spieler aus dem Confed-Cup-Team wiedersehen werde, antwortete er blendend aufgelegt: „Yes, I hope so“ („Ja, das hoffe ich“). Die Auswahl hat sich vergrößert. Nicht nur Goretzka (22) und Werner (21) haben sich nachhaltig empfohlen. „Wir haben ein großes Reservoir von interessanten Spielern“, frohlockte Team-Manager Oliver Bierhoff: „Das ist wichtig für die Spieler, die sonst zur Mannschaft gehören, dass sie Druck von hinten verspüren.“ Aktuell freuen sich die urlaubenden Weltmeister noch mit ihren hungrigen Druckmachern. Mats Hummels und Thomas Müller applaudierten, Jérôme Boateng twitterte: „Finale! Bin stolz auf euch, Jungs.“ 

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