Fußball Die „goldene Generation“ der Chilenen

Kasan · Weltmeister Deutschland trifft heute Abend im Confed Cup auf Chile. Der Gegner aus Südamerika steht in der Weltrangliste weit oben.

 Alexis Sanchez ist einer der großen Stars der chilenischen Nationalmannschaft. Der Offensivspieler von Arsenal London war in diesem Sommer auch bei den Bayern im Gespräch, er wird aber wohl nicht nach München gehen.

Alexis Sanchez ist einer der großen Stars der chilenischen Nationalmannschaft. Der Offensivspieler von Arsenal London war in diesem Sommer auch bei den Bayern im Gespräch, er wird aber wohl nicht nach München gehen.

Foto: dpa/Pavel Golovkin

() Das Haar weiß und schütter, das Gesicht faltig, Nase und Ohren deutlich länger: Für einen TV-Werbespot daheim hat sich Chiles Superstar Alexis Sanchez gewagt, auf alt trimmen zu lassen und szenisch in Erinnerung an den Confed Cup 2017 zu schwelgen. „Ein komplizierter Auftakt. Dann kam Deutschland, unvergesslich. Und den Rest der Geschichte kennt jeder“, erzählt der 80-Jährige seinem Enkel filmisch erdichtet vom Triumphzug in Russland.

Nach dem mühevollen Turnier­einstand gegen Kamerun (2:0) sucht der Copa-América-Sieger heute in Kasan (20 Uhr/ARD) gegen den Fußball-Weltmeister das nächste Stück Wahrheit hinter der Fiktion. Dort könnte es ein Jubiläum geben. Für Joachim Löw wäre es nämlich in seinem 149. Länderspiel als Bundestrainer der 100. Sieg. Das Spiel ist ein Generationenduell zwischen dem Team, das mit einem Schnitt von 29 Jahren und einem Monat das älteste in der Confed-Cup-Historie ist, und dem deutschen Perspektivkader (Durchschnittsalter: 24 Jahre und vier Monate).

„Dies ist die Gelegenheit, einen neuen Meilenstein für Chile zu setzen“, prophezeite der frühere Hamburger Marcelo Diaz (30). Und deshalb hält Chile an der „goldenen Generation“ um Sanchez (28), Bayern Münchens Mittelfeld-Motor Arturo Vidal (30) oder Torwart-Routinier Claudio Bravo (34) fest. Auch weil Trainer Juan Antonio Pizzi für den Umbruch die Alternativen und Talente fehlen.

Die Copa-América-Triumphe 2015 und 2016, jeweils gegen Lionel Messis Argentinien, haben die Südamerikaner zum Mitfavoriten in Russland gemacht. Die scheinbare Dominanz auf dem Kontinent spiegelt sich in den laufenden Ausscheidungsspielen jedoch nicht wider. Bei noch vier ausstehenden Spieltagen sind die viertplatzierten Chilenen (23 Punkte) im Kampf um vier WM-Direkttickets im Pulk zwischen dem Zweiten Kolumbien (24) und dem Achten Paraguay (18).

Der Auftaktsieg des Vierten der Fifa-Weltrangliste (Deutschland ist Dritter) am vergangenen Sonntag gegen Kamerun war wie viele der letzten Erfolge an drei Namen geknüpft. Sanchez kam mit geschwollenem Knöchel erst nach knapp einer Stunde rein, leistete aber die Vorarbeit zu den Toren von Vidal, zum Spieler des Spiels gekürt, und des Ex-Hoffenheimers Eduardo Vargas. Was Letztgenannter im Kraichgau, zuvor in anderen europäischen Clubs und nun in Mexiko bei Tigres UANL nur sporadisch andeutet(e), im La-Roja-Trikot ist der „Turboman“ pure Torgefahr. Nach Länderspieltreffern zog er mit Idol Ivan „Bam-Bam“ Zamorano (34) gleich und hat nur noch das Führungsduo Sanchez und den einst als „El Matador“ gefürchteten Marcelo Salas (beide 37) vor sich.

Ob Vidal, Vargas oder Diaz, ob der Leverkusener Charles Aranguiz oder der Ex-Mainzer Gonzalo Jara, alle sind heiß auf „ihre“ deutschen Gegner. Aber auch die anderen. Beim Training der Reservisten am Montag wollte Sanchez nichts davon wissen, seinen linken Knöchel zu schonen. Und Bravo testete seinen lädierten Wadenmuskel, um nach dem Ausfall gegen Kamerun wieder ins Tor zurückzukommen.

Alles, damit der Werbespot keine Illusion bleibt. Denn als sein Enkel ihn zum Schluss fragt: „Und du? Wo warst du?“, antwortete der gealterte Sanchez mit einem zufriedenen Lächeln: „Ich schrieb Geschichte mit.“

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