Fußball Ibrahimovic soll Milans Dämon vertreiben
Mailand · Ganz Italien fiebert dem ersten Spiel des schwedischen Superstars im Trikot des AC Mailand am 6. Januar gegen Genua entgegen.
In gottesähnlicher Gestalt nimmt es Zlatan Ibrahimovic mit den bösen Mächten auf. Entschlossen blickt der „Heilsbringer“ beim Armdrücken dem Teufel in die Augen. Der Ausgang des Kampfes? Offen. Fest steht dagegen: Ibrahimovics Inszenierung in den sozialen Medien ist ein Sinnbild seiner Mission beim AC Mailand. Der übermenschliche Zlatan soll den Dämon der Erfolglosigkeit vertreiben und dem stolzen Club wieder den Glanz vergangener Tage verleihen.
Ob der extravagante Superstar die hohen Erwartungen erfüllen kann, wird sich zeigen. In Mailand ist allerdings längst das Ibrahimovic-Fieber ausgebrochen, obwohl der Vertrag noch nicht zu 100 Prozent steht. Erst an diesem Donnerstag unterzieht sich der Schwede dem obligatorischen Medizincheck. Am Freitag wird er offiziell als Neuzugang vorgestellt. Doch der Club fragt auf seiner Internetseite bereits: „How ready are you from 0 to Zlatan?“
Das Umfeld ist bereit für den Superstar, der bereits zwischen 2010 und 2012 für Milan gespielt hatte. Auch die Serie A begrüßte den Exzentriker nach seiner Rückkehr. Selbst der schwedische Möbelhersteller Ikea ließ sich von der Euphoriewelle rund um Ibrahimovics Comeback mitreißen. „Hej Ibra, willkommen zurück in Italien! Für die Möbel weißt Du, wo du uns finden kannst“, hieß es in einem Werbespot des schwedischen Giganten.
Doch Möbel braucht Ibrahimovic wohl kaum, sein über 300 Quadratmeter großes Penthouse im Zentrum von Mailand behielt er mit seiner Frau Helena über die Jahre trotz diverser Vereinswechsel. Wie lange sein Lebensmittelpunkt dort bleibt, hängt wohl auch von der Anzahl seiner Einsätze und Tore ab. Zunächst erhielt der Schwede einen Vertrag bis zum Saisonende, der ihm rund dreieinhalb Millionen Euro einbringen soll – mit einer erfolgsabhängigen Option auf Verlängerung.
Wo das Tor steht, weiß Ibrahimovic trotz seiner 38 Jahre sehr wohl: Für seinen letzten Arbeitgeber Los Angeles Galaxy erzielte er in 58 Spielen 53 Treffer. Nun besitzt die US-Liga nicht die Qualität der Serie A, dass Ibrahimovic aber auch in Italien noch einmal für Furore sorgen kann, wird ihm allemal zugetraut.
Die Aufgabe bei Milan könnte für den Angreifer aber kaum schwerer sein. Das Team um die ehemaligen Bundesliga-Profis Ante Rebic (Eintracht Frankfurt), Ricardo Rodriguez (VfL Wolfsburg) und Hakan Calhanoglu (Hamburger SV, Bayer Leverkusen) liegt in der Liga nur auf Platz elf – weit entfernt vom internationalen Geschäft. Die letzte Meisterschaft ist neun Jahre her – damals noch mit Ibrahimovic. Und obwohl der einst so erfolgreiche Verein längst im Mittelmaß versunken ist, haben sie in Mailand die Hoffnung auf eine Wiederkehr glorreicher Zeiten noch nicht aufgegeben – mit Ibrahimovic schon gar nicht.
Eine Hoffnung, die auch ehemalige Weggefährten bei Milan teilen. „Zeig uns den Löwen, der in dir steckt“, schrieb Ex-Teamkollege Clarence Seedorf auf Twitter. Der frühere Geschäftsführer Adriano Galliani, der Ibrahimovic 2010 verpflichtet hatte, ist sich sicher, dass der Torjäger für neuen Schwung sorgen wird. „Zlatan hat Stärke, Charisma und Entschlossenheit, die immer entscheidend sind. Er wird frische Luft nach Mailand bringen“, betonte Galliani euphorisch.
Sein Comeback im Milan-Trikot dürfte im ersten Spiel des neuen Jahres am kommenden Montag, 6. Januar, gegen Sampdoria Genua steigen. Dann wird sich zeigen, wie gut Ibrahimovic im biblischen Fußballalter den Teufel noch herausfordern kann. Er selbst fühlt sich bereit. Was sonst? „Ich gehe zu einem Verein, der wieder gewinnen und seine Geschichte auf den neuesten Stand bringen muss. Ich werde mit meinen Teamkollegen dafür kämpfen, den bisherigen Saisonverlauf zu ändern, und alles dafür tun, damit das gelingt“, sagte er.
