Weltmeisterschaft der Frauen Mit Mut und Minimalismus ans Mittelmeer

Lille/Montpellier · Nach zwei 1:0-Siegen zum Auftakt fahren die deutschen Fußballerinnen zufrieden zum dritten Gruppenspiel nach Montpellier.

 Die Nationalspielerinnen feiern den wichtigen Sieg gegen Spanien, auch Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg (rechts) kommt dazu.

Die Nationalspielerinnen feiern den wichtigen Sieg gegen Spanien, auch Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg (rechts) kommt dazu.

Foto: dpa/Michel Spingler

Matchwinnerin Sara Däbritz scherzte mit den jungen Wilden, beim Einladen der Koffer in den Bus zum Flughafen Lille wurde überhaupt viel gelacht. Sichtlich gelöst und erleichtert machten sich die deutschen Fußballerinnen am Donnerstag auf zur dritten WM-Etappe nach Montpellier. Und mit dem Gruppensieg vor Augen soll bei „Sommer, Sonne, Sonnenschein“ am Mittelmeer auch Schluss sein mit Minimalisten-Fußball.

„Wir können mit Mut, Selbstvertrauen und einer gewissen Lockerheit ins dritte Gruppenspiel gehen, und dann können wir auch das gewinnen“, sagte Siegtorschützin Däbritz nach dem glücklichen 1:0 (1:0) am Mittwoch gegen Spanien. Mittelfeldspielerin Lena Goeßling ergänzte: „Natürlich können wir befreiter sein, aber in den nächsten Spielen müssen wir uns noch mehr Selbstbewusstsein holen.“

Mit sechs Punkten auf der Habenseite und einem Erfolg am Montag (18 Uhr/ARD und DAZN) gegen Südafrika wäre der Sieg in Gruppe B sicher – und das Horrorszenario vom Achtelfinal-Duell mit dem Topfavoriten USA vom Tisch. Entsprechend optimistisch stieg der DFB-Tross in den Charterflieger nach Südfrankreich, wo nach einem 90-minütigen Flug das neue Quartier im Hotel Crowne Plaza inmitten der Stadt bezogen wurde.

„Jetzt haben wir es selbst in den Füßen, wir können durchatmen“, sagte Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg, deren Auswahl schon mit einem 1:0 (0:0) gegen China ins Turnier gestartet war: „All diese Erfahrungswerte werden uns helfen, die Spielerinnen einen Schritt weiterzubringen und in der K.o.-Phase einen Schritt stabiler zu sein.“

Die Spielerinnen des zweimaligen Weltmeisters wissen, dass weitere schwache Auftritte früher oder später bestraft werden. „Wir müssen jetzt schnell reinfinden, weil wir in der K.o.-Phase auf jeden Fall besser performen müssen“, mahnte Melanie Leupolz. Die spanische Presse fasste den Duselsieg des Olympiasiegers in Valenciennes treffend zusammen. „Spanien hat gespielt, Deutschland getötet“ (AS) und „Jungs oder Mädels, es ist egal: Im Fußball gewinnt immer Deutschland“ (Marca) titelten die Sport-Blätter. Die französische L‘Equipe ernannte die DFB-Auswahl hingegen zu „Anti-Favoritinnen“.

Gegen die ballsicheren, aber abschlussschwachen Spanierinnen wurde Spielmacherin Dzsenifer Marozsan aus Saarbrücken schmerzlich vermisst. „Weil sie in schwierigen Momenten eine Hilfe ist, weil sie die Bälle fordert, weil sie eben wenig Bälle verliert“, erklärte Voss-Tecklenburg. Wegen einer Fraktur der linken Mittelzehe sind weitere WM-Einsätze der 27-Jährigen von Olympique Lyon ungewiss. So musste vor 20 761 Zuschauern eine kuriose Tor-Grätsche von Däbritz (42.) zum Sieg reichen.

Spaß machten indes erneut die Jüngsten. Lena Oberdorf (17) überzeugte, Giulia Gwinn (19) setzte immer wieder Akzente, und die eingewechselte Klara Bühl (18) machte beim WM-Debüt ordentlich Dampf. So trug das U20-Trio mit seiner Unbekümmertheit seinen Teil dazu bei, dass die DFB-Frauen seit 18 WM-Gruppenspielen (14 Siege, 4 Remis) ungeschlagen sind.

Nach viel Regen in Nordfrankreich sehnten die DFB-Frauen nun auch einen Wetterwechsel herbei. „Dort scheint die Sonne. Ich freue mich, in der schönen Stadt auch ein bisschen rauszukommen, das wird uns gut tun“, sagte Däbritz.

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