Fußball Neue Sichtbarkeit soll Boom erzeugen

Frankfurt · Mehr TV-Präsenz als je zuvor soll der Frauen-Bundesliga die dringend nötige Aufmerksamkeit verschaffen.

 Auf die weitere Entwicklung von Nationalspielerin Lena Lattwein (links), die von der TSG Hoffenheim zum VfL Wolfsburg gewechselt ist, ist Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg besonders gespannt.

Auf die weitere Entwicklung von Nationalspielerin Lena Lattwein (links), die von der TSG Hoffenheim zum VfL Wolfsburg gewechselt ist, ist Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg besonders gespannt.

Foto: dpa/Federico Gambarini

Sportlich erwartet Fußball-Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg einen „offenen Zweikampf“ um die deutsche Meisterschaft, die Frauen-Bundesliga selbst aber hechelt der professionelleren Konkurrenz hinterher. Mit mehr TV-Präsenz denn je soll in der 32. Spielzeit jedoch ein erster Schritt zur Aufholjagd gelingen.

Von einem „neuen Zeitalter“ dank einer „neuen Präsenzstufe“ sprach daher Siegfried Dietrich, Vorsitzender des DFB-Ausschusses Frauen-Bundesligen und Sportdirektor von Eintracht Frankfurt. 132 Spiele live bei MagentaSport, dazu samstags Berichte in der ARD-Sportschau für ein Millionenpublikum und eine Partie pro Spieltag bei Eurosport im Free-TV – die immer lauteren Forderungen der Vereine nach mehr Sichtbarkeit wurden erhört.

„Massives“ Investment von Verband und Telekom, so formulierte es der Deutsche Fußball-Bund (DFB), ermögliche diesen Schub in der Vermarktung. Selbst Bianca Rech, Sportliche Leiterin bei Meister Bayern München, lobte nach anhaltender Kritik am Stillstand im krisengeschüttelten DFB nun die Bemühungen. „Wir wachsen gerade wieder“, befand die ehemalige Nationalspielerin vor dem Auftakt.

Zwischen Neugier und Neid waren die Blicke zuletzt immer wieder gen England gewandert, wo der Frauenfußball gepusht von den Premier-League-Clubs im Sog der Heim-EM 2022 neue Maßstäbe setzt. Es geht um Anerkennung, Professionalisierung und Vermarktung: Rund zehn Millionen Euro pro Saison fließen dort dank des Fernseh-Deals der Women’s Super League (WSL) mit Sky und BBC.

Der Weg ist also noch weit für die Eliteklasse des zweimaligen Welt- und achtmaligen Europameisters, findet auch Nationaltorhüterin Almuth Schult. Natürlich sei man „über die Entwicklung gerade gegenüber anderen Frauensportarten in Deutschland sehr glücklich. Aber wenn man sagen würde, man ist damit zufrieden, würde man lügen“, erklärte die Wolfsburgerin.

„Wir müssen die Professionalisierung vorantreiben, alle müssen mehr tun – Verband, Medienpartner und Vereine“, forderte Kay Dammholz, DFB-Abteilungsleiter Medienrechte, und nannte auch die Auslandsvermarktung als Wachstumsfeld. Am liebsten befeuert durch internationale Erfolge.

Also ist auch das bei den vergangenen beiden Turnierteilnahmen enttäuschende Nationalteam gefordert. „Wir hoffen natürlich, dass alle Spielerinnen bis zur EM gesund bleiben, und beobachten genau, wie sich beispielsweise die ersten Schritte in einem neuen Verein gestalten oder wer sich als Führungsspielerin weiterentwickelt“, sagte Bundestrainerin Voss-Tecklenburg. Dabei dürfte sie auch Nationalspielerin Lena Lattwein aus Hüttigweiler gemeint haben, die von der TSG Hoffenheim zum VfL Wolfsburg gewechselt ist und sich nun auf höchstmöglichem Niveau durchsetzen muss.

Eine „spannende Saison“ erwartet die 53-jährige Bundestrainerin grundsätzlich, für die Titelfavoriten FC Bayern und VfL Wolfsburg werde es durch wachsenden Druck der Verfolger kein Selbstläufer. „Ich gehe von einem offenen Zweikampf um die Meisterschaft zwischen Wolfsburg und Bayern aus. Beide Teams haben ihre Stärken, für die Bayern spricht die Eingespieltheit der Mannschaft, für Wolfsburg, dass sie gute und hungrige Spielerinnen bekommen haben.“ Wie Lattwein.

Seit 2013 macht das deutsche Spitzenduo die Meisterschaft unter sich aus, das erste Gipfeltreffen dieser Saison steigt Mitte November in München. Der sechsmalige Meister aus Wolfsburg, der am Samstag (13 Uhr/RBB) gegen Turbine Potsdam startet, befindet sich unter dem neuen Trainer Tommy Stroot allerdings in einem Umbruch.

Eröffnet wird die Saison an diesem Freitagabend (19.15 Uhr/Eurosport) mit dem Baden-Duell zwischen der TSG Hoffenheim um die Fußballerin des Jahres Nicole Billa (Österreich) und dem SC Freiburg. In diesen beiden Teams stehen auch die anderen beiden Saarländerinnen, die in der Bundesliga vertreten sind. Torhüterin Laura Dick aus Sulzbach ist in den Kader der ersten Mannschaft der TSG hochgerückt. Kim Fellhauer aus Saarbrücken hofft nach unzähligen verletzungsbedingten Rückschlägen auf möglichst viele Einsätze im Trikot des SC Freiburg.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort