Fußball Die Eintracht trotzt der Tristesse

London · Frankfurt glaubt an das „Wunder“: Im Halbfinal-Rückspiel beim FC Chelsea soll der Finaleinzug in der Europa League gelingen.

 Adi Hütter, der Cheftrainer von Eintracht Frankfurt, ist am Frankfurter Flughafen auf dem Weg zum Gate. In London will er mit seiner Mannschaft an diesem Donnerstag ins Europa-League-Endspiel einziehen.

Adi Hütter, der Cheftrainer von Eintracht Frankfurt, ist am Frankfurter Flughafen auf dem Weg zum Gate. In London will er mit seiner Mannschaft an diesem Donnerstag ins Europa-League-Endspiel einziehen.

Foto: dpa/Arne Dedert

London begrüßte die Eintracht typisch britisch. Tiefhängende Wolken, Dauerregen, lausige acht Grad – mehr hatte die englische Hauptstadt am Mittwoch nicht zu bieten. Doch weder die meteorologische noch die sportliche Tristesse sollen die Frankfurter auf ihrer Mission stoppen. „Wir werden alles geben, um das Wunder zu schaffen“, sagt Sportvorstand Fredi Bobic vor dem Halbfinal-Rückspiel der Europa League an diesem Donnerstag (21 Uhr/RTL) gegen den FC Chelsea: „Ich bin überzeugt, dass die Jungs noch mal alles raushauen werden.“

Das 1:6 vom vergangenen Sonntag in der Fußball-Bundesliga bei Bayer Leverkusen, die zurückliegenden vier Pflichtspiele ohne Sieg, der Kräfteverschleiß nach 47 Partien in dieser Spielzeit – all das möchte der Pokalsieger, der sich im Hinspiel ein 1:1 gegen den sechsmaligen englischen Meister erkämpft hatte, einfach ignorieren. „Wir bleiben positiv und dürfen jetzt nicht alles infrage stellen“, sagt Bobic, dessen Club den größten Erfolg seit dem Triumph im Uefa-Cup 1980 anstrebt: „Wir spielen eine überragende Saison.“

Der Einzug ins Finale am 29. Mai in Baku wäre die Krönung dieser Spielzeit. Und obwohl die Hessen als klarer Außenseiter in die Begegnung mit dem Champions-League-Sieger von 2012 gehen, versprüht der Trainer Zuversicht. „Nach dem 0:0 im Achtelfinale gegen Inter haben nicht viele geglaubt, dass wir dort gewinnen – aber wir haben es geschafft“, erinnert Adi Hütter an das 1:0 in Mailand: „Es wird ein heißer Tanz und ein sehr großer Schritt bis ins Endspiel. Aber wir versuchen, das Unmögliche möglich zu machen. Wir müssen mit Mut auftreten und die absolut beste Auswärtsleistung zeigen.“

Die Hoffnungen Hütters ruhen unter anderem auf Ante Rebic. Der kroatische Vize-Weltmeister, der im Hinspiel gesperrt war, soll den Europa-League-Sieger von 2013 überraschen. „Ante wird uns sicherlich guttun – mit seiner Wucht, seiner Dynamik, seiner Schnelligkeit“, sagt Hütter, der zudem auf eine Rückkehr des seit Wochen wegen einer Bauchmuskelverletzung fehlenden Sturmtanks Sebastien Haller hofft: „Er könnte ein Thema sein.“

Ein großes Thema ist für die Frankfurter, die von 2900 mitgereisten Fans an der Stamford Bridge unterstützt werden, auch nach wie vor die Qualifikation für die Champions League. Der vierte Platz in der Liga, auf dem die Eintracht derzeit rangiert, würde reichen. Der Triumph in der Europa League garantiert ebenfalls den Startplatz für die Gruppenphase. „Wir haben es immer noch in der eigenen Hand, unsere Ziele zu erreichen“, betont Hütter. Und Torwart Kevin Trapp aus Rimlingen ist sich sicher: „Wir können Geschichte schreiben.“

Beim Blick auf die Finanzen kann diesen Donnerstag allerdings nur Chelsea der Sieger sein. Die Eintracht, die in der laufenden Europacup-Saison mehr als 30 Millionen Euro umgesetzt hat, machte in der zurückliegenden Spielzeit einen Umsatz von 128 Millionen. Bei den Londonern, die seit der Übernahme durch Roman Abramowitsch vor 16 Jahren zwei Milliarden Euro in neue Spieler investiert haben, waren es 505,7 Millionen.

Rund 60 Millionen könnte der Eintracht ein Verkauf von Luka Jovic einbringen. Doch die Gerüchte über einen Wechsel des serbischen Senkrechtstarters zum spanischen Rekordmeister Real Madrid sollen die Vorbereitung auf Chelsea nicht stören. „Von Real hat sich keiner gemeldet“, sagt Bobic: „Wenn sich jemand meldet, müssen wir schauen.“

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