Wegen Corona-Krise Frisches Geld in der Krise wird zum Zankapfel

München · Der europäische Clubfußball diskutiert über eine Aussetzung des Financial Fairplay. Das könnte weitreichende Folgen haben.

 Pep Guardiola, hier mit Leroy Sané, muss pausieren: Die zweijährige Europacup-Sperre für Manchester City soll bestehen bleiben.

Pep Guardiola, hier mit Leroy Sané, muss pausieren: Die zweijährige Europacup-Sperre für Manchester City soll bestehen bleiben.

Foto: dpa/Martin Rickett

Uli Hoeneß träumt von einer neuen Fußball-Romantik, da nesteln andere schon an der Büchse der Pandora. Die beinahe täglich zunehmende finanzielle Not in der Coronakrise hat den europäischen Clubfußball erfinderisch gemacht – und eine Debatte über die Aufhebung der strengen Regeln des Financial Fairplay in Gang gesetzt.

„In der ECA wird derzeit darüber diskutiert, ob in dieser Krise das Financial Fairplay ausgesetzt werden sollte“, berichtet Vorstands-Chef Karl-Heinz Rummenigge von Bayern München. Die ECA ist eine unabhängige Interessenvertretung der europäischen Clubs, Rummenigge war bis 2017 über neun Jahre ihr Chef und ist nun Ehrenvorsitzender.

Der Bayern-Boss geht auch ins Detail. „Man müsste möglicherweise Investoren gestatten, dass sie frisches Geld in die Vereine bringen, um fürs Überleben der Clubs zu sorgen, damit sie Angestellte und Spieler zahlen könnten“, sagt er über eine mögliche Lockerung der Regularien. Doch würde Clubs mit reichen Geldgebern wie Paris St. Germain oder Manchester City damit nicht Tür und Tor für mögliche Mauscheleien geöffnet?

Auch Rummenigge sieht wohl diese Gefahr, weshalb er klare Rahmenbedingungen für die Aussetzung oder Aufweichung fordert, um unkontrollierte Kapitalspritzen zu vermeiden: „Es darf nicht passieren, dass Investoren kommen, eine Eigenkapitalzufuhr betreiben und am Transfermarkt die Profiteure sind. Das fände ich unanständig.“ Die zusätzlichen Gelder dürften nicht dazu führen, dass „am Ende am Transfermarkt von Schnäppchenpreisen profitiert werden könnte und dieser manipuliert würde“.

Doch wie wäre dies zu verhindern, wenn die Büchse erst einmal geöffnet ist? Darüber grübelt die Uefa bereits seit Wochen. In einem ersten Schritt hat die Europäische Fußball-Union (Uefa) schon Mitte März die Frist für die Vereine um einen Monat bis 30. April verlängert, bis zu der sie nachweisen müssen, dass sie keine ausstehenden Zahlungen haben. Präsident Aleksander Ceferin nennt dies auf Anfrage eine „erste Maßnahme“ und „Reaktion auf die derzeitige Ausnahmesituation“.

Diese Möglichkeit sehen die Regularien schon jetzt für Ereignisse von „höherer Gewalt“ vor. Gemäß dieses Prinzips, sagt Ceferin, würde „jedes außerordentliche Ereignis oder jeder außerhalb der Kontrolle des Clubs liegende Umstand, der als Fall höherer Gewalt gilt, bei der Beurteilung des Clubs von Fall zu Fall berücksichtigt“. Mehr, also Konkretes zu dem von Rummenigge entworfenen Szenario, gebe es aktuell nicht zu sagen. Offen ist, inwieweit die Krise die vorgesehene Neugestaltung des Financial Fairplay beeinflusst. „Es ist zu früh zu sagen, wie es in Zukunft aussehen wird, aber wir werden es wahrscheinlich anpassen müssen“, hatte Ceferin Anfang März am Rande des 44. Uefa-Kongresses in Amsterdam geäußert. Veränderungen seien aber „nicht zeitnah“ zu erwarten.

Die vagen Hoffnungen von Manchester City, im Falle seiner zweijährigen Europacup-Sperre von möglichen Lockerungen zu profitieren, dürften sich indes nicht erfüllen. Die „schwerwiegenden Verstöße“, deretwegen der englische Meister von der Uefa bestraft wurde, ereigneten sich zwischen 2012 und 2016. Damals konnte von „höherer Gewalt“ noch nicht die Rede sein.

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