Europa League Bayer marschiert, Eintracht und die Wölfe trostlos

Glasgow · Die Spieler von Bayer Leverkusen sangen und hüpften ausgelassen vor ihren Fans - wie es nach einem wichtigen Erfolg im Europapokal eben so üblich ist. Doch wie viel das 3:1 im Achtelfinal-Hinspiel beim schottischen Rekordmeister Glasgow Rangers wert sein wird, weiß niemand – ein Abbruch der Europa League droht.

 Leverkusens Leon Bailey (links) feiert seinen Treffer zum 3:1 gegen Glasgow mit einem Jubelsprung.

Leverkusens Leon Bailey (links) feiert seinen Treffer zum 3:1 gegen Glasgow mit einem Jubelsprung.

Foto: AP/Scott Heppell

Leverkusen hat schon signalisiert, alle Entscheidungen zu akzeptieren. „Wenn es hilft, dass das Coronavirus dadurch bekämpft und Menschen geholfen wird, stehen wir da voll dahinter“, sagte Abwehrspieler Jonathan Tah zu einem möglichen Abbruch: „Dann geht es nicht um Titel, sondern um Gesundheit. Das ist das Wichtigste, was ein Mensch haben kann.“

Sportlich kommt die anstehende Unterbrechung für Bayer angesichts der derzeitigen Gala-Form zur Unzeit. Dank defensiver Stabilität und der Treffer von Kai Havertz (37., Handelfmeter nach Videobeweis), Charles Aranguiz (67.) und Leon Bailey (88.) setzten die Rheinländer im wohl auf absehbare Zeit letzten Spiel mit normaler Zuschauerkulisse ihren Höhenflug eindrucksvoll fort. Es war der elfte Erfolg im 13. Pflichtspiel in 2020 für den Gegner des 1. FC Saarbrücken im Halbfinale des DFB-Pokals.

Adi Hütter, der Trainer von Eintracht Frankfurt, und seine Spieler hätten derweil allen Grund gehabt, den sofortigen Abbruch der Europa League zu fordern. Eintracht Frankfurt war im Achtelfinal-Hinspiel gegen den FC Basel schließlich mit 0:3 (0:1) untergegangen, die Begleiterscheinungen waren trostlos und die Sorgen über die Ausbreitung des Coronavirus allgegenwärtig. „Eigentlich sind wir alle ja nur Beifahrer bei dieser ganzen Sache und müssen warten, was passiert“, sagte der Frankfurter Trainer mit leerem Blick. Sein schwarzer Pulli passte zur Atmosphäre an einem gruseligen Abend, an dem niemand so richtig verstand, warum überhaupt gespielt worden war. „Das Ergebnis ist erschreckend“, sagte Hütter, für den die Gäste die Partie vor leeren Rängen schlichtweg „besser angenommen“ hatten: „Wir haben an diesem Abend wenig richtig gemacht.“

Für Maximilian Arnold war die Geisterkulisse in der Volkswagen-Arena fast schlimmer als das Ergebnis gegen den ukrainischen Meister Schachtjor Donezk. „Ich habe 20 Jahre alles gegeben, um vor Fans Fußball zu spielen“, sagte der Mittelfeldspieler nach der 1:2 (0:1)-Niederlage mit mürrischem Gesicht: „Aber vielleicht müssen wir uns daran gewöhnen, dass es aktuell anders ist.“ Gegen die abgebrühten Gäste präsentierte man sich zeitweise wie gelähmt. „Wir waren zu grün hinter den Ohren“, urteilte Arnold. Auch VfL-Trainer Oliver Glasner war nicht verborgen geblieben, dass der Uefa-Pokalsieger von 2009 für seine Schützlinge an diesem in jeder Hinsicht trüben Abend eine Nummer zu groß war. „Je weiter man international kommt, desto wichtiger sind alle Kleinigkeiten. Donezk hat diese Details genutzt“, sagte der Österreicher.

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