Ausblick auf die neue Saison Warum der FCS für manche der Geheimtipp der 3. Liga ist

Saarbrücken · Der 1. FC Saarbrücken ist kein normaler Drittliga-Aufsteiger - und für manche sogar der Geheimtipp der Liga.

 Trainingsauftakt des 1. FC Saarbrücken am 20. Juli in Saarbrücken.

Trainingsauftakt des 1. FC Saarbrücken am 20. Juli in Saarbrücken.

Foto: Thomas Wieck

Im vergangenen Jahr schrieb der 1. FC Saarbrücken deutsche Pokal-Geschichte, nun will der forsche Aufsteiger die 3. Liga aufmischen. Mit großem Selbstbewusstsein und für manche sogar als Geheimtipp startet der erste Viertligist im Halbfinale des DFB-Pokals in seine erste Drittliga-Saison seit sechs Jahren - und das, obwohl eine Saison mit 38 Auswärtsspielen droht und die Saarländer mit dem Pokal-Geld nicht um sich warfen.

Es reiche ihm nicht, nur nicht abzusteigen, erklärt der neue Sportdirektor Jürgen Luginger. Und der luxemburgische Nationalspieler Maurice Deville, der von Waldhof Mannheim zurückkehrte, sagt: „Wir haben mit dem Waldhof als Aufsteiger in die 3. Liga für Furore gesorgt. Das geht mit dieser Mannschaft des FCS bestimmt auch.“

Trainer Lukas Kwasniok gefallen solch mutige Aussagen. „Immer Understatement ist doch langweilig“, sagt der 39-Jährige schmunzelnd: „Er will für Furore sorgen, und wir als Mannschaft wollen das auch. Das ist doch vollkommen okay.“

Gleichzeitig weiß Kwasniok, der 2019 Carl-Zeiss Jena in der 3. Liga erst spektakulär rettete und im September nach einem missglückten Saisonstart gehen musste, um die Gefahr der Liga. „Unberechenbar“ sei sie, glaubt Kwasniok. „Nach zwei Siegen kannst du nach oben schauen, nach zwei Niederlagen musst du dich nach unten orientieren.“ Die Frage, was für ihn in kommenden Jahr eine gute Platzierung wäre, beantwortet der Coach entsprechend schelmisch und weit gefasst: „Das beginnt bei Platz eins und geht bis zu allem, was über dem Strich ist.“

Neue Drittliga-Saison: die Gegner des 1. FC Saarbrücken
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Gegner des 1. FC Saarbrücken in der Saison 2020/21

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Foto: dpa/Robert Michael

Deshalb seien Ruhe und Zusammenhalt in der kommenden Saison besonders wichtig. Die Mannschaft sei gut, versichert der Trainer. „Ich hätte auch ohne Neuzugänge, keine Bauchschmerzen gehabt, mit dieser Mannschaft in die 3. Liga zu gehen“, sagt er: „Aber es ist auch wichtig, innerhalb einer Mannschaft neue Dynamik zu erzeugen. Damit langjährige Stammspieler immer wieder durch junges, frisches Blut herausgefordert werden.“

In der 3. Liga wolle der FCS sicher „eine andere Spielidee an den Tag legen“ als bei den fünf Pokal-Fights gegen drei Erst- und zwei Zweitligisten, kündigt Kwasniok an. „Da haben wir in erster Linie verteidigt.“ Nun wollen die Saarländer offensiv werden. Auch das gehört zu ihrem Selbstverständnis.

Aber die rund sechs Millionen Euro an Pokal-Einnahmen setzte der Verein vor allem dafür ein, komplett schuldenfrei zu sein - statt sie mit vollen Händen auf dem Transfermarkt auszugeben. „Wenn es Vereine gibt, die meinen, man könnte in Corona-Zeiten ein unkalkulierbares Risiko gehen und den Club an die Wand fahren, dürfen die es gerne tun“, sagt Präsident Hartmut Ostermann: „Wir tun es nicht.“ Vizepräsident Dieter Ferner stellte nach so mancher Verhandlung mit potenziellen Neuzugängen fest: In der 3. Liga werde „einfach viel zu viel ausgegeben“.

Ein großer Nachteil könnte für das Bundesliga-Gründungsmitglied die Tatsache sein, dass es zumindest vorerst keine echten Heimspiele haben wird. Weil das seit Anfang 2016 im Umbau befindliche Ludwigsparkstadion immer noch nicht fertig ist und die Ausweichstätte in Völklingen nicht drittligatauglich, muss der FCS seine Heimspiele bis auf Weiteres rund 200 Kilometer entfernt im Stadion des FSV Frankfurt austragen. Und wahrscheinlich stets am Spieltag an- und abreisen. Aber auch dadurch will Kwasniok keine schlechte Stimmung aufkommen soll. „Völklingen war am Anfang auch verhasst“, sagt er: „Und am Ende war es unser Pfund beim Pokal-Märchen.“

(dpa)
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