13 von 20 Clubs wollen Geisterspiele Was für und was gegen einen Abbruch der 3. Liga spricht

Leipzig · Vereine sind sich nicht einig. Geisterspiele würden den finanziellen Verlust minimieren, stoßen aber bei Fans und einigen Clubs auf keine Gegenliebe.

 Ob FCK-Trainer Schommers in dieser Saison noch an der Seitenlinie stehen kann, ist höchst unklar.

Ob FCK-Trainer Schommers in dieser Saison noch an der Seitenlinie stehen kann, ist höchst unklar.

Foto: dpa/Patrick Seeger

Während die Clubs der 1. und 2. Bundesliga die Saison zu Ende bringen wollen, brodelt es in der 3. Liga. 13 der 20 Clubs wollen mit Spielen ohne Zuschauer fortfahren, der Rest die Saison abbrechen. Ein Pro und Kontra zu Geisterspielen in der 3. Liga.

PRO

Verlust geringer: Ligaweit gesehen, ist es finanziell sinnvoller, die Saison ohne Zuschauer zu Ende zu spielen. Im Schnitt würde der Verlust pro Club dann geschätzt 600 000 Euro betragen. Bei einem Abbruch wären es dagegen etwa 1,5 Millionen Euro pro Verein. „Jedes Drittliga-Spiel, das im Fernsehen übertragen wird, garantiert Sponsoring-Einnahmen. Bei einer Komplettabsage gehen uns auch diese verloren“, sagte Günther Gorenzel, Geschäftsführer von 1860 München.

Mediale Präsenz: Zusätzlich zu den TV-Übertragungen würde die Präsenz der Clubs steigen. Das wiederum stellt Sponsoren zufrieden und sichert Einnahmen, der Verein stützt seinen Markenwert. Spieler, die für die neue Saison noch keinen Vertrag haben, hätten die Möglichkeit, sich mit guten Leistungen zu empfehlen.

Sportlich fair: Rein formal ist die Fortsetzung die einzige Möglichkeit, sportliche Entscheidungen fair zu regeln. Zwei Aufsteiger stünden nach 38 Spieltagen fest, ein dritter Club spielt die Relegation, vier Vereine steigen ab. Bei einem Abbruch würde der nächste Streit drohen. Bislang waren sich die Clubs uneinig, ob die Spielzeit komplett annulliert, die Hinrunde oder der aktuelle Tabellenstand gewertet werden soll.

Mehrheitsmeinung: Letztlich sollte sich die Mehrheit durchsetzen, wenn keine einstimmige Lösung gefunden wird. Die Gegner der Geisterspiele (Jena, Halle, Zwickau, Mannheim, Münster) müssten sich damit abfinden.

KONTRA

Drohende Insolvenzen: Spiele ohne Zuschauer würden einige Vereine direkt in die Pleite treiben. Zuschauereinnahmen machen in der 3. Liga meistens über 20 Prozent des Etats aus. „Für uns wären Geisterspiele ein weiterer Genickbruch. Dann ist der Gang zum Insolvenzgericht unumgänglich“, sagte Vorstandssprecher Tobias Leege vom FSV Zwickau.

Stimmung und Fan-Wille: Schon das Bundesliga-Geisterspiel zwischen Mönchengladbach und Köln hat offenbart, wie fade so ein Kick ohne Fans ist. Bei einer nicht-repräsentativen Internet-Umfrage des Portals „liga3-online.de“ sprachen sich nur elf Prozent von knapp 7000 Lesern für Geisterspiele aus.

Wettbewerbsverzerrung: Der Spielplan wäre in den bisherigen Gedankenspielen (Saisonfortsetzung vom 16. Mai bis 30. Juni) extrem eng getaktet. Nach so einer langen Pause wäre eine Wiederaufnahme eine große Herausforderung für die Spieler – physisch und psychisch.

Relevanz und Genehmigung: Entscheidungskriterien des DFB sollten weder wirtschaftliche Interessen noch Vermarktungschancen sein. Das Gesundheitssystem wäre mit zusätzlichen Corona-Tests für Erst- und Zweitligisten ohnehin schon zusätzlich belastet. Zudem ist unklar, ob alle Vereine in ihren Stadien spielen dürften, da lokale Gesundheitsbehörden das letzte Wort haben. So hat die Stadt Jena Spiele ohne Zuschauer bis Juni bereits als „höchst unrealistisch“ bezeichnet.

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