Vereine sind gefährdet „Insolvenzliga“ ist für Vereine ein Kampf

Unterhaching · Die 3. Liga ist wirtschaftlich riskant. Viele Traditionsvereine müssen mittlerweile auf Investoren setzen, um überhaupt konkurrenzfähig zu sein. Einer geht sogar an die Börse.

In Unterhaching schwören sie auf Aktien. Kaiserslautern, Uerdingen oder 1860 München vertrauen auf einen Investor. Sie alle eint die Angst vor dem Kollaps ebenso wie die Hoffnung auf neuen Glanz. Seit Jahren ist die 3. Fußball-Liga als „Insolvenzliga“ verschrien, zu viele Clubs wurden in den Ruin getrieben.

„In einer Studie über Insolvenzen im deutschen Fußball haben wir auch gesehen, dass das Insolvenzrisiko in der 3. Liga am höchsten ist“, sagte Sportökonom Daniel Weimar dem Deutschlandfunk vor der am Freitag beginnenden neuen Saison. Grund dafür sind vor allem die wesentlich geringeren TV-Einnahmen im Vergleich zur 2. Liga, während der Spielbetrieb in seinem vollen Umfang ähnlich kostenintensiv ist. Ein Konstrukt, das die meisten Clubs zum schnellen Erfolg verdammt.

Die Zweitliga-Absteiger müssen eigentlich umgehend aufsteigen, um nicht in einen Abwärtsstrudel zu geraten. Traditionsreiche Clubs, die früher einmal in der Bundesliga spielten und nun am Abgrund balancieren, wollen mit aller Macht hoch und setzen auf Fremdkapital. Zwei Musterbeispiele treffen gleich an diesem Samstag (14 Uhr/Magenta Sport, BR und SWR) im ersten Saisonspiel aufeinander: die SpVgg Unterhaching und der gastgebende 1. FC Kaiserslautern.

Die Hachinger gingen in diesem Sommer an die Börse, um den wirtschaftlichen Spielraum zu vergrößern. Bis zum 26. Juli können Anleger die Wertpapiere zu einem Festpreis von 8,10 Euro an der Börse München kaufen. „Vier Millionen Euro haben wir uns ja bereits in einer ersten Platzierungsrunde gesichert. Grundsätzlich bin ich für jede gezeichnete Aktie dankbar“, sagte Präsident Manfred Schwabl der Wirtschaftswoche. Die Ausgaben für die neue Saison beziffert Schwabl auf 2,5 Millionen Euro. „Wer in der 3. Liga um den Aufstieg mitspielen will, macht operativ einfach Verlust“, erklärt der Ex-Nationalspieler.

Innerhalb von drei Jahren soll es für Haching in die 2. Liga gehen. Schwabl bezeichnet diesen Meilenstein wegen der höheren Einnahmen als „entscheidend“. Ein strammer Plan, den auch Unterhachings erster Saisongegner aus Kaiserslautern verfolgt – nur dass der Investor Flavio Becca bereits von der Bundesliga träumt. Der Luxemburger stieg im Mai bei den Pfälzern ein und verhinderte mit einem Darlehen die Insolvenz. Nun will er in den nächsten Jahren bis zu 25 Millionen Euro investieren, damit die Lauterer es wieder in die Bundesliga schaffen.

„Diese Summe kann man nicht einfach durch die Anzahl der Jahre teilen. Denn in der 3.Liga wird mehr Geld benötigt als in der zweiten und in der ersten. Das Anschubkapital muss also höher sein. Deshalb ist die Bundesliga mein Ziel“, sagte Becca.

Er ist mit diesem Vorhaben nicht alleine, vor ihm haben Michail Ponomarew beim KFC Uerdingen und Hasan Ismaik bei 1860 München ähnliche Pläne gefasst. In den großen Fußball sind beide Vereine aber noch nicht zurückgekehrt. Ökonom Weimar glaubt vielmehr, dass sich diese Investoren „in Stellung bringen für das Fallen der 50+1-Regel“.

Mahnende Beispiele dafür, wie Traditionsclubs in der 3. Liga zerrieben wurden, gibt es in der jüngeren Vergangenheit genug. Kurz hintereinander meldeten Rot-Weiß Erfurt und der Chemnitzer FC im Frühjahr 2018 Insolvenz an und stiegen in die Regionalliga ab. Für die Sachsen sieht es zumindest sportlich wieder besser aus als für die Thüringer, sie kehrten umgehend in die Drittklassigkeit zurück, sind aber laut Insolvenzverwalter Klaus Siemon noch längst nicht über den Berg. „Das Insolvenzverfahren kann noch Jahre dauern“, sagte der Rechtsanwalt. Für sie alle bleibt die 3. Liga ein Kampf.

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