Fußball Mit einem Tor-Festival in den Urlaub verabschieden
Mainz · Deutsche Fußball-Nationalmannschaft trifft an diesem Dienstag in Mainz auf Estland. Der nächste Sieg in der EM-Qualifikation ist fest eingeplant.
Die „Notfall-Variante“ dürfte auch gegen Estland nicht zum Einsatz kommen. Schon beim ungefährdeten 2:0 (1:0) der deutschen Fußball-Nationalmannschaft in Weißrussland musste Joachim Löw als „Überwacher“ vor dem TV-Gerät nicht eingreifen. Marcus Sorg erledigte seinen Job als Aushilfs-Chef in der Arena von Bate Borissow so gut, dass ihm sein Chef erfreut zu den drei Punkten in der EM-Qualifikation gratulieren konnte.
„Der Bundestrainer hat uns beglückwünscht und ist natürlich auch sehr zufrieden“, berichtete Sorg von dem kurzen Telefonat, das er mit Löw noch im Stadion geführt hatte. Sorgs Blick ging am Pfingstwochenende schon wieder nach vorne. Bevor er die Nationalspieler in den Urlaub entlässt, müssen Leroy Sané, Marco Reus und ihre 20 Kollegen an diesem Dienstag (20.45 Uhr/RTL) noch einen letzten Arbeitseinsatz in der wechselhaften Umbruch-Saison nach dem WM-Desaster 2018 erfüllen.
Gegen den Weltranglisten-96. Estland soll der dritte Sieg im dritten EM-Qualifikationsspiel eingefahren werden. Die Fans in der mit 26 050 Zuschauern ausverkauften Mainzer Arena sollen dabei Spaß haben. „Ich hoffe, dass wir spielerisch noch eine Schippe drauflegen können. Wir wollen noch mehr Torchancen kreieren“, sagte der Dortmunder Reus, neben Erfolgsgarant Sané Torschütze in Weißrussland.
Sorg hat mit der Mannschaft derzeit alles im Griff. Der 53-Jährige bewältigte seine Chef-Premiere unaufgeregt und souverän. „Natürlich war es etwas Besonderes, da muss man nicht lange rumreden“, gab er zu. Den Fokus lenkte er aber auch gleich auf die nächste Pflichtaufgabe gegen die punktlosen Esten. Große taktische und personelle Umstellungen sind nicht vorgesehen. „Wir werden mit Sicherheit keine große Rotation forcieren, weil wir eine gewisse Stabilität in der Mannschaft und in den Abläufen brauchen“, sagte Sorg am Montag.
Löw und Sorg erschaffen nach der Ausmusterung etlicher Weltmeister von 2014 ein neues Gerüst. Im Tor ist Manuel Neuer weiter die Nummer eins. Niklas Süle etabliert sich als Abwehrchef. Bayern-Kollege Joshua Kimmich ist im defensiven Mittelfeld ein neuer Fixpunkt. Und Ilkay Gündogan vertrat in Borissow den vorzeitig in Urlaub geschickten Taktgeber Toni Kroos sehr gut.
Am deutlichsten erkennbar wird die neue Zeitrechnung in der Offensive. Der vom FC Bayern umworbene Sané ist plötzlich in aller Munde. Vier Tore erzielte der 23-Jährige von Manchester City in den letzten fünf Länderspielen. Sorg hat nicht den Eindruck, dass Sané der öffentliche Rummel um seine nicht geklärte sportliche Zukunft „belastet“.
Serge Gnabry hat sich vorne ebenfalls festgespielt. Dazu kommt Reus, dem Sorg eine „fantastische Verfassung“ bescheinigt. Wo Gewinner sind, gibt es auch Verlierer: Timo Werner erlebt gerade seine erste schwierigere DFB-Phase. Auch Julian Brandt oder Julian Draxler haben es schwer im Konkurrenzkampf.