DFB-Pokal RB schreibt weiter an seinem Märchen

Hamburg · Bundesligist Leipzig erreicht nach 3:1 beim HSV erstmals in der gerade mal zehn Jahre währenden Geschichte das DFB-Pokal-Endspiel.

 Die Spieler von RB Leipzig jubeln nach dem Abpfiff im Hamburger Volksparkstadion über den Sieg gegen den Hamburger SV und den erstmaligen Einzug in das DFB-Pokalfinale. Seit 15 Pflichtspielen ist RB nun schon unbesiegt.

Die Spieler von RB Leipzig jubeln nach dem Abpfiff im Hamburger Volksparkstadion über den Sieg gegen den Hamburger SV und den erstmaligen Einzug in das DFB-Pokalfinale. Seit 15 Pflichtspielen ist RB nun schon unbesiegt.

Foto: dpa/Axel Heimken

(sid) Ralf Rangnick war mächtig stolz. Die Hände in die Hüften gestemmt, stand der Architekt des Leipziger Fußball-Märchens am Dienstagabend noch lange nach dem Schlusspfiff auf dem Rasen des Volksparkstadions, lauschte den „Berlin, Berlin“-Gesängen der eigenen Fans und genoss die ausgelassene Pokal-Party seiner Roten Bullen im Hintergrund.

„Es ist großartig, bereits im dritten Erstliga-Jahr die Chance zu haben, einen Titel zu gewinnen und sich zum zweiten Mal für die Champions League zu qualifizieren“, sagte Rangnick nach dem packenden 3:1 (1:1) im Halbfinale beim Hamburger SV und verneigte sich vor seinem Team: „Da kann man nur den Hut ziehen vor der Entwicklung, die die Mannschaft genommen hat.“

Diese Entwicklung hat vor allem Rangnick selbst zu verantworten. Nach verhaltenem Saisonstart eilt Leipzig im Kalenderjahr 2019 (seit 15 Pflichtspielen ungeschlagen) unter seinem Trainer und Sportdirektor von Erfolg zu Erfolg – und setzt seinen Siegeszug im deutschen Fußball mit beeindruckender Zielstrebigkeit und beinahe furchteinflößender Dominanz fort. Als Belohnung winkt ausgerechnet im Jahr des zehnjährigen Bestehens beim Pokal-Endspiel im Berliner Olympiastadion am 25. Mai nun der erste große Titel.

„Jetzt ist alles drin. Egal, wer kommt, wir wollen gewinnen“, sagte der schwedische Offensivspieler Emil Forsberg und kündigte an, das zweite Halbfinale zwischen Werder Bremen und dem FC Bayern München „ganz in Ruhe auf der Couch“ sehen zu wollen. Der letzte Gegner auf dem Weg zum ersehnten Triumph, daran ließen die RB-Spieler keinen Zweifel, ist ihnen herzlich egal. „Vom Gefühl her kann uns im Moment keiner schlagen“, sagte Yussuf Poulsen. Er grinste.

Aber zurück zu Rangnick. Seitdem der gebürtige Schwabe das RB-Ruder im Sommer 2012, damals „nur“ in der Rolle als Sportdirektor, übernommen hat, kennt Leipzig nur eine Richtung: steil nach oben. Vom Viertligisten zum Bundesligisten, vom Sachsenpokal in die Champions League: Fußball-“Professor“ Rangnick setzte die ehrgeizigen Pläne der Bosse von Brausegigant Red Bull in Rekordzeit um. Spannend dabei: Bei den Klub-Meilensteinen, dem Bundesliga-Aufstieg 2016 und jetzt dem Einzug ins Pokal-Endspiel, saß Rangnick als Trainer selbst auf der Bank.

Den Erfolg allein mit der enormen Finanzkraft zu erklären, wie von vielen Beobachtern kritisiert, ist zu kurz gedacht. Cleveres Scouting und Kontinuität im Kader sind weitere große Faktoren. „In unserer Startelf standen sieben Spieler, die vor drei Jahren mit mir zusammen von der 2. Liga in die Bundesliga aufgestiegen sind. Das freut mich ganz besonders“, sagte Rangnick voller Stolz: „Wahrscheinlich gibt es keinen Verein in Deutschland, wo sieben Spieler in der Startelf stehen, die vor drei oder vier Jahren schon im Verein gespielt haben.“

Ein Ende der Leipziger Erfolgsstory ist nicht abzusehen. Im Sommer übernimmt mit Julian Nagelsmann der nächste Bessermacher den Trainerposten beim Bundesliga-Dritten. „Dann werden wir auf der sportlichen Seite noch mehr Kraft haben“, sagte Geschäftsführer Oliver Mintzlaff, und es klingt fast wie eine Drohung. Rangnick wird als Sportdirektor auch dann die Zügel weiter fest in der Hand halten. Ganz so, wie er es am liebsten mag – im Hintergrund.

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