Krise beim Double-Gewinner Alarmstufe Rot beim FC Bayern

Bochum · Deutscher Meister präsentiert sich im Pokal beim 2:1 in Bochum teils desolat. Trainer Kovac geht mit der Mannschaft hart ins Gericht.

 „Was soll das, Männer?“, scheint Niko Kovac seiner Mannschaft zuzubrüllen. Der Trainer des FC Bayern München war angesichts der Leistung seines Teams beim 2:1 in Bochum mehr als bedient.

„Was soll das, Männer?“, scheint Niko Kovac seiner Mannschaft zuzubrüllen. Der Trainer des FC Bayern München war angesichts der Leistung seines Teams beim 2:1 in Bochum mehr als bedient.

Foto: dpa/David Inderlied

Ein angefressener Trainer Niko Kovac zählte seine Mannschaft an, der frustrierte Kapitän Manuel Neuer stellte die Charakterfrage: Nach der unterirdischen Leistung beim Dusel-Sieg im DFB-Pokal herrschte beim deutschen Rekordmeister Bayern München Alarmstufe Rot. „Wenn alle das machen, was der Trainer sagt, dann funktioniert es“, sagte Kovac nach dem glücklichen 2:1 (0:1) beim VfL Bochum. Was als Lob für die engagierte Leistung des abstiegsbedrohten Fußball-Zweitligisten gedacht war, konnte auch als Vorwurf an seine Stars verstanden werden – zumal Kovac nach der mit Mühe verhinderten Blamage nachlegte.

In der ersten Halbzeit habe man „ein Fehlpassfestival“ gesehen, welches „ganz klar mit der Einstellung zu tun“ habe. Seine Mannschaft habe viel „zu abwartend, zu passiv“ gespielt: „Dann kommst du in keinen Zweikampf, dann läufst du der Musik hinterher.“ Von seiner Kritik wollte der Kroate „keinen ausnehmen“. Doch einige Spieler dürfte Kovac bei seinen mit starrer Miene vorgetragenen Worten besonders im Kopf gehabt haben. Corentin Tolisso, Ivan Perisic und lange Zeit auch Thiago boten eine grottenschlechte Leistung.

„Das war in der ersten Halbzeit richtig traurig und enttäuschend. Wir sind mit einer Schramme davongekommen, trotzdem müssen wir darüber nachdenken, wie wir uns präsentieren“, sagte Nationaltorhüter Neuer und nahm seine Mitspieler in die Pflicht: „Wir brauchen nicht nach Ausreden suchen, sondern jeder muss bei sich selbst anfangen.“ Für die kommenden Wochen mit den schweren Bundesligaspielen bei Eintracht Frankfurt am Samstag (15.30 Uhr/Sky und ZDF) und gegen Vizemeister Borussia Dortmund forderte Neuer „eine andere Leistung“ und die richtige Einstellung: „Charakterlich war es in der ersten Halbzeit nicht so, wie es sich im Pokal gehört.“ Einmal in Fahrt, ließ sich Neuer bei seiner schonungslosen Analyse nicht mehr stoppen. „Schreib einfach FC Bayern drüber. Dann ein leeres Blatt, das beschreibt unsere Leistung am besten“, schlug der 33-Jährige einem Journalisten vor.

Hätten Gnabry (83.) und der eingewechselte Thomas Müller (89.) mit ihren späten Treffern das Spiel nach dem Eigentor von Alphonso Davies (36.) nicht gedreht, wäre die Herbstkrise beim Rekordpokalsieger noch viel größer. Doch auch so ist der Status quo äußerst bedenklich. Das Verhältnis zwischen Kovac und dem Team scheint gestört. Klare Abläufe sind nicht erkennbar. Die Abwehr wackelt, in der Offensive mangelt es an Kreativität. Einzig auf die individuelle Klasse in einigen Situationen können sich die Münchner verlassen.

Während die Spieler fast alle Selbstkritik übten, flüchtete sich Sportdirektor Hasan Salihamidzic in Sarkasmus. Es sei ein „Top-Abend“ gewesen und „ein Riesenspiel“, sagte Salihamidzic voller Ironie. Eine Erklärung für die erschreckende Leistung der Bayern lieferte er nicht. In die Mixed Zone sei er nur „aus Freundlichkeit“ gekommen, „um da zu sein“. Dieser Auftritt passte zu einem Abend, der viele Fragen aufwirft.

Derweil will Uli Hoeneß vier Tage vor seinem Abschied als Präsident des FC Bayern München Salihamidzic zum Sportvorstand befördern. Die Personalie könnte am 11. November vom Aufsichtsrat beschlossen werden. Hoeneß leitet die Tagung des Gremiums dann zum letzten Mal, auf der Mitgliederversammlung am 15. November kandidiert er nicht mehr.

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