Frauenfußball Stotterstart mit viel Luft nach oben

Lille · Youngster Gwinn schießt deutsche Frauen zum WM-Auftaktsieg gegen China. Verletzte Marozsan bereitet Sorgen.

 Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg umarmt nach dem Stotterstart in die WM die Torschützin zum 1:0-Sieg gegen China, Giulia Gwinn (rechts).

Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg umarmt nach dem Stotterstart in die WM die Torschützin zum 1:0-Sieg gegen China, Giulia Gwinn (rechts).

Foto: dpa/Sebastian Gollnow

Gezeichnet vom knüppelharten WM-Auftakt stiegen die deutschen Fußballerinnen übersät mit blauen Flecken in den Schnellzug nach Lille. Neben drei wichtigen Punkten hatte der zweimalige Weltmeister auf der nächsten Etappe seiner „Tour de France“ aber auch Sorgen um Spielmacherin Dzsenifer Marozsan im Gepäck.

„Sie hat schon ordentlich einen auf den Fuß gekriegt. Hoffentlich geht die Schwellung schnell weg“, sagte Torhüterin Almuth Schult, bevor das Team am Sonntagvormittag nach dem 1:0 (0:0) gegen China am Bahnhof von Rennes in den TGV 5272 stieg. Ob „Maro“ für das zweite WM-Gruppenspiel an diesem Mittwoch (18 Uhr/ZDF und DAZN) in Valenciennes gegen Spanien fit wird, liegt auch in den Händen der medizinischen Abteilung.

Auf der dreieinhalbstündigen Fahrt von der Bretagne in den Nordosten Frankreichs hatte auch Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg einiges an Arbeit zu erledigen. Dem Stotterstart mit erheblichen Problemen im Spielaufbau konnte sie aber auch Positives abgewinnen. „Man sieht, dass Widerstände zu überwinden sind“, sagte die 51-Jährige, betonte mit Blick auf die spielerischen Mängel aber auch mit sorgenvoller Miene: „Wir erwarten, dass das im nächsten Spiel besser funktioniert.“ Außerdem sei es „wichtig, dass diese jungen Spielerinnen ein schwieriges Spiel bestritten haben und merken, was es bedeutet, ein WM-Spiel zu spielen“.

Am Nachmittag bezog der DFB-Tross sein neues Quartier im Hotel Mercure Lille Metropole, 60 Kilometer vom Spielort nahe der belgischen Grenze entfernt. Nach dem Arbeitssieg dank des Treffers von Youngster Giulia Gwinn (66. Minute) bereitete sich der Olympiasieger auf eine vermeintlich körperlich weniger schmerzhafte Begegnung vor. „Es wird uns besser liegen, dass die Spanierinnen auch das Spiel machen wollen“, sagte Kapitänin Alexandra Popp, die es im Duell mit den ruppigen „Stahlrosen“ am Sprunggelenk erwischt hatte. Was im Kampf um den Sieg in Gruppe B Mut machte: Auch die Ibererinnen konnten bei ihrem Turnierstart gegen den WM-Neuling Südafrika (3:1) über weite Strecken nicht überzeugen.

Nachdem der Roazhan Park in Rennes mit 15 283 Zuschauern nur halb gefüllt war, hofft die Auswahl des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) zudem auf mehr WM-Stimmung. „Valenciennes ist dichter an Deutschland, wir hoffen auf ein Heimspiel gegen Spanien. Deswegen haben wir große Vorfreude im Gepäck“, äußerte Schult.

Nach sechs Tagen in Rennes freuen sich die Spielerinnen auch auf eine neue Umgebung. „Ein Tapetenwechsel ist immer schön“, sagte die erst 19-jährige Gwinn, die ihr WM-Traumdebüt am Morgen danach noch immer nicht ganz realisiert hatte. „Es gibt mir aber auf jeden Fall Selbstvertrauen für die nächsten Spiele“, sagte die Sportmanagement-Studentin, die zur kommenden Saison vom SC Freiburg zu Bayern München wechselt, und ebenso zu überzeugen wusste wie die zur Halbzeit eingewechselte Lena Sophie Oberdorf (SGS Essen). Die 17-Jährige wurde am Samstag zur jüngsten deutschen Spielerin bei einer Weltmeisterschaft.

Joti Chatzialexiou, der sportliche Leiter der Nationalmannschaften, lobte die verjüngte Auswahl nach ihrem „dreckigen Sieg“ vor allem für ihren Kampf- und Teamgeist. „Die Mannschaft hat einen Riesen-Spirit, es ist eine gute Mischung von Jung und Alt, die leben das“, sagte er. Doch die DFB-Frauen werden sich steigern müssen. Dringend.

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