Frauenfußball Die „Waffe“ Popp schlägt das erste Mal zu

Grenoble · Die deutsche Frauen-Nationalmannschaft wartet als Sieger der Gruppe B auf ihren Achtelfinal-Gegner bei der WM.

 Pure Erleichterung: Kapitänin Alexandra Popp (links), freut sich mit Teamkollegin Marina Hegering über ihren ersten WM-Treffer.

Pure Erleichterung: Kapitänin Alexandra Popp (links), freut sich mit Teamkollegin Marina Hegering über ihren ersten WM-Treffer.

Foto: dpa/Sebastian Gollnow

Die Szene war symbolisch für Spielerin und Mannschaftsgeist: Nach ihrem Kopfballtor zum 3:0 gegen Südafrika rannte Alexandra Popp zur Seitenlinie und feierte den Treffer mit den Ersatzspielerinnen und dem Trainerstab. „Mir war es wichtig zu zeigen, dass die Bank auch ihren Teil zum Erfolg beiträgt“, erklärte die Angreiferin des VfL Wolfsburg. Nachdem die deutsche Spielführerin in den ersten beiden Spielen der Fußball-Weltmeisterschaft in Frankreich noch leer ausgegangen war, gelang ihr in der letzten Vorrundenpartie am Montagabend der ersehnte erste Treffer beim 4:0 (3:0) gegen den WM-Neuling in Montpellier.

„Poppi ist eine Spielerin, die permanent alles gibt“, lobte Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg ihre Kapitänin. Für den Erfolg der Mannschaft ordnet sie dabei auch ihre eigenen Vorlieben unter. Beim hart umkämpften 1:0 gegen Spanien etwa rückte Popp sogar zurück auf die Sechser-Position, um als kopfballstarke Spielerin vor der Abwehr die knappe Führung zu sichern.

„Aber sie sieht sich als Stürmerin in der Pflicht, Tore zu erzielen“, erklärte Voss-Tecklenburg. Entsprechend unzufrieden war Popp mit dem für sie bis zum Südafrika-Spiel torlosen Turnierverlauf. Das Trainerteam leistete psychologische Aufbauarbeit: „Wir haben ihr vor dem Spiel diese vielen, vielen Aktionen gezeigt, wo sie auch am Tor beteiligt war.“ Aber trotzdem habe Popp den Anspruch, „dass sie lieber den Ball ins Tor köpft, als dass sie nur beteiligt ist“, sagte ihre Trainerin: „Deshalb ist es toll, dass sie so ein wunderbares Tor gemacht hat.“

Tatsächlich war Popps Treffer der bislang am schönsten herausgespielte des deutschen Teams bei dieser WM: Nach einer feinen Kombination flankte Giulia Gwinn von rechts an den Fünfmeterraum, dort schraubte sich Popp in die Höhe und köpfte den Ball wuchtig ins Tor. „Da sieht man, wie einfach Fußball sein kann“, freute sich Voss-Tecklenburg und fügte mit Blick auf Popp an: „Wir brauchen diese Qualität im Kopfball. Das ist eine Waffe.“

Mit 28 Jahren gehört Popp zu den Älteren im Kader. Sie ist sich ihrer Verantwortung als Führungsspielerin voll bewusst: „Wir sind relativ jung, auch noch ein bisschen unerfahren. Aber es macht unheimlich viel Spaß, mit dieser verrückten Mannschaft zusammenzuspielen“, sagte sie. Mit drei Siegen und ohne Gegentor ist das deutsche Team nun in die nächste Runde eingezogen. „Es war wichtig, dieses Ziel zu erreichen“, sagte Popp: „Neun Punkte sind das, was wir holen wollten und in unserem Fall mussten.“

Am Dienstag stand für den DFB-Tross der Umzug von Montpellier nach Grenoble an, wo am Samstag das Achtelfinale (17.30 Uhr) ansteht. Als Gruppenerster wird das deutsche Team auf einen der Tabellendritten aus den Gruppen A, C oder D treffen, der noch nicht feststeht – vermutlich sogar erst am Donnerstag. Im schlimmsten Fall könnte es Brasilien werden. Der Gegner ist Spielerinnen und Trainerteam aber egal. „Wenn man Weltmeister werden will, muss man alle schlagen“, sagte Popp schmunzelnd.

Für Popp wäre es das 100. Länderspiel – als 26. deutsche Fußballerin würde sie diese Marke dann übertreffen. „Wir haben tatsächlich schon darüber gesprochen. Ich freue mich, dazuzugehören“, sagte sie. Zudem hat sie dann die Gelegenheit, ihr Torkonto von 47 Treffern weiter nach oben zu schrauben. Mit ihrem nächsten Treffer würde sie in der ewigen DFB-Torschützinnenliste auf Rang sieben vorrücken – und mit der ehemaligen Bundestrainerin Silvia Neid gleichziehen.

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