Fußball Der Neue will keine „Ein-Mann-Show“

Frankfurt · Der Freiburger Fritz Keller wird an diesem Freitag zum 13. Präsidenten des Deutschen Fußball-Bundes gewählt.

 Fritz Keller ist sich der Schwere der Aufgabe, die auf ihn wartet, bewusst. Der Freiburger wird Präsident des Deutschen Fußball-Bundes.

Fritz Keller ist sich der Schwere der Aufgabe, die auf ihn wartet, bewusst. Der Freiburger wird Präsident des Deutschen Fußball-Bundes.

Foto: dpa/Andreas Gora

Wenn Angela Merkel an diesem Donnerstag den Grundstein legt, ist der Keller beim Deutschen Fußball-Bund (DFB) schon fertig – in jeder Hinsicht. Schließlich steht das Untergeschoss der neuen Verbandszentrale in seiner Rohfassung seit wenigen Tagen, und die Wahl von Fritz Keller zum 13. Präsidenten gilt als Formsache. Trotzdem kann sich der designierte Boss vor dem Bundestag am Freitag in Frankfurt fundamentale Ratschläge bei der Bundeskanzlerin einholen – denn er steht zukünftig auch einem „Kabinett“ vor.

„Es wird keine Ein-Mann-Show geben. Viele Leute werden in der Verantwortung sein. Wir werden gut aufgestellt sein“, sagte der scheidende Clubchef des Bundesligisten SC Freiburg, der nach seiner überraschenden Nominierung durch die DFB-Findungskommission Mitte August zügig die Zustimmung der Profis und der Amateure erhalten hatte: „Meine Hauptaufgabe wird sein, zum Dienstleister und Lobbyisten für jede Liga zu werden.“

Damit ist klar, was der Nachfolger des im April zurückgetretenen Reinhard Grindel in erster Linie beabsichtigt: Keller möchte den jahrelangen Konflikt zwischen Amateuren und Profis beenden. Ganz nebenbei muss der 62-Jährige den Verband aus der Dauerkrise führen, für eine moderne Struktur sorgen, den Bau der Akademie vorantreiben, den Weg der Nationalmannschaft zurück in die Weltspitze forcieren, die Zusammenarbeit mit den internationalen Gremien verbessern, einen neuen Grundlagenvertrag aushandeln – und die EM-Endrunde 2024 im eigenen Land planen.

Schon vor seiner Wahl wurde Keller vor Augen geführt, in welchem Spannungsfeld er arbeiten muss. So möchte Willi Lemke den künftigen Amtsinhaber gerne als „Robin Hood“ des deutschen Fußballs sehen. Er solle der „ständigen Gier“ der Clubs „Einhalt gebieten“ und die Vereine an der Basis stärker beteiligen, schrieb der frühere Manager des Bundesligisten Werder Bremen in der Sport Bild. Die Deutsche Fußball-Liga (DFL) auf der anderen Seite geht davon aus, dass Keller die Wünsche der Profis im Blick hat.

Angesichts vieler strittiger Themen hatte Freiburgs Trainer Christian Streich zuletzt ein eher unfreiwilliges Wortspiel zu bieten. „Ich würde sofort runter in den Keller rennen“, beschrieb der Freund Kellers seine Ängste, die er vor dem Amt hätte. Keller selbst ahnt auch, was auf ihn zukommt. „Ich kann nicht mehr machen, als mein Bestes zu geben“, sagte das Patenkind von Ehrenspielführer Fritz Walter: „Ich werde Gas geben für eine tolle Sache – für den schönsten Sport der Welt.“

Besonders schön dürften die Verhandlungen über den 2023 auslaufenden Grundlagenvertrag nicht werden. Laut des Vertrags muss der Profifußball eigentlich drei Prozent seiner Einnahmen an den DFB abgeben. 2013 wurden diese Einnahmen pro Jahr aber auf höchstens 866 Millionen Euro und die Abgaben der DFL auf 26 Millionen festgelegt. Im Gegenzug bezahlt der DFB 20 Millionen pro Jahr als Beteiligung an den Vermarktungseinnahmen der Nationalmannschaft. Da die gedeckelte Summe auf der Einnahmeseite der Profis nichts mehr mit der Realität zu tun hat, wollen viele Amateurvertreter mehr Geld sehen. Die Profis, die alleine aus dem Verkauf der nationalen Medienrechte derzeit 1,2 Milliarden Euro pro Jahr kassieren, sehen das ganz anders.

Damit sich der neue Boss bei all den Themen nicht wie seine Vorgänger verzettelt, bekommt er Helfer zur Seite gestellt. So soll Vizepräsident Rainer Koch als „Außenminister“ fungieren. Als Folge des Rücktritts von Reinhard Grindel ist der DFB im Council des Weltverbandes Fifa und im Exekutivkomitee der Europäischen Fußball-Union (Uefa) nicht mehr vertreten, zumindest ins Uefa-Exko will Koch einziehen.

Auch innerhalb des DFB, dessen Budget bei mehr als 400 Millionen Euro im Jahr liegt, wird Keller mit der Zeit nicht mehr so viel Macht wie seine Vorgänger besitzen. Zunächst will Keller als tatkräftiger Boss die Strukturreform in seinem Sinn gestalten, um später Aufgaben abzugeben. Unter dem 13. Präsidenten soll es eine deutlichere Trennung zwischen wirtschaftlichen und gemeinnützigen Aufgaben geben. Deshalb werden alle Aktivitäten, mit denen Geld verdient wird, künftig von der DFB GmbH verantwortet. Gemeinnützige Aufgaben obliegen dem DFB e.V.. Starker Mann der GmbH soll Generalsekretär Friedrich Curtius werden, Oliver Bierhoff ist als Geschäftsführer Sport vorgesehen.

So ist Keller nach den Statuten nicht mehr der Chef des Bundestrainers. Dennoch formuliert er klar seinen Anspruch: „Im Profibereich wollen wir international dahin kommen, wo wir waren – mit der Nationalelf und der Bundesliga.“

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