EM-Qualifikation Der Kosovo freut sich auf das „größte Spiel der Geschichte“

Southampton · Die seit 15 Spielen ungeschlagene Fußball-Nationalmannschaft der Balkanrepublik trifft in der EM-Qualifikation auf England.

 Vedat Muriqi von Fenerbahce Istanbul bejubelt sein Tor zum 1:1 des Kosovo gegen Tschechien. Der Kosovo gewann am Ende mit 2:1.

Vedat Muriqi von Fenerbahce Istanbul bejubelt sein Tor zum 1:1 des Kosovo gegen Tschechien. Der Kosovo gewann am Ende mit 2:1.

Foto: dpa/Visar Kryeziu

Nicht Weltmeister Frankreich oder der Weltranglistenerste Belgien – nein – der Kosovo ist die Fußball-Nationalmannschaft der Stunde in der EM-Qualifikation. Die südosteuropäische Nation ist seit 15 Länderspielen ungeschlagen, an diesem Dienstag (20.45 Uhr/DAZN) trifft das Team auf Spitzenreiter England.

„Laufen, Laufen, Laufen!“, brüllte Nationaltrainer Bernard Challandes den Journalisten auf die Frage entgegen, wie sein Team die „Three Lions“ ins Stolpern bringen wolle: „Es geht nicht um die Taktik, nicht um die richtigen Laufwege, es geht darum, den Ball gewinnen zu wollen und ein Tor zu erzielen.“

Der Kosovo scheint das Verlieren unter dem 68-jährigen Challandes regelrecht verlernt zu haben. Seit dessen Amtsantritt im März 2018 feierte sein Team neun Siege und fünf Remis. Die letzte Niederlage ist exakt elf Monate her: Gegen Island unterlag das Team des damaligen Trainers Albert Bunjaki in der WM-Qualifikation 0:2.

Atdhe Nuhiu vom englischen Zweitligisten Sheffield Wednesday bezeichnet die Partie gegen England als „das größte Spiel in der noch jungen Geschichte des kosovarischen Fußball-Verbands. Jeder freut sich darauf“ , erklärt der 30-Jährige. In der Qualifikation für die Europameisterschaft 2020 ist das Team noch ungeschlagen. In Gruppe A belegen die Kosovaren mit acht Punkten hinter Spitzenreiter England (9) den zweiten Rang.

Gegen die Engländer mit ihrer mächtigen Offensive um WM-Torschützenkönig Harry Kane zählt der Kosovo jedoch erneut als Außenseiter – vor allem, weil das Team laut Challandes nicht verteidigen kann: „Das entspricht auch nicht meinem Naturell als Trainer. Nein, es wird das pure Gegenteil sein. Wir müssen ein bisschen Verrücktheit an den Tag legen. Und viel Leidenschaft.“

Die Gastgeber von Teammanager Gareth Southgate erzielten in drei Partien 14 Treffer, Kane und Sturmpartner Raheem Sterling trugen sich dabei jeweils fünf Mal in die Torschützenliste ein. Es gleicht fast einem Ding der Unmöglichkeit, diese Torfabrik im St. Mary‘s Stadium von Southampton zu stoppen. Doch von Anzeichen der Aufgabe suchte man beim Kosovo bisher auch nach Rückständen vergebens. Gegen Bulgarien (3:2) und Tschechien (2:1) drehte das Team um den derzeit verletzten Angreifer Milot Rashica von Werder Bremen die Partie nach drohenden Niederlagen.

Die Balkanrepublik hatte erst im Jahr 2008 ihre Unabhängigkeit, die inzwischen 114 Staaten anerkennen, von Serbien erklärt. Deutschland zählte zu den ersten Unterstützern. Für die Spieler des mit 1,8 Millionen Menschen besiedelten Staats ist das Tragen des Nationaltrikots etwas Besonderes. „Für den Kosovo zu spielen, ist nicht wie für irgendein anderes Land zu spielen. Die Menschen haben viel gelitten, und jetzt können sie ihr Land im TV sehen“, sagte Nuhiu: „Das spielt für uns eine große Rolle. Wir sind alle sehr stolz darauf.“ Der Stolz würde bei einem Sieg gegen England wohl ins Unermessliche wachsen.

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