U21-Europameisterschaft Der „affengeile Auftritt“ endet für alle in der Eistonne

Krakau · Die deutschen U21-Fußballer sammeln nach dem Elfmeter-Krimi gegen England ihre Kräfte, um morgen im Finale gegen Spanien zu bestehen.

 Die deutschen Spieler stürmen nach dem Sieg im Elfmeterschießen gegen England jubelnd zu ihrem Torwart Julian Pollersbeck.

Die deutschen Spieler stürmen nach dem Sieg im Elfmeterschießen gegen England jubelnd zu ihrem Torwart Julian Pollersbeck.

Foto: dpa/Jan Woitas

() Wenige Stunden nach dem emotionalen Halbfinal-Triumph begann für Deutschlands Nachwuchs-Fußballer beim „Nachtbaden“ schon die Vorbereitung auf das ganz große Ziel – den ersten EM-Titel seit acht Jahren. „Alle Spieler, die gespielt haben, sind in die Eisbäder“, sagte U21-Trainer Stefan Kuntz am Tag nach dem 4:3-Sieg im Elfmeterschießen gegen England. Nach der spontanen Kabinenparty richteten die Profis ihre volle Konzentration auf das Endspiel gegen Spanien an diesem Freitag (20.45 Uhr). „Es wird Zeit, dass wir den Titel holen“, sagte Max Meyer.

Der Respekt vor Gegner Spanien, der mit vier Siegen durch das Turnier marschiert ist und im Halbfinale die Italiener mit 3:1 bezwang, ist groß. „Spanien hat eine gute Mannschaft beisammen“, sagte Jeremy Toljan. Auch Bundestrainer Joachim Löw, der mit der A-Nationalmannschaft in Sotschi den Sieg gegen England verfolgte, warnte: „Die U21 von Spanien ist fast problemlos ins Finale eingezogen.“ Dennoch rechnet sich die DFB-Elf eine Chance aus. „Die Mannschaft will jetzt auch den Titel“, sagte Kuntz mit Bestimmtheit.

Bis zum Einzug ins Finale dieser U21-EM in Polen musste die DFB-Elf 120 emotionale Minuten durchleben. In einem hochklassigen und dramatischen Spiel ging es nach Toren von Davie Selke (35. Minute), Demarai Gray (41.), Tammy Abraham (50.) und Felix Platte (70.) hin und her. „Ich habe oben gesessen und gesagt: Das ist schon einfach affengeil, was die Mannschaft leistet“, lobte DFB-Sportdirektor Horst Hrubesch die deutsche Elf. Im Elfmeterschießen hatten die DFB-Kicker die besseren Nerven – und Torhüter Julian Pollersbeck. Der 22-Jährige, der zur neuen Saison zum Hamburger SV wechselt, wurde mit zwei gehaltenen Elfmetern zum Mann des Abends. „Das ist einfach ein geiles Gefühl, im Finale zu stehen, das wollen wir jetzt natürlich auch noch gewinnen“, versprach Pollersbeck. Teamkollege Meyer gab zu: „Er hat uns den Arsch gerettet.“ Dabei half dem Torwart ein kleiner Spickzettel im Stutzen, wie ihn bei der WM 2006 Jens Lehmann hervorzauberte. „Da stand eine Hilfestellung drauf. Aber am Ende ist es immer eine situative Entscheidung“, sagte Pollersbeck.

Für den Neunkircher Kuntz, der erst im August 2016 nach zwölf Jahren wieder ins Trainergeschäft zurückgekehrt war, war der Triumph gegen England ein ganz besonderer. „Das ist sicherlich ein Tag, wo ich mir später mal ein paar Minuten gebe. Das gibt es im Fußball nicht so oft, dass man so schöne Tage erlebt“, sagte der 54-Jährige. Das Team habe alle Vorgaben „fantastisch“ umgesetzt, schwärmte Kuntz: „Ich habe der Mannschaft gesagt, dass ich stolz auf sie sein kann.“

Nach kräftezehrenden vier Spielen in zehn Tagen muss die DFB-Auswahl nun für das Endspiel gegen Spanien noch einmal alle Reserven mobilisieren. „Wir müssen erst mal sondieren, wer laufen kann“, sagte Kuntz mit Blick auf die angeschlagenen Selke und Niklas Stark, bei denen er allerdings Hoffnung auf einen Final-Einsatz hat: „Dann schauen wir, mit welchem Matchplan wir die Kräfte sammeln. Das ist jetzt die Aufgabe für die nächsten Tage.“

Dieses Mal will die Elf den Titel holen. „Das ist die zweite Chance, direkt im Jahr darauf noch mal ein Finale“, sagte Serge Gnabry, der das Olympia-Finale gegen Brasilien 2016 mit Selke, Toljan und Meyer verlor. Hrubesch, damals Trainer, sagte: „Jetzt drücken wir die Daumen, dass sie es dieses Mal mit nach Hause nehmen.“

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