Zuschauer in Stadien Das Konzept der DFL ruft überwiegend Skepsis hervor

Frankfurt · Politiker und Gesundheitsexperten sehen Zuschauer in den Fußballstadien ab September eher kritisch. Die Bundesliga könnte aber wieder Vorreiter sein.

 (Symbolbild)

(Symbolbild)

Foto: dpa/Federico Gambarini

Jetzt richtet sich der Blick gen Berlin. Nach der Vorarbeit des deutschen Profifußballs muss die Politik die Frage klären, ob zu Beginn der Saison tatsächlich wieder Zuschauer in die Stadien dürfen. Wenn die Gesundheitsminister der Länder am Montag über das heiß diskutierte Thema beraten, warten aber nicht nur die deutschen Clubchefs und Fans gespannt auf die Ergebnisse. Wie schon im Mai könnte die Bundesliga auch im Herbst weltweit in die Vorreiterrolle schlüpfen.

„Wir warten auf die Modelle aus Deutschland – auch hier in England“, sagte Trainer Slaven Bilic (51) vom Premier-League-Aufsteiger West Bromwich Albion. Nach Ansicht des früheren kroatischen Nationaltrainers wird die deutsche Eliteklasse erneut global richtungweisend sein. „Wenn Deutschland nicht wieder vor den Fans spielen lässt, glaube ich auch nicht, dass England starten wird“, sagte Ex-Profi Bilic: „Deutschland gibt hier die Regeln für die ganze Welt vor.“

 Der Bremer Innensenator Ulrich Mäurer ist ein bekennender DFL-Kritiker.

Der Bremer Innensenator Ulrich Mäurer ist ein bekennender DFL-Kritiker.

Foto: dpa/Sina Schuldt

Die 36 deutschen Proficlubs hatten sich am Dienstag auf ein Konzept für die Rückkehr von Zuschauern in Zeiten der Corona-Pandemie geeinigt. Der Plan sieht keine Stehplätze und keinen Alkohol bis Ende Oktober, Verzicht auf Gästefans bis Jahresende sowie die Sammlung sämtlicher Kontaktdaten vor. Ob tatsächlich zum Saisonstart am 18. September vor Fans gespielt werden kann, entscheidet aber die Politik – wie beim Vorgänger-Konzept.

 Gesundheitsexperte Karl Lauterbach hält das Konzept der DFL für „nicht akzeptabel“.

Gesundheitsexperte Karl Lauterbach hält das Konzept der DFL für „nicht akzeptabel“.

Foto: dpa/Bernd von Jutrczenka

Schließlich brauchte es auch bei der Wiederaufnahme der vergangenen Saison mit sogenannten Geisterspielen unter Ausschluss der Öffentlichkeit das grüne Licht aus Berlin. Als das kam, schaute die gesamte Sportwelt auf den deutschen Profifußball. Das Konzept der Deutschen Fußball Liga (DFL) diente zahlreichen Ligen als Blaupause.

Die momentane Debatte erinnert an die Situation vor rund drei Monaten. Wie damals wird auch heute über die Planspiele der DFL, die am Freitag ihren Saison-Spielplan präsentieren wird, heftig gestritten. Und wie damals überwiegt auch heute die Skepsis – sowohl bei den Experten wie bei den Politikern. Stand damals die Frage nach der Sonderrolle für die „Millionäre in kurzen Hosen“ im Mittelpunkt, spielt sich die Diskussion nun vor dem Hintergrund der aktuell steigenden Fallzahlen ab.

Die Bundesregierung begrüßte das Konzept zunächst einmal. Doch die Kritiker meldeten sich lauter zu Wort. So kann der Bremer Innensenator und bekannte DFL-Kritiker Ulrich Mäurer (SPD) den Plänen nichts Positives abgewinnen. „Ich stehe dem Vorschlag der DFL sehr skeptisch gegenüber“, sagte Mäurer: „Niemand kann im Augenblick absehen, wo wir im September stehen werden und mit welchen Herausforderungen wir umzugehen haben werden.“ Mäurers Parteifreund Karl Lauterbach hält das DFL-Konzept zur Öffnung der Stadien für bis zu 25 000 Zuschauer für „nicht akzeptabel“. Laut dem Gesundheitsexperten könnten „bei der Anreise, im Stadion und bei der Abreise überall Fans infiziert werden“.

Dagegen sieht der Virologe Jonas Schmidt-Chanasit durchaus Chancen. „Wir haben alle Möglichkeiten, das technisch umzusetzen“, sagte er: „Das kann auch als Pilot ablaufen. Dann wird man sehen, ob es funktioniert.“ Auch der Rest der Welt wird ein Auge darauf haben.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort