Champions-League-Halbfinale Das Amsterdamer Märchen bleibt ohne Happy End

Amsterdam · Ajax ist nach dem bitteren Halbfinal-Aus geschockt.

Das romantische Fußball-Märchen von Ajax Amsterdam endete mit einem gespenstischen Moment. Gerade war die fünfte Minute der Nachspielzeit angebrochen, als Ajax Abstoß hatte. Der Lärmpegel in der Johan-Cruyff-Arena hob in ohrenbetäubende Sphären an. Die Zuschauer glaubten: Das war es. Ajax steht im Finale. Einzelne Spieler ließen sich sogar schon zu Jubelposen hinreißen.

Doch der Abstoß von Torhüter André Onana kam postwendend zurück, und als die Spieluhr 95 Minuten und eine Sekunde zeigte, war es plötzlich außer in der Ecke der Tottenham-Fans mucksmäuschenstill. Lucas Moura hatte mit seinem dritten Tor an diesem Abend das 3:2 erzielt. Tottenham stand im Finale der Champions League. Der mitreißende Außenseiter aus Amsterdam wurde einen Millimeter vor dem großen Ziel aus allen Träumen gerissen.

Und er wird in dieser Formation in Europa sicher nicht mehr zusammenspielen. Das Team der jungen Wilden droht sogar komplett auseinanderzufallen. „Das war ein echtes Fußball-Märchen“, sagte Mittelfeldspieler Frenkie de Jong, der für 75 Millionen Euro zum FC Barcelona wechselt: „Leider eines ohne Happy End.“ Die Zeitung „De Telegraaf“ schrieb: „Der Traum von Amsterdam endete in einem Albtraum.“

Beim Abpfiff lagen die meisten Spieler regungslos auf dem Platz. Noch auf dem Rasen vergossen viele Tränen. „Wir finden heute keine Worte für das, was da passiert ist“, sagte Trainer Erik ten Hag: „Und wir werden auch morgen keine finden.“

In der Kabine habe „Totenstille“ geherrscht, bestätigte Kapitän Matthijs de Ligt (19), der gleichfalls von Top-Clubs umworben wird, nach dem schwersten Abend seiner jungen Himmelsstürmer-Karriere. „Niemand hat gesprochen. Es hat sich für uns alle angefühlt, als habe uns jemand den Boden unter den Füßen weggezogen.“ Auf die Frage, woran es gelegen hat, hatte er eine lapidare Erklärung: „Das Spiel hat fünf Sekunden zu lange gedauert.“

Die jungen Wilden von Ajax waren regelrecht durch den Wettbewerb geschwebt. Sie hatten Fußball-Europa verzaubert, dem Geld-Adel von Real Madrid und Juventus Turin in den Runden zuvor ein Schnippchen geschlagen. Und nun sind sie gescheitert. Denkbar knapp, auf die denkbar bitterste Art und Weise.

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