Fußball-Bundesliga Leipzig feiert die Herbstmeisterschaft

Leipzig · Für RB-Trainer Julian Nagelsmann und seine Spieler ist der Meilenstein nur ein Zwischenschritt zum ganz großen Coup.

Julian Nagelsmann trug ein extravagantes Sakko zu schwarzen Hosenträgern und einer modischen Fliege, Timo Werner erschien mit seiner Freundin zur großen Herbstmeister-Party von RB Leipzig. Im Kunstkraftwerk im Leipziger Stadtteil Plagwitz ließ der Bundesliga-Spitzenreiter die herausragende Hinrunde am Samstagabend bei Live-Musik, Tanz und dem ein oder anderen alkoholischen Getränk gebührend ausklingen.

Zu guter Laune bei der Weihnachtsfeier hatten die Leipziger genügend Gründe. Das 3:1 (0:1) gegen den FC Augsburg war nur der krönende Abschluss einer außergewöhnlichen Hinrunde gewesen. „Wir sind Herbstmeister, im Pokal weiter und in der K.o-Runde der Champions League – mehr geht nicht“, sagte Torjäger Werner, mit 18 Treffern zweitbester Torschütze der Hinrunde, der Leipziger Volkszeitung.

Platz eins, 37 Punkte, 48 Tore – die Leipziger Bilanz der ersten 17 Bundesliga-Spiele ist beeindruckend. Erstmals in der nur etwas mehr als zehnjährigen Klubgeschichte überwintert RB im deutschen Oberhaus an der Spitze. Der Vorsprung auf den ersten Verfolger Borussia Mönchengladbach beträgt zwei Punkte, Bayern München liegt bereits vier Zähler zurück, Borussia Dortmund sogar sieben.

So groß die Freude über den Meilenstein war, so eindringlich klangen aber die Appelle, dass dies nur eine Momentaufnahme ist. „Es ist erst die Hälfte geschafft“, sagte Nagelsmann. Mittelfeldspieler Konrad Laimer, der mit seinem Ausgleichstreffer (68.) die Aufholjagd eingeleitet hatte, meinte: „Wir können uns davon nichts kaufen. Es ist alles so eng da oben.“ Es müsse sehr viel in die richtige Richtung laufen, um am Ende auf Platz eins zu stehen: „Wir müssen eine außergewöhnliche Rück­runde spielen.“

Meisterlich war dennoch bereits vieles in der Hinrunde, etwa die Leistung von Nagelsmann. Der 32-Jährige trat das schwere Erbe von Ralf Rangnick an und machte seinen Vorgänger fast vergessen. Nagelsmann hat die talentierte Mannschaft nochmals weiterentwickelt, zahlreiche Spieler wie Werner oder Laimer auf ein neues Level gehoben. „Ich bin froh, dass die Jungs gut mitgezogen haben und wir in allen drei Wettbewerben eine gute Rolle spielen und unsere Ziele erreichen können“, sagte Nagelsmann.

Das gute Abschneiden verdanken die Sachsen vor allem ihrer Konstanz und enormen Torgefahr. Ein Zwischentief im Oktober ließ RB hinter sich und stellte am Samstag sogar einen beeindruckenden Rekord auf: Leipzig erzielte im achten Spiel in Folge in einer Saison mindestens drei Treffer. „Wir werden unsere Gier ganz sicher beibehalten, auch wenn wir jetzt nicht in der Verfolgerrolle sind“, warnte Nagelsmann schon mal die Konkurrenz.

Den Torhunger bekam am Samstag auch der FC Augsburg zu spüren, der nach zuvor fünf Siegen aus sechs Spielen wieder einen Dämpfer kassierte. Nach der Führung durch Florian Niederlechner (8.) drehten Laimer, Patrik Schick (80.) und Yussuf Poulsen (90.) das Spiel. „Irgendwann war es nicht mehr zu verteidigen“, sagte FCA-Trainer Martin Schmidt über den Leipziger Sturmlauf.

Die Herbstmeister-Premiere war es für RB aber nicht. Zuletzt stand RB in der Saison 2012/13 nach der Hinrunde ganz oben in der Tabelle – damals noch in der Regionalliga. Die Gegner hießen Greif Torgelow oder VFC Plauen, sieben Jahre später hat Leipzig die Bayern und den BVB hinter sich gelassen. 2013 stieg Leipzig mit einem Vorsprung von 14 Punkten in die 3. Liga auf. 2020 wären Nagelsmann und Co. sicher auch mit einem kleineren Polster zufrieden.

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