Gladbach schlägt den FC Bayern Ekstase im Borussia-Park

Mönchengladbach · Mönchengladbach verteidigt mit 2:1 gegen Bayern München die Tabellenspitze und lässt Titelträume reifen.

  Die Gladbacher Spieler bejubeln das Tor zum 2:1-Sieg gegen den FC Bayern – mittendrin der Uchtelfanger Patrick Herrmann, der eingewechselt wurde.

Die Gladbacher Spieler bejubeln das Tor zum 2:1-Sieg gegen den FC Bayern – mittendrin der Uchtelfanger Patrick Herrmann, der eingewechselt wurde.

Foto: dpa/Marius Becker

Die Gladbacher Himmelsstürmer schunkelten Arm in Arm vor den völlig euphorisierten Fans, Matchwinner Ramy Bensebaini küsste immer wieder den Rasen im Tollhaus Borussia-Park: Nach dem Coup gegen den deutschen Rekordmeister Bayern München ließen die Spieler des Bundesliga-Tabellenführers ihren Emotionen freien Lauf. Die Glücksgefühle machten auch vor Marco Rose nicht halt, doch der Trainer dämpfte angesichts aufkommender Titelträume die Erwartungen.

„Den Glauben haben wir in der ersten Halbzeit ein bisschen in der Kabine gelassen. Wir müssen ihn 90 Minuten mit rausnehmen. Wenn wir so weit sind, können wir über runde Teller und andere Sachen reden“, sagte Rose nach dem glücklichen 2:1 (0:0)-Erfolg. Auch nach dem Auslaufen am Sonntag ließ er sich keine Kampfansage entlocken: „Die Herbstmeisterschaft bedeutet, dass man oben steht. Aber du kannst dir nichts davon kaufen“, sagte Rose im strömenden Regen.

Seit dem 6. Oktober grüßen die Gladbacher von der Tabellenspitze, durch den sechsten Liga-Heimsieg in Serie haben sie die Münchner Serienmeister auf sieben Punkte distanziert. „Das ist ein schöner Nebeneffekt, der uns noch mehr Selbstvertrauen und ein gutes Gefühl gibt“, sagte Kapitän Lars Stindl. Dabei war das Gefühl im Topspiel lange Zeit schlecht. Erst nach dem Gegentor durch Ivan Perisic (49.) arbeiteten sich die Gastgeber langsam in das bis dahin einseitige Spiel hinein. „Das Ding war drin, und danach war es egal“, erklärte Rose. Auch für Torhüter Yann Sommer war das 0:1 „der Schlüsselmoment“. Danach sei man „mutig“ gewesen: „Wir haben an uns geglaubt und viel Moral bewiesen“.

Symbolfigur der Wende war Bensebaini. Der algerische Nationalspieler wuchtete zuerst einen Kopfball zum Ausgleich ins Netz (60.), in der Nachspielzeit knallte er einen Elfmeter nervenstark neben den Pfosten (90.+2). „Ich trainiere Elfmeter nach dem Training, und ich mache im Spiel alles wie im Training“, sagte der 24 Jahre alte Linksverteidiger. Seine Vergesslichkeit hätte ihn allerdings fast um die Rolle des umjubelten Matchwinners gebracht. Als Schiedsrichter Marco Fritz auf den Elfmeterpunkt zeigte, drehte Bensebaini schon ab. „Nach dem letzten Spiel war klar, dass Embolo nicht mehr schießt. Dann habe ich gesagt, dass ich es machen werde. Aber ich hatte es vergessen, als es Elfmeter gab.“ Ersatztorwart „Tobias Sippel hat mich erinnert, dass ich der Elfmeterschütze bin“, sagte Bensebaini

Auch wenn der Gewinn der ersten deutschen Meisterschaft nach 43 Jahren noch weit weg ist, so ist zumindest Platz eins nach der Hinrunde ein realistisches Ziel. „Wir kämpfen darum, dass wir so lange wie möglich oben bleiben. Wir müssen weiter so viel Kraft und Energie investieren“, sagte Sommer, der vor den nächsten Gegnern VfL Wolfsburg, SC Paderborn und Hertha BSC warnte: „Wir müssen mit dieser Situation sehr sorgfältig umgehen, weil wir die Gejagten sind.“ Die ungewohnte Rolle nimmt Rose gerne an. Der Trainer sah allerdings noch Dinge, „an denen wir arbeiten müssen“. Aber: „Wir dürfen aus einem Sieg gegen Bayern lernen – mehr geht nicht.“

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