Union Berlin steigt in die 1. Liga auf Der etwas andere Club ist jetzt der 56. Erstligist

Berlin · Auch im Konzert der Großen will Union Berlin sich treu bleiben. Die Aufstiegsfeier nach dem 0:0 gegen Stuttgart hatte es in sich.

 27.05.2019, Berlin: Fußball: Bundesliga, Relegation, Rückspiele 1. FC Union Berlin - VfB Stuttgart im Stadion An der Alten Försterei. Die Fans von Union stürmen den Platz. Der 1. FC Union Berlin hat erstmals den Aufstieg in die Fußball-Bundesliga geschafft. WICHTIGER HINWEIS: Gemäß den Vorgaben der DFL Deutsche Fußball Liga bzw. des DFB Deutscher Fußball-Bund ist es untersagt, in dem Stadion und/oder vom Spiel angefertigte Fotoaufnahmen in Form von Sequenzbildern und/oder videoähnlichen Fotostrecken zu verwerten bzw. verwerten zu lassen. WICHTIGER HINWEIS: Gemäß den Vorgaben der DFL Deutsche Fußball Liga bzw. des DFB Deutscher Fußball-Bund ist es untersagt, in dem Stadion und/oder vom Spiel angefertigte Fotoaufnahmen in Form von Sequenzbildern und/oder videoähnlichen Fotostrecken zu verwerten bzw. verwerten zu lassen. Foto: Andreas Gora/dpa +++ dpa-Bildfunk +++

27.05.2019, Berlin: Fußball: Bundesliga, Relegation, Rückspiele 1. FC Union Berlin - VfB Stuttgart im Stadion An der Alten Försterei. Die Fans von Union stürmen den Platz. Der 1. FC Union Berlin hat erstmals den Aufstieg in die Fußball-Bundesliga geschafft. WICHTIGER HINWEIS: Gemäß den Vorgaben der DFL Deutsche Fußball Liga bzw. des DFB Deutscher Fußball-Bund ist es untersagt, in dem Stadion und/oder vom Spiel angefertigte Fotoaufnahmen in Form von Sequenzbildern und/oder videoähnlichen Fotostrecken zu verwerten bzw. verwerten zu lassen. WICHTIGER HINWEIS: Gemäß den Vorgaben der DFL Deutsche Fußball Liga bzw. des DFB Deutscher Fußball-Bund ist es untersagt, in dem Stadion und/oder vom Spiel angefertigte Fotoaufnahmen in Form von Sequenzbildern und/oder videoähnlichen Fotostrecken zu verwerten bzw. verwerten zu lassen. Foto: Andreas Gora/dpa +++ dpa-Bildfunk +++

Foto: dpa/Andreas Gora

20 Jahre hatte Union-Präsident Dirk Zingler auf diesen Moment gewartet – doch dann flüchtete er vor dem Getümmel aufs Stille Örtchen. Den Abpfiff beim 0:0 gegen den VfB Stuttgart habe er nicht erlebt, „da war ich mit meiner Frau weg, sie auf der Damentoilette und ich auf der Herrentoilette“, berichtete der Club-Boss, der die ekstatischen Jubelszenen im Stadion zuerst gar nicht mitbekam.

Als am Montagabend der erste Aufstieg in die Fußball-Bundesliga feststand, spielten sich im Stadion an der Alten Försterei unglaubliche Szenen ab. Einige Tausend Fans fluteten in einem Affentempo den Rasen, eine riesige Anspannung entlud sich. Sie griffen sich ihre Helden, tanzten mit ihnen auf dem Rasen, schrien, kreischten, tobten. Raketen flogen in die Luft, rot-weißer Rauch legte sich über die Jubelszenerie. Trainer Urs Fischer war pitschnass, musste mehrere Bierduschen über sich ergehen lassen. „Das ist einfach nur geil“, sagte der Schweizer ungewohnt euphorisch nach dem Relegationsrückspiel. Die Spieler waren baff. „Wahnsinn, ich habe noch immer Gänsehaut. Jeder Fan, der zu mir kam, hat sich bedankt. Ich könnte gleich heulen“, meinte Mittelfeldspieler Robert Zulj.

Als 56. Verein seit 1963 gelang Union der Aufstieg ins Oberhaus. In den letzten acht Jahren landete der Kultclub in der 2. Liga immer in den Top Zehn, doch erst jetzt gelang der Aufstieg. „Die Leute hier haben sich so danach gesehnt. Es ist ein geiles Gefühl, ihnen das zu geben“, sagte Geschäftsführer Oliver Ruhnert.

Zingler, der seit Jahren auf diesen Moment hingearbeitet hatte, taumelte freudetrunken durch die Katakomben, nahm jeden Ordner in den Arm. „Es ist surreal, ich fasse das gar nicht“, meinte der Club-Boss, der sich noch an Zeiten in der Oberliga erinnert. „Ich gehe seit 40 Jahren zu diesem Verein, seit 20 Jahren habe ich darauf gewartet, auf dieses Spiel, auf dieses eine Spiel, und wir haben es gezogen.“

Viele Fans weinten hemmungslos. Sie hatten 2004 Blut gespendet und das Geld dem Club gegeben, als der Absturz drohte, sie bauten mit eigenen Händen das Stadion aus. Einige von ihnen wollten nicht aufsteigen, aus Angst vor der Kommerzialisierung. Und jetzt? Jetzt kommen die Bayern, kommen Bayern, Dortmund und Schalke in die Alte Försterei.

Für die Aufstiegshelden war an Schlafen nicht zu denken. Mit 600 Freunden und Vips kaperten sie in der Nacht die Eiserne Lounge im Stadion. „Als ich um vier Uhr nach Hause ging, war das Ende noch nicht in Sicht“, sagte am Tag danach Pressesprecher Christian Arbeit, dem sie die langen Haare gestutzt hatten.

Am Mittwoch wurde nachgelegt. Erst eine Schifffahrt auf der Spree, dann eine Jubelfeier auf dem Rathausbalkon – natürlich in Köpenick, nicht im Roten Rathaus in Berlin-Mitte. Der neue Liga-Rivale Hertha BSC wird alles verfolgen, bei der Alten Dame wurde in der Vergangenheit selten so intensiv gefeiert.

Welche Rolle wird Union Berlin, das als fünfter Club der ehemaligen DDR-Oberliga den Sprung in die Bundesliga geschafft hat, spielen? Verstärkungen sind nötig. Mit Julius Kade (Hertha) und Florian Flecker (Hartberg/Österreich) sollen zwei junge Mittelfeldspieler kommen, dazu zwei Abwehrspieler.

  Nach oben geht’s, zeigt Union-Trainer Urs Fischer an – kurz darauf erwischte ihn eine Bierdusche.

Nach oben geht’s, zeigt Union-Trainer Urs Fischer an – kurz darauf erwischte ihn eine Bierdusche.

Foto: dpa/Jörg Carstensen
 Als der Aufstieg feststand, fluteten die Fans des FC Union Berlin den Rasen. Tausende feierten im Innenraum ihres Stadions an der Alten Försterei, bei vielen flossen Tränen der Freude.

Als der Aufstieg feststand, fluteten die Fans des FC Union Berlin den Rasen. Tausende feierten im Innenraum ihres Stadions an der Alten Försterei, bei vielen flossen Tränen der Freude.

Foto: dpa/Andreas Gora

Finanziell planen die Eisernen mit einem ambitionierten Lizenzspieler-Etat von rund 40 Millionen Euro, ab dem nächsten Jahr soll dazu das Stadion von 22 000 auf 37 000 Plätze ausgebaut werden. Das Geld fließt, ein Zurück gibt es nicht mehr – auch wenn Punk-Diva Nina Hagen in der Stadionhymne weiter singt: „Wer lässt sich nicht vom Westen kaufen? Eisern Union, Eisern Union.“

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