Fan-Proteste in der Bundesliga Von Beruhigung bis Eskalation alles möglich

Frankfurt · Das nächste Bundesliga-Wochenende wird zeigen, wie es im Machtkampf zwischen Fan-Gruppierungen und den Verbänden weitergeht.

 Ultras von Borussia Dortmund protestieren mit einem ins Fadenkreuz genommenen DFB-Logo gegen die Kollektivstrafe gegen die BVB-Fans, die in den kommenden beiden Saisons nicht ins Stadion der TSG Hoffenheim dürfen.

Ultras von Borussia Dortmund protestieren mit einem ins Fadenkreuz genommenen DFB-Logo gegen die Kollektivstrafe gegen die BVB-Fans, die in den kommenden beiden Saisons nicht ins Stadion der TSG Hoffenheim dürfen.

Foto: AP/Martin Meissner

Am Donnerstag rauchten in Frankfurt die Köpfe. Bei einer Sondersitzung der „AG Fankulturen“ in der Zentrale der Deutschen Fußball-Liga (DFL) suchten die Fan-Vertreter mit den Verantwortlichen der Verbände nach einem Ausweg im festgefahrenen Machtkampf. Alle Beteiligten wissen, dass die Ruhe unter der Woche trügerisch war. Trotz der moderaten Proteste während der Pokalspiele sowie der verbalen Abrüstungs- und Annäherungsversuche ist der Konflikt noch lange nicht ausgestanden. Ergebnisse der Sondersitzung wurden zunächst nicht veröffentlicht.

Erst das Bundesliga-Wochenende wird zeigen, ob Hass und Hetze in die Stadien zurückkehren. Von kreativem Protest bis hin zu einer weiteren Eskalation mit Spiel-Abbrüchen scheint alles möglich. Selbst führende Fan-Vertreter wissen nicht, was passieren wird. „Ein bisschen ist das Kaffeesatzleserei. Aber bisher hat es nur Eskalationen gegeben, und ich sehe leider kein Anzeichen dafür, dass es zurückgeht“, sagte „ProFans“-Sprecher Sig Zelt, dessen Organisation bei der „AG Fankulturen“ ausgestiegen ist, im „kicker“.

Für Michael Gabriel hängt viel davon ab, „ob es zu einem Spielabbruch kommt, was ich für fatal hielte“. Der Leiter der Koordinationsstelle Fanprojekte (KOS) forderte beide Seiten auf, „alle Anstrengung in die Kommunikation“ zu legen, „damit es nicht dazu kommt“. Bemühungen in dieser Hinsicht sind bei der DFL und dem DFB zu erkennen. Beide Verbände gingen vor allem in Hinblick auf die von den Fans angeprangerten Kollektivstrafen, die den Konflikt ausgelöst haben, auf die Anhänger zu.

„Kollektivstrafen haben im deutschen Fußball noch nie ein Problem gelöst“, ließ die DFL wissen: „Es gab und gibt keine pauschale Wiedereinführung.“ Der DFB betonte: „Es ist seit 2017 die noch immer gültige Linie, bei Zuschauerfehlverhalten im Stadion primär gegen die Täter vorgehen zu wollen.“ Dennoch machte die DFL auf der anderen Seite klar, dass Kollektivstrafen als „Ultima Ratio in absoluten Ausnahmefällen“ nicht komplett ausgeschlossen werden können.

Diese Argumentation können die Fan-Vertreter nicht nachvollziehen. Laut Gabriel sind Kollektivstrafen „prinzipiell falsch, weil man sehenden Auges viele Unschuldige bestraft.“ Für Zelt stellt diese Sanktion sogar ein „mittelalterliches und despotisches Machtinstrument“ dar. Konkret geht es derzeit um die Kollektivstrafe gegen die Fans von Borussia Dortmund, die in den kommenden beiden Spielzeiten nicht ins Stadion der TSG Hoffenheim dürfen, weil Teile der Anhänger den Hoffenheimer Mehrheitseigner Dietmar Hopp diffamiert hatten. Aufgrund der abgesprochenen Aktionen von Ultra-Gruppierungen gegen die Sanktion standen am vergangenen Spieltag mehrere Spiele vor dem Abbruch, weil Hopp diffamiert wurde.

Sollte es am Wochenende zu ähnlichen Vorfällen kommen, werden erneut die Schiedsrichter im Mittelpunkt stehen. Sie müssen entscheiden, wie der sogenannte Drei-Stufen-Plan mit zweimaliger Unterbrechung und möglichem Abbruch umgesetzt wird. Das DFL-Präsidium hält es „für zwingend erforderlich“, dass der Drei-Stufen-Plan „mit Blick auf konkrete Interpretation, Umsetzung und eventueller Konsequenzen präzise definiert“ wird: „Alle Beteiligten benötigen schnellstmöglich Klarheit. Derzeit gibt es noch zu viele offene Fragen, die Missbrauch nicht ausschließen.“

Fragen haben allerdings auch die Vereine an die DFL. Die Clubs wollen wissen, wie sie mögliche Proteste werten und in welcher Form sie darauf reagieren sollen.

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