Borussia Dortmund in der Krise Favre ist nur noch auf Bewährung Trainer

Dortmund · Borussia Dortmunds Vereins-Chef Watzke spricht nach peinlichem 3:3 gegen Paderborn indirekt von Zwei-Spiele-Frist.

 Entsetzt verfolgte Trainer Lucien Favre den Heimauftritt von Borussia Dortmund gegen den SC Paderborn. Zur Pause lag der BVB mit 0:3 hinten – und kam ganz spät noch zu einem glücklichen 3:3.

Entsetzt verfolgte Trainer Lucien Favre den Heimauftritt von Borussia Dortmund gegen den SC Paderborn. Zur Pause lag der BVB mit 0:3 hinten – und kam ganz spät noch zu einem glücklichen 3:3.

Foto: dpa/Bernd Thissen

 Aus echter Liebe, so das Vereinsmotto, wurde echter Zorn. Auch zwei Tage nach dem jüngsten Offenbarungseid von Borussia Dortmund beim 3:3 (0:3) gegen den SC Paderborn hatte sich der Ärger vieler Anhänger noch nicht gelegt. Auf der Jahreshauptversammlung des Bundesliga-Clubs wurden die Profis von einigen Mitgliedern am Sonntag mit lauten Buhrufen empfangen. Passend zur angespannten Stimmung machte Vereins-Chef Hans-Joachim Watzke klar, dass Trainer Lucien Favre in den kommenden beiden Spielen in Barcelona und Berlin nur auf Bewährung im Amt verbleibt: „Lucien, du hast weiterhin unser Vertrauen. Aber eins ist klar: Am Ende ist Fußball immer über Ergebnisse definiert.“

Der Geschäftsführer verspürte wenig Lust auf diplomatische Worte, verzichtete aber auf eine allgemein erwartete Brandrede an die Mannschaft. Gleichwohl nahm er nicht nur den Trainer, sondern auch die Profis in die Pflicht: „Reißt euch zusammen, strafft euch. Wir sind Borussia Dortmund, das muss man sehen“, forderte er.

Der dichte Terminplan dürfte mit ein Grund dafür gewesen sein, warum auch Favre zusammen mit der Mannschaft die mit knapp 1200 Mitgliedern gefüllte Westfalenhalle 2 betrat. Weil schon am Mittwoch das nächste Spiel in der Champions League gegen den FC Barcelona (21 Uhr) ansteht, scheuten die Vereinsbosse offenbar eine schnelle Entscheidung gegen den Fußball-Lehrer. Und doch ist der Rückhalt für Favre längst auf ein Minimum gesunken. Wie schon am Freitagabend im Stadion waren auch am Sonntag vereinzelt „Favre-raus“-Rufe zu hören.

Der Handlungsdruck wächst. Denn der Versuch der Mannschaft, sich im Duell mit Paderborn für die Schmach im Ligagipfel zwei Wochen zuvor beim FC Bayern (0:4) zu rehabilitieren, schlug mächtig fehl. Vor allem die erste Halbzeit mit Gegentoren durch Streli Mamba (5./37.) und Gerrit Holtmann (43.) glich einem Offenbarungseid, der in der jüngsten BVB-Geschichte seinesgleichen sucht. „Das war mit die schlimmste erste Halbzeit, die wir hier seit vielen Jahren im eigenen Stadion gesehen haben“, befand Sportdirektor Michael Zorc.

Selbst die Tore von Jadon Sancho (47.), Axel Witsel (84.) und Marco Reus (90.+2) zum glücklichen Remis konnten die Fans nicht besänftigen. Mit lauten Pfiffen bekundeten sie ihren Unmut. Kapitän Reus meinte: „Man hat sich richtig geschämt. So dürfen wir nie, nie wieder auftreten. Das war absolute Scheiße.“

In Favres Beisein ließ die Mannschaft am Morgen nach dem Spiel den peinlichen Auftritt Revue passieren. Deshalb begann das Training mit zweistündiger Verspätung. „Viele haben sich zu Wort gemeldet, das war sehr selbstkritisch“, so Zorc.

Die Gründe für die anhaltende Talfahrt des Titelaspiranten sieht Mats Hummels weniger bei Favre als vielmehr bei der Mannschaft. „Ich würde mal ganz deutlich sagen, dass das nichts mit der Trainerposition zu tun hat, wenn wir ohne Druck die Bälle herschenken.“ Ähnlich äußerte sich Reus am Sonntag: „Wir dürfen die Verantwortung nicht immer weiterschieben.“ Fraglich ist, ob diese Fürsprache zum Verbleib von Favre beiträgt. Der Coach wirkte ähnlich niedergeschlagen wie die Bosse und seine Profis. „Wir werden das zusammen analysieren, das ist sehr, sehr nötig. Das kann nicht so weitergehen“, sagte er.

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