FC Bayern München Krieger, Familienmensch und Maschine

München · Bayerns Neuzugang Lucas Hernández ist der teuerste Einkauf der Bundesliga-Geschichte. Die Erwartungen an den französischen Weltmeister sind groß.

Das „Servus“ kam Lucas Hernández schon ganz locker über die Lippen. „Ich bin glücklich, hier zu sein, ich freue mich auf eine gute Saison mit dem FC Bayern. Also, pack ma‘s“, fügte der 23 Jahre alte Franzose bei seiner Begrüßung auf deutsch an – in der ersten Reihe des Presseraums der Allianz Arena lächelten Ehefrau Amelia Llorente und Söhnchen Martin im roten Bayern-Trikot mit der Nummer 21 und der Aufschrift „Papa“.

Als Bayern Münchens Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge nur wenige Minuten später Lucas Hernández stolz dessen neue Spielkleidung überreichte, war der Kleine schon wieder weg. „Der hat es ein klein wenig satt, der fängt an zu weinen“, meinte der Vater schmunzelnd und freute sich trotzdem über die kurze Unterstützung seiner Liebsten. „Ich bin ein Familienmensch. Das ist das Wichtigste.“

Doch danach kommt bei Hernández gleich der Fußball. Und die Erwartungen an den Defensivspieler sind groß bei den Bayern – das hängt nicht nur mit der horrenden Ablöse von 80 Millionen Euro zusammen. Der französische Weltmeister, teuerster Einkauf der Bundesliga-Geschichte, soll die neue Säule der Münchner Abwehr werden und eine Führungsrolle übernehmen.

Nicht nur Didier Deschamps traut Hernández dies zu. „Er ist ein Kämpfer, ein Krieger“, sagte Frankreichs Nationaltrainer nach dem WM-Triumph anerkennend. Auch bei seinen neuen Mitspielern genießt der Zugang von Atlético Madrid höchsten Respekt. „Er ist körperlich eine Maschine, sehr stark. Ein sehr leidenschaftlicher Spieler“, sagte Thiago der Bild-Zeitung. Deshalb hätte der „Stürmer Rummenigge nur ungern gegen den Verteidiger Hernández gespielt. Er ist schnell und aggressiv“, fügte Rummenigge an.

Allerdings leidet Hernández noch an den Folgen einer Knieoperation. Es dauert noch einige Zeit, bis er ins Mannschaftstraining einsteigen kann. „Ich hoffe, dass ich zum Saisonstart zu 100 Prozent fit bin“, sagte er. Sich aus der Ruhe bringen zu lassen, würde zu ihm auch nicht passen. Auf dem Platz gebe es „nichts, was mich unruhig oder nervös werden lässt. Und ich bin auch außerhalb des Spielfeldes ein eher ruhiger und nachdenklicher Mensch“, sagte er kürzlich.

Seine ersten Lebensjahre haben ihn geprägt. Er war noch ein kleiner Junge, als sein Vater die Familie allein ließ. „Ich habe früh zu kämpfen gelernt. Wir hatten keine einfache Kindheit“, erzählte er. Sein Bruder Theo, der bei Real Madrid unter Vertrag steht, und seine Mutter Laurence mussten „immer an einem Strang ziehen“. Vor allem seiner Mutter sei er „sehr dankbar, sie war immer für uns da. Wir konnten unseren Weg gehen.“ Der führte den in Frankreich geborenen und in Spanien aufgewachsenen Profi nur durch einen Zufall zu Atlético. Sein Bruder hatte mit zehn Jahren ein Probetraining bei den „Rojiblancos“. Lucas, ein Jahr älter als Theo, war als Zuschauer dabei und kickte mit einem Kumpel auf einem nahen Ascheplatz. Dies fiel einem Scout auf, der Lucas später bei seinem Heimatklub Rayo Majadahonda beobachtete – und los ging die Karriere.

Die soll in München weiter Fahrt aufnehmen. Die Bayern sieht er als „nächsten Schritt. Dort gelten die allerhöchsten Maßstäbe – „und das reizt mich“.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort