26. Spieltag soll stattfinden Corona zwingt auch die DFL in die Knie

Köln · Nach langem Hin und Her wird auch in der 1. und 2. Liga der Spielbetrieb sofort eingestellt. Zuvor hatte es harsche Kritik gehagelt.

Ein Fußball liegt auf einem Podest. An diesem Wochenende sollte er in der Bundesliga noch rollen – bis am Freitagnachmittag die Absage kam.

Ein Fußball liegt auf einem Podest. An diesem Wochenende sollte er in der Bundesliga noch rollen – bis am Freitagnachmittag die Absage kam.

Foto: dpa/Jan Woitas

Der deutsche Profifußball wollte sich mit aller Macht übers Wochenende retten, doch am „Schwarzen Freitag“ zwang das Coronavirus auch die DFL zur Kapitulation. Vier Stunden vor dem Auswärtsspiel des SC Paderborn bei Fortuna Düsseldorf wurde der 26. Spieltag in der Bundesliga und 2. Liga komplett abgesagt. Das beschloss das Präsidium der Deutschen Fußball-Liga (DFL) am Freitagnachmittag. Darüber hinaus soll auf Empfehlung des Gremiums der Spielbetrieb bis zum 2. April ruhen.

„Angesichts der Dynamik des heutigen Tages mit neuen Corona-Infektionen und entsprechenden Verdachtsfällen in direktem Zusammenhang mit der Bundesliga und 2. Bundesliga“ habe man kurzfristig beschlossen, „den ursprünglich heute beginnenden 26. Spieltag in beiden Ligen zu verlegen“, schrieb die DFL.

Die Aussetzung des Spielbetriebs bis zum 2. April soll von den 36 Profiklubs bei der außerordentlichen Mitgliederversammlung am Montag in Frankfurt abgenickt werden. Zuvor hatte das DFL-Präsidium noch vorgeschlagen, wegen der Corona-Pandemie erst ab dem kommenden Dienstag auszusetzen. Das zunächst sture Festhalten am „Geisterspieltag“ hatte für heftige Kritik gesorgt. „Fußballer werden in dieser Situation wie Affen im Zirkus behandelt“, twitterte Union Berlins Torhüter Rafal Gikiewicz, und der spanische Mittelfeldspieler Thiago von Bayern München schrieb: „Das ist verrückt. Bitte hört auf herumzualbern und kommt in der Realität an.“

Die Realität sah am Freitag so aus: Paderborns Trainer Steffen Baumgart lag mit typischen Symptomen im Zimmer des Teamhotels – sein Corona-Test fiel aber negativ aus. Die Ergebnisse von Spielern standen zunächst noch aus. Fortuna beantragte dennoch bei der DFL eine Absage des Spiels. Die Partie am Montag von Werder Bremen gegen Bayer Leverkusen wurde von der Stadt Bremen abgesagt, weil bis zu 3000 Menschen rund ums Weserstadion erwartet wurden. Bei Fabian Nürnberger vom Zweitligisten 1. FC Nürnberg wurde ein positiver Corona-Befund bekannt. Das gesamte Team begab sich auf Anweisung der Gesundheitsbehörde in eine 14-tägige häusliche Quarantäne.

Die organisierten Fangruppen kritisierten das anfängliche Festhalten „Geisterspieltag“. „Das zeigt deutlich, dass es den Machern nur ums Geld und nicht um die Gesundheit der Spieler geht“, sagte Rainer Vollmer, Vorstand der Fan-Interessengemeinschaft „Unsere Kurve“. Bayern Münchens Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge gab unumwunden zu: „Es geht am Ende des Tages auch im Profifußball um Finanzen.“ Wenn die ausstehende Zahlung der TV-Broadcaster ausbleibe, bekämen viele kleinere und mittlere Klubs Liquiditätsprobleme, betonte Rummenigge: „Es steht ein größerer dreistelliger Millionenbetrag für die 1. und 2. Liga im Feuer.“

Das offizielle Ziel der DFL ist weiterhin, „die Saison bis zum Sommer zu Ende zu spielen“, teilte die DFL mit: „Aus sportlichen Gesichtspunkten, aber insbesondere auch weil eine vorzeitige Beendigung der Saison für einige Klubs existenzbedrohende Konsequenzen haben könnte.“ In der Länderspielpause wolle man „das weitere Vorgehen“ besprechen. Eine Ausweitung des Kalenders bis Ende Juni ist möglich, sofern sich die UEFA dazu durchringt, die EM 2020 um ein Jahr zu verschieben. Sollte es aber nicht wie erhofft weitergehen, würden sich zahlreiche Folgefragen stellen. Kann die Saison überhaupt beendet werden? Wird es einen Meister geben? Wie werden Auf- und Abstieg geregelt? Und wie die finanziellen Folgen aufgefangen? Die DFL-Spielordnung beinhaltet keinen Paragraphen, der den Abbruch einer Saison regelt.

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