Fußball DFB galoppiert an die Weltspitze

Frankfurt · Mit dem Spatenstich auf der ehemaligen Pferderennbahn in Frankfurt beginnt der Bau der neuen Akademie.

 So sah das Gelände in Frankfurt-Niederrad mit der Pferderennbahn früher aus. Hier entsteht nun die neue DFB-Akademie.

So sah das Gelände in Frankfurt-Niederrad mit der Pferderennbahn früher aus. Hier entsteht nun die neue DFB-Akademie.

Foto: dpa/Arne Dedert

Diese 150 Millionen Euro sollen sich für den Deutschen Fußball-Bund (DFB) richtig lohnen. Mit dem Spatenstich zum Bau der Akademie auf dem ehemaligen Gelände der Frankfurter Galopprennbahn soll an diesem Freitag der Aufbruch in eine neue Zeit beginnen – für Oliver Bierhoff darf das Prestigeprojekt gar „das Silicon Valley, das Harvard des Fußballs werden“, wie der DFB-Direktor betont. Unter dem Motto „Qualität, Aufbruch, Heimat“ sollen Fußball und Verwaltung künftig unter ein Dach gebracht, die Ausbildung gebündelt werden, die Nationalteams zudem eine neue Heimat in der Vorbereitung auf Länderspiele finden.

Nach einem Bürgerentscheid und einem jahrelangen Rechtsstreit erhielt der DFB im Januar die Baugenehmigung und im März das Gelände. Bis 2021 soll gebaut werden. Neben Bierhoff sind beim Spatenstich auch die beiden Vizepräsidenten Rainer Koch und Reinhard Rauball sowie Generalsekretär Friedrich Curtius dabei. Die Verantwortlichen streben vor allem in Sachen Infrastruktur schnellstmöglich den Anschluss an die Weltspitze des Fußballs an, in der solche modernen (Trainings-)Zentren längst üblich sind. Akademie-Leiter Tobias Haupt sagt: „Es ist einzigartig im globalen Fußball. Kein Verband hat das ganze Wissen an einem Ort gebündelt.“

Das historische WM-Aus der deutschen Nationalmannschaft in Russland hat den DFB angestachelt, in allen Belangen wieder besser zu werden. Schon weit vor dem Vorrunden-Scheitern vor Jahresfrist hatte Bierhoff die Situation mit dem frühen EM-Aus 2000 verglichen und gemahnt, diesmal nicht auf den Moment „einer großen sportlichen Niederlage zu warten“. „Mister Akademie“ Bierhoff ist sich sicher, dass der deutsche Fußball durch den Neubau „nachhaltig an der Weltspitze zu verorten ist“, wie er in einem Grußwort zur Akademie schreibt.

Neben dem Akademie-Gelände sollen auch inhaltlich einige Fragen in Angriff genommen werden. Zum Beispiel die Optimierung der Leistung bei Spielern, eine bessere Förderung der Jugendlichen und ein häufigerer Austausch von Profis, Trainern und Experten. Große Hoffnungen sind mit Leiter Haupt verbunden. Der 35-Jährige aus Niederbayern hat sich akribisch in die Abläufe des Millionengeschäfts eingearbeitet. Haupt hat Sport-Management studiert, arbeitete bei Hannover 96, schrieb seine Doktorarbeit dort im Verein und baute danach das Internationale Fußball-Institut in Ismaning über Jahre mit auf.

Nun will er mit ganz vielen Beiträgen von Trainern, Spielern und Vereinen beim DFB neue Strukturen schaffen – und den Verband moderner werden lassen. Er kümmert sich um Konzepte und gibt Ex-Profis gerne den höflich gemeinten Tipp, sich nach inhaltlicher Kritik in Interviews an den Verband zu wenden und dort Vorschläge zur Verbesserung zu machen.

Frankreich und Belgien, zwei extrem aufstrebende Fußball-Nationen in den vergangenen Jahren, leben mit ihren Zentren in Clairefontaine und Tubize vor, was sich auch der DFB erhofft. „Der DFB benötigt den Aufbau, um sportlich international leistungsfähig zu bleiben und um den gestiegenen Bedürfnissen an Platz für die Zentralverwaltung gerecht zu werden“, sagt Schatzmeister Stephan Osnabrügge über den Bau, der „für Spitze und Basis“ gedacht sein soll.

Akademie-Chef Haupt soll hier vor allem die Jugendstrukturen voranbringen. So wie auch das Mentorenprogramm, bei dem Toptalente mit einem Ex-Profi zusammenarbeiten. „Es geht auch um Erfahrungswissen, aber es geht auch um Motivation“, sagt Haupt. Wenn der frühere Viertliga-Torwart in den Jugendjahren sein großes Vorbild Oliver Kahn getroffen hätte, „hätte mir das einen Motivationsschub für das ganze Jahr gegeben“. Auch das soll die neue Akademie leisten.

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