Auslandsfußball Das Pokerspiel um „Grizou“ geht weiter

Barcelona · 120 oder doch 200 Millionen Euro? Atletico Madrid will den Wechsel von Antoine Griezmann zum FC Barcelona nicht hinnehmen – nicht zu den bisherigen Konditionen.

Dem Aufschrei von Atlético Madrid stellte der FC Barcelona eine durchgetaktete Agenda entgegen. Weltmeister Antoine Griezmann kam am Samstag beim spanischen Meister an, für Punkt 21 Uhr war sein erster Fototermin im Fanshop des Camp Nou angesetzt. Es folgte ein Interview auf Barca.tv. „Es bereitet mir eine unglaubliche Freude, zusammen mit Lionel Messi zu spielen“, sagte „Grizou“, „ich bin sehr glücklich, ich möchte so schnell wie möglich mit der Mannschaft arbeiten und meine neuen Mannschaftskollegen kennenlernen.“

Am Sonntagabend schließlich unterzeichnete der Star-Angreifer seinen Fünfjahresvertrag, nach einem weiteren Fotoshooting fand die offizielle Vorstellung statt. Für ein Nachverhandeln der Ablöse mit Atlético bleibt da aus Barça-Sicht natürlich keine Zeit. Die Katalanen gehen zur Normalität über. Eine Normalität, die von Griezmanns bisherigem Club aus der spanischen Hauptstadt in keinster Weise akzeptiert wird. Die Rojiblancos nämlich fordern von Barcelona einen Nachschlag von 80 Millionen Euro. Denn es sei „offensichtlich“, „dass die Vereinbarung zwischen dem Spieler und dem FC Barcelona geschlossen wurde, bevor die Ausstiegsklausel von 200 Millionen Euro auf 120 Millionen Euro gesenkt wurde“.

Der Transfer zieht sich weiter wie Kaugummi. Immerhin haben die Madrilenen laut Marca die Fühler nach dem bisherigen Bayern-München-Star James ausgestreckt. Für den Kolumbianer soll Real Madrid 42 Millionen Euro Ablöse fordern. Atlético-Präsident Enrique Cerezo erläuterte derweil beim katalanischen Radiosender RAC1 nochmals den Fall Griezmann aus seiner Sicht: „Wenn der Klub diese Mitteilung herausgibt, dann weil es Beweise gibt. Wir werden diese untersuchen und den Betrag fordern, den wir für erforderlich halten.“

Atlético stützt sich bei seiner Argumentation darauf, dass der 28-jährige Griezmann bereits am 14. Mai angekündigt hatte, den Verein nach fünf Jahren verlassen zu wollen. Bis zum 30. Juni lag seine Ausstiegsklausel noch bei 200 Millionen Euro – eine Summe, die Griezmann zum zweitteuersten Spieler der Fußballgeschichte nach dem Brasilianer Neymar gemacht hätte, der 2017 für 222 Millionen Euro von Barcelona zu Paris St. Germain gewechselt war. Erst seit knapp zwei Wochen ist Grizou für 120 Millionen zu haben. Diese Summe hinterlegte Griezmanns Anwalt am Freitagmittag beim spanischen Ligaverband LFP, kurz darauf machte Barça den Wechsel offiziell. Atlético nicht, stattdessen veröffentlichte der Club seinen offenen Beschwerdebrief.

Madrid hat nach eigenen Angaben „bereits die Verfahren eingeleitet, die der Verein zum Schutz seiner Rechte und berechtigten Interessen für angemessen erachtet“. Die Fifa wurde von den Madrilenen Ende 2017 schon einmal eingeschaltet. Damals beklagte Atlético eine „illegale Kontaktaufnahme“ des FC Barcelona zu Griezmann. Die Angelegenheit versandete, Barça buhlte ungehemmt weiter um den EM-Torschützenkönig von 2016 – bis dieser kurz vor der WM 2018 in einer hochgradig bedeutungsschwangeren TV-Dokumentation („La Decision“) sein Herz für Atlético sprechen ließ und einen neuen Fünfjahresvertrag unterzeichnete.

Nach nur einer Saison nun der Sinneswandel, den Griezmann in einem nicht minder überzeichneten Videoclip erläuterte. In der 52-sekündigen Sequenz läuft Griezmann bei Dämmerung auf einer einsamen Straße, immer wieder innehaltend und Sätze sagend wie: „Mein Vater hat mich als Kind gelehrt, dass Züge nicht nur einmal vorüberfahren. Jetzt ist es an der Zeit, eine neue Herausforderung anzunehmen.“ Und weiter: „Ich werde die Barcelona-Farben mit aller Hingabe verteidigen. Es ist unsere Zeit.“ Der Poker um Griezmann wird weitergehen, das scheint sicher.

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