Copa América Messis Kunst verkümmert auf dem Acker

Rio de Janeiro · Lionel Messi ist bei der Copa América noch auf der Suche nach der besten Version seiner selbst. Das Halbfinale gegen Erzrivale Brasilien wäre ein perfekter Moment dafür.

Die Copa América bekommt das erhoffte Gigantenduell. Und das seit dem deutschen 7:1 im WM-Halbfinale 2014 mit traumatischen Erinnerungen verbundene Mineirão-Stadion von Belo Horizonte die Chance zur Wiedergutmachung. Brasilien ohne Neymar trifft in der Nacht zu Mittwoch (2.30 Uhr MESZ/DAZN) auf Argentinien mit Lionel Messi. Doch ausgerechnet bei der Südamerika-Meisterschaft ist der fünfmalige Weltfußballer bislang vergeblich auf der Suche nach seiner Bestform.

„Leo, wach gegen Brasilien auf!“, flehte deshalb Argentiniens Sportblatt Olé nach dem 2:0 (1:0) im Viertelfinale gegen Venezuela. Weil der 32 Jahre alte Superstar vom FC Barcelona in seiner aktuellen Version seine Landsleute befremdet: mit dem Absingen der Hymne statt wie üblich geschlossenen Lippen, mit offenen Worten nach Spielschluss statt der Flucht durch die Medienschar. Und mit Handwerk statt Kunst auf dem Rasen.

Bei den Toren von Lautaro Martinez (10.) und Giovani Lo Celso (74.) im Maracanã-Stadion von Rio de Janeiro, wo Argentinien 2014 das WM-Finale gegen Deutschland verlor, tauchte Messi diesmal nur deshalb auf dem Foto auf, weil er jeweils der erste Gratulant war. Und der seit einer Woche 32-Jährige gesteht selber ein: „Mein Niveau ist nicht das beste, ich spiele nicht so wie erwartet. Es ist nicht mein bester Auftritt bei der Copa América.“

Ein Grund ist das Grün. Und so schob der Kapitän, der mit der seit 1993 nach großen Titeln schmachtenden Seleccion endlich sein fußballerisches Lebenswerk vollenden will, der Selbstkritik harte Worte an die Organisatoren nach: „Die Spielfelder sind eine Schande.“ Und weiter im Klartext: „Der Ball kommt einem wie ein Hase vor, er springt auf dem Platz irgendwohin weg.“

Das Maracanã ist vor dem Gran Final am kommenden Sonntag ein Acker. Die Arena do Gremio in Porto Alegre auch. „Die Qualität des Rasens ist absurd“, ereiferte sich Brasiliens Nationaltrainer Tite nach dem Festival der vergebenen Torchancen seiner Seleção beim 4:3 am Donnerstag im Elfmeterschießen gegen Paraguay. Und nächsten Mittwoch steht genau dort das zweite Semifinale an, für das sich Titelverteidiger Chile nach torlosen 90 Minuten – Verlängerung gibt es erst ab der Vorschlussrunde – mit einem 5:4 im Elfmeterschießen gegen Kolumbien, einziges Team mit drei Siegen in der Vorrunde, qualifizierte.

Der Champion von 2015 und 2016 mit dem Leverkusener Charles Aranguiz als Antreiber und sicherem Schützen in der Elfmeter-Lotterie schaute anschließend auf das letzte Viertelfinale am Samstag zwischen Rekordsieger Uruguay (15 Titel) und Peru mit Ex-Bundesligaprofi Paolo Guerrero, das die Peruaner etwas überraschend mit 5:4 im Elfmeterschießen gewannen. Uruguyas Topstar Luis Suarez vom FC Barcelona scheiterte als einziger Schütze. In der regulären Spielzeit war kein Treffer gefallen.

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