Copa América Messi bleibt der Unvollendete

Belo Horizonte · Argentiniens Superstar scheidet bei der Copa América im Halbfinale gegen Brasilien mit 0:2 aus.

 Lionel Messi steht enttäuscht im Stadion in Belo Horizonte. Der 32-Jährige muss weiter auf einen großen Titel mit Argentinien warten.

Lionel Messi steht enttäuscht im Stadion in Belo Horizonte. Der 32-Jährige muss weiter auf einen großen Titel mit Argentinien warten.

Foto: AP/Victor R. Caivano

Es war wie immer. Der Schlusspfiff ertönte, Lionel Messi stand in Gedanken versunken und einsam im Mittelkreis. Bis Brasiliens Kapitän Dani Alves kam und den wieder einmal geschlagenen Superstar der Argentinier in den Arm nahm. Mitgefühl und Mitleid mit einem, der im Fußball alles gewonnen hat, was man gewinnen kann – nur keinen Titel mit seiner Nationalmannschaft.

Mit dem 0:2 (0:1) im Halbfinale der Copa América bleibt der fünfmalige Weltfußballer im himmelblau-weißen Nationaltrikot der Unvollendete. „Ungerecht“, schimpfte der 32-Jährige voller Wut auf den Schiedsrichter. „Für sie pfiff er jede Kleinigkeit, für uns gab es nur Gelbe Karten“, reklamierte der Star des FC Barcelona. „Heute haben sie nicht einmal den Videobeweis herangezogen“, meckerte Argentiniens Kapitän zudem erbost. Messi wollte in zwei Szenen Elfmeter für die Seleccion gesehen haben, Schiedsrichter Roddy Zambrano (Ecuador) ließ jedoch weiterlaufen.

„Wir haben ein großes Spiel geliefert“, war sich Messi dennoch sicher. Und um ein Haar hätte er der Seleção im Mineirao-Stadion von Belo Horizonte, wo Brasilien bei der Weltmeisterschaft 2014 gegen Deutschland sein 1:7-Fiasko erlebt hatte, ein neues Trauma beschert. Unermüdlich kurbelte Messi das Spiel der Gauchos mit teils spektakulären Aktionen an, er legte Sergio Agüero zu dessen Kopfball an die Latte (30.) auf, scheiterte selber mit einem Schuss am Pfosten (58.) und war hauptverantwortlich für das Torschussverhältnis von 13:4 zugunsten der Argentinier.

Deshalb flehte daheim auch das Sportblatt Olé auf seiner Online-Seite direkt nach dem Schlusspfiff: „Hör nicht auf, es zu versuchen, Leo!“ Für Messi geht es am Samstag noch nach São Paulo zur Partie der Halbfinal-Verlierer um Platz drei. Vielleicht nächstes Jahr erneut zur Copa América, dann zuhause. Und 2022 die WM in Katar. Der letzte Titel der Argentinier datiert von der Südamerikameisterschaft 1993.

Die Brasilianer treffen am Sonntag im Finale im Maracanã auf den Sieger des in der Nacht auf Donnerstag ausgetragenen zweiten Vorschlussrunden-Duells zwischen Titelverteidiger Chile und Peru (bei Redaktionsschluss nicht beendet). Die Seleção kann auch die fünfte Copa America daheim im Zuckerhut gewinnen und strebt ihren insgesamt neunten Triumph beim ältesten Nationenturnier der Welt an.

Auch wenn der verletzt fehlende Superstar Neymar anschließend zum Mitfeiern in die Kabine stürmte. Auch wenn Brasiliens Staatspräsident Jair Bolsonaro sich auf einer halben Ehrenrunde bereits zur Halbzeit als „Mito“ (Mythos) feiern ließ. Nationaltrainer Tite vergaß in der Stunde des Triumphs den Verlierer des Abends nicht und stellte für alle klar: „Messi ist ein Außerirdischer.“ Und freute sich über die Effizienz seines Teams. Gabriel Jesus (19.), der zuvor in fünf WM-Spielen und vier Copa-Auftritten leer ausgegangen war, sowie der Ex-Hoffenheimer Roberto Firmino (71.) verwandelten das mit 55 000 Zuschauern gefüllte Mineirao in einen Hexenkessel.

Am Ende gehörte die Bühne aber noch einmal Messi. „Wenn ich der Gruppe weiterhelfen kann, weiter begleiten kann, ja“, beantwortete der „Unvollendete“ die unvermeidliche Frage nach seiner Zukunft im Nationaltrikot. Viele Chancen auf einen Titel mit der Seleccion bleiben jedoch nicht mehr.

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