Finale der Copa América Brasilien emanzipiert sich von Neymar

Rio de Janeiro · Der Favorit gewinnt die Copa América nach einem 3:1 im Finale gegen Peru. Nationaltrainer Tite vermeidet Umarmung mit Staatspräsident Bolsonaro.

 Brasiliens Kapitän Dani Alves (Mitte) hebt unter dem Jubel seiner Mitspieler die Trophäe für den Sieg bei der Copa América hoch.

Brasiliens Kapitän Dani Alves (Mitte) hebt unter dem Jubel seiner Mitspieler die Trophäe für den Sieg bei der Copa América hoch.

Foto: AP/Andre Penner

Im lässig weiten T-Shirt und mit Goldkette um den Hals war Neymar zum Zuschauen gezwungen, viel Spaß dürfte der Superstar auf der Ehrentribüne nicht gehabt haben. Zwar feierte auch der 27-Jährige Brasiliens ersehnten Triumph im Finale der Copa América. Die größte Erkenntnis des Abends im legendären Maracanã wird ihm aber kaum gefallen haben: Es geht auch ohne ihn.

„Neymar ist außergewöhnlich“, sagte Brasiliens Nationaltrainer Tite nach dem 3:1 (2:1) gegen den überraschenden Final-Gegner Peru. Aber „mit unserem Teamwork sind wir stark geblieben“. Und dieses gehört nicht unbedingt zu den Stärken des derzeit verletzten Neymar, gegen den kurz vor dem Start der Südamerika-Meisterschaft schwerwiegende Vergewaltigungsvorwürfe aufgekommen waren.

Das Fehlen des Stürmerstars von Paris St. Germain, der angeblich von seinem Ex-Club FC Barcelona umworben wird, machte sich im Finale kaum bemerkbar. Ersatzmann Everton (15.) hatte Brasilien in Führung gebracht, Gabriel Jesus (45.+2), der in der 70. Minute mit Gelb-Rot vom Platz flog, und Richarlison (90./Foulelfmeter nach Videobeweis) legten nach. Der zwischenzeitliche Ausgleich und einzige Turnier-Gegentreffer Brasiliens durch Perus früheren Bundesligaprofi Paolo Guerrero (44./Handelfmeter nach Videobeweis) war wertlos.

„Heute bin ich wirklich zum Nationaltrainer geworden“, sagte Tite und sprach angesichts der 70 000 feiernden Fans ehrfürchtig über die „Symbolik dieses Tempels, des größten Tempels des Fußballs. Es ist unvorstellbar, ich kann dieses Glück nicht in Worte fassen“. Auf den neunten Copa-Triumph hatte die Seleção, die im Vorjahr bei der WM in Russland im Viertelfinale ausgeschieden war, zwölf Jahre warten müssen.

Staatspräsident Jair Bolsonaro kam nach dem Abpfiff wie selbstverständlich auf den Rasen und feierte mit. Auf dem Siegerfoto ließ sich der Rechtspopulist breit grinsend und den großen Silberpokal fest umklammernd inmitten der Spieler ablichten. „Gute Nacht allerseits“, schrieb er bei Twitter unter die Aufnahme. Vor der Partie hatte der Politiker wie schon während des Halbfinales gegen Argentinien („Das galt den Argentiniern, nicht mir“) lautstarke Buhrufe von den Zuschauern zu hören bekommen. Die Nachrichtenagentur AP berichtet von der Begegnung auf dem Rasen mit Tite, dass der Nationaltrainer eine Umarmung von Bolsonaro durch Händeschütteln vermeiden konnte.

Die peruanischen Verlierer trösteten sich damit, lange gut mitgehalten zu haben. „Das Wichtigste ist, dass wir uns mit der Zeit weiterentwickelt haben“, sagte Nationaltrainer Ricardo Gareca. „Wir sind auf dem richtigen Weg.“

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