Fußball Aufstand nach Ehrmanns Rauswurf

Kaiserslautern · Der 1. FC Kaiserslautern sieht sich nach der Trennung von der 61-jährigen Vereins-Ikone massiver Kritik ausgesetzt.

Als hätte der 1. FC Kaiserslautern nicht schon Sorgen und Probleme genug. Finanziell bewegt sich der Fußball-Drittligist am Abgrund. Der Kampf um die Lizenz für die neue Saison entpuppt sich als Marathon mit ungewissem Ausgang. Dem neuen Aufsichtsrat um den ehemaligen Weltklasse-Schiedsrichter Markus Merk ist der Durchbruch, auch bei den Verhandlungen mit potenziellen Investoren wie dem Bau-Unternehmer Flavio Becca, noch nicht gelungen. Mit der Stadt liegt der FCK wegen der Stadionpacht im Dauerclinch. Und sportlich ist die Mannschaft von Trainer Boris Schommers – nach einer beeindruckenden Serie zum Ende des Jahres – gehörig ins Trudeln geraten. Kein Sieg im neuen Jahr, nur noch vier Punkte Abstand zum ersten Abstiegsplatz.

Die Fans quittieren die Entwicklung mit ihrem Fernbleiben. Zum Heimspiel am Sonntag gegen den FSV Zwickau (0:0) kamen nur 15 913 Zuschauer ins Fritz-Walter-Stadion – weniger waren es zuletzt im September 1988. Und als sei dies in der Summe nicht schon schlimm genug, erlebt der FCK nun – ausgerechnet vor dem hitzigen Südwest-Derby beim Aufstiegsanwärter SV Waldhof Mannheim am kommenden Samstag (14 Uhr) – einen Aufschrei, wie es ihn rund um den Betzenberg so wohl noch nicht gegeben hat.

Die Fans protestieren vehement gegen den Rauswurf des Torwarttrainers Gerry Ehrmann. In einer Online-Petition mit dem Titel „Gerry Ehrmann bleibt beim FCK“ unterschrieben bis am Montagnachmittag über 3600 Personen. Weiter heißt es da: „Unsere Legende entlässt niemand – er ist der FCK!“

Der Verein wird in den sozialen Netzwerken auf das Heftigste kritisiert. „Ohne Gerry kein FCK! Schommers raus! Schämt euch!“ – ein Plakat mit diesen Worten hing am Montag vor der Geschäftsstelle. Am Sonntag hatte der FCK bestätigt, dass Torwart-Idol Ehrmann gehen muss. Der Keeper stand zwischen 1984 und 1998 beim FCK zwischen den Pfosten und verhalf später Torhütern wie Kevin Trapp, Tim Wiese und Roman Weidenfeller zu einer Bundesliga- beziehungsweise Nationalmannschafts-Karriere. Aktuell hat es FCK-Schlussmann Lennart Grill in die U21 von Trainer Stefan Kuntz geschafft.

Rio-Weltmeister Weidenfeller, von 1996 bis 2002 beim FCK, reagierte geschockt auf die Trennung. „Ich kann mir den FCK ohne Gerry Ehrmann nicht wirklich vorstellen“, teilte Weidenfeller mit: „Er hat große Erfolge mit dem FCK gefeiert und ist in der jetzigen schwierige Phase den Roten Teufeln treu geblieben. Mit Gerry verliert der FCK eine Identifikationsfigur, die immer alles für den sportlichen Erfolg des Vereins gegeben hat und stets ein offenes Ohr für jeden Spieler hatte.“

Nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur hatte sich der 61-Jährige mit Trainer Schommers überworfen. „Der Verein sah sich nach einer Reihe von internen Vorkommnissen, die eine zielgerichtete und teamorientierte Zusammenarbeit zum Wohle des Vereins nicht mehr möglich machen, zu diesem Schritt gezwungen“, erklärte der FCK in einer knappen Mitteilung ohne Worte des Dankes für die Zusammenarbeit.

„Das ist ein rein persönliches Ding zwischen ihm und mir. Wenn es nicht mehr geht, dann geht es eben nicht mehr“, sagte Ehrmann der „Rheinpfalz“: „Es wird jetzt hier keine dreckige Wäsche gewaschen. Es geht ja nicht um mich, sondern den Verein.“ Ehrmann war seit 1996 Torwarttrainer in Lautern und absoluter Publikumsliebling. In Krisenzeiten skandieren die Fans regelmäßig: „Außer Ehrmann könnt ihr alle gehen.“ Diesen Spruch dürften die Entscheidungsträger in den kommenden schweren Wochen öfter zu hören bekommen.

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