Fußball „Du warst nie artig, aber stets einzigartig“

München · Auch erbitterte Rivalen und Feinde von einst sprechen Uli Hoeneß zum Abschied aus der Führung beim FC Bayern ihre Wertschätzung aus.

 Paul Breitner hat mit seinem früheren Kumpel Uli Hoeneß vor einigen Jahren gebrochen.

Paul Breitner hat mit seinem früheren Kumpel Uli Hoeneß vor einigen Jahren gebrochen.

Foto: dpa/Guillaume Horcajuelo

Kurz vor seinem Rückzug als Vereinspräsident des FC Bayern haben ehemalige Weggefährten, aber auch Rivalen Uli Hoeneß ihre Wertschätzung ausgesprochen. Die SZ hat eine Reihe von Stimmen zusammengestellt.

Ottmar Hitzfeld (70, ehemaliger Fußballtrainer): „Wenn er Ratschläge braucht, wie man als Rentner sein Leben gestaltet, könnte ich ihm gerne welche geben. Was Uli geschaffen hat, ist ein Märchen. Man kann das gar nicht hoch genug einschätzen. Er war als Manager oder Präsident immer omnipräsent. Er hat in Deutschland im Fußball-Bereich die Richtung angegeben. Er war immer ein Vorreiter für ganz viele Vereinslenker.“

Paul Breitner (68, Bayern-Legende): „Das Einzige, was ich zum Abschied von Uli Hoeneß sagen möchte – unabhängig von allen persönlichen Unstimmigkeiten – ist: Er ist der einzige Fußballmacher, den ich auf die Stufe mit Santiago Bernabéu stelle. Das, was Uli Hoeneß für den FC Bayern geleistet hat, ist großartig – eben das, was auch Santiago Bernabéu für Real Madrid vollbracht hat.“

Oliver Bierhoff (51, DFB-Direktor): „Jeder weiß, was er für Bayern München und den deutschen Fußball gemacht hat. Dass er hin und wieder Reizpunkte gesetzt hat und ich mich bei der Nationalmannschaft gefragt habe, warum macht er das jetzt? Aber wir wissen, nur mit Reibung passiert etwas.“

Manuel Neuer (33, Kapitän der Nationalmannschaft und des FC Bayern): „Er war auch verantwortlich für die Verpflichtung 2011, als ich zu Bayern kam. Wir wohnen beide am Tegernsee, er ist immer ein Ansprechpartner gewesen. Ich erwarte, dass ein Uli Hoeneß nie ganz aufhören wird, denn er hat ein Bayern- und ein Fußballherz.“

Joachim Löw (59, Bundestrainer): „Er hat natürlich den deutschen Fußball schon so geprägt wie kaum ein anderer. Seine Bedeutung ist riesengroß gewesen. Was er bei Bayern München bewegt hat und an Erfolgen eingeheimst hat, ist schon einmalig. Aber irgendwann kommt ja für jeden mal die Zeit, dass er Platz macht für neue Leute, die dann auch wieder ein bisschen andere Wege gehen und andere Ideen haben.“

Christoph Daum (66, ehemaliger Fußballtrainer, in einem Brief an Hoeneß): „Du bist nicht als Sieger oder als Attackierer auf die Welt gekommen, doch Dein Gerechtigkeitsgefühl, Deine Fürsorge und Dein Wille haben Dich zum Lokomotiv-Führer des Fußballs auf und außerhalb des Spielfeldes geformt. In einem Gespräch lange nach unserem Streit hast du mir gezeigt, dass Du ein äußerst nachdenklicher und verzeihender Mensch bist. Du warst nie artig, aber stets einzigartig.“

Hans-Joachim Watzke (60, Geschäftsführer von Borussia Dortmund): „Wir beide haben es uns gegenseitig oft nicht leicht gemacht. Und doch bin ich überzeugt, dass aller unterschiedlichen Auffassungen zum Trotz der Respekt füreinander stets vorhanden war.“

Willi Lemke (73, ehemaliger Manager von Werder Bremen): „Ich wurde oft gefragt, ob das Show war, fürs Geschäft – oder ob wir uns tatsächlich nicht gemocht haben. Ich antwortete immer: Wir haben uns nicht gemocht. Ich habe aber auch einen demütigen Uli kennengelernt. Er ist als Mensch gereift, was mich sehr beeindruckt hat.“

 Christoph Daum lieferte sich heiße Gefechte mit Uli Hoeneß.

Christoph Daum lieferte sich heiße Gefechte mit Uli Hoeneß.

Foto: dpa/Rolf Vennenbernd
 Hans-Joachim Watzke ist Geschäftsführer von Borussia Dortmund.

Hans-Joachim Watzke ist Geschäftsführer von Borussia Dortmund.

Foto: dpa/Henning Kaiser
 Willi Lemke war früher Manager von Rivale Werder Bremen.

Willi Lemke war früher Manager von Rivale Werder Bremen.

Foto: dpa/Christian Charisius

Dietmar Hopp (Mäzen und Mehrheitseigner der TSG 1899 Hoffenheim): „Eine der positiven Eigenschaften, die ich neben seiner Leidenschaft und Menschlichkeit an Uli Hoeneß schätze, ist, dass er völlig uneitel ist. Und genau das ist eine Grundvoraussetzung dafür, das loslassen zu können, was man lange entscheidend mitgestaltet hat.“

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