Formel 1 Eine schmutzige Trennung sorgt für Diskussionen

Baku · Der Formel-1-Rennstall Sauber hat Teamchefin Monisha Kaltenborn entlassen. Die offizielle Begründung ist ein Richtungsstreit.

 Großer Preis von Europa

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Foto: SZ/Bernhard Baltes

() Pascal Wehrlein wusste, was da auf ihn zukommt. Mit knappen Antworten versuchte der Sauber-Pilot, die Nachfragen zum nebulösen Aus von Teamchefin Monisha Kaltenborn zu umschiffen. „Sehr überrascht“ sei er gewesen, als die erste Frau an der Spitze eines Formel-1-Teams ihn am Dienstagabend persönlich von ihrer Demission unterrichtete. „Ich bin sehr gut mit ihr ausgekommen. Aber für mich persönlich ändert sich nichts“, sagt der 22-Jährige vor dem Großen Preis von Aserbaidschan an diesem Sonntag in Baku (15 Uhr/RTL).

Während sich Wehrlein und das Team einfach nur Ruhe wünschen, stellen sich Beobachtern von außen zwangsläufig Fragen. Wie kam es zur Trennung, die mit einem Richtungsstreit begründet wurde? Und wie geht es weiter mit dem Formel-1-Rennstall? In der Nacht zu Donnerstag bestätigte die Sauber Holding AG, hinter der sich die schwedischen Teambesitzer von Longbow Finance verbergen, in sechseinhalb schmucklosen Zeilen, was zu diesem Zeitpunkt kein Geheimnis mehr war. „Unterschiedliche Sichtweisen führten zu einer sofortigen Beendigung der Zusammenarbeit in beidseitigem Einvernehmen“, erklärte Pascal Picci, Chef der Sauber Holding. Nach fast 20 Jahren ist die durchaus streitbare Österreicherin Kaltenborn (46) beim Traditionsrennstall aus Hinwil Geschichte. Zugleich trat Picci Medienberichten entgegen, dass der schwedische Pilot Marcus Ericsson gegenüber Wehrlein bevorteilt würde. Der Rennstall Sauber war im vergangenen Juli durch Millionenzahlungen aus Schweden gerettet worden.

Vor ihrer Berufung zur Teamchefin als Nachfolgerin von Gründer Peter Sauber war die gelernte Juristin Kaltenborn seit 1998 in verschiedenen Funktionen für den Rennstall tätig, der seit 25 Jahren in der Formel 1 mitmischt – nur Ferrari, McLaren und Williams sind länger ununterbrochen dabei. Die Verantwortlichkeiten sind nun zunächst nur für Baku geregelt. Team-Manager Beat Zehnder und der technische Direktor Jörg Zander haben die operative Führung inne. Ein Nachfolger soll aber bald kommen.

 Monisha Kaltenborn ist nicht mehr Teamchefin bei Sauber.

Monisha Kaltenborn ist nicht mehr Teamchefin bei Sauber.

Foto: dpa/Srdjan Suki

Sauber hat seit Jahren mit finanziellen Schwierigkeiten zu kämpfen und geht derzeit mit den preiswerteren Vorjahresmotoren von Ferrari an den Start. Wehrlein holte durch seinen achten Platz beim Großen Preis von Spanien bisher die einzigen vier WM-Punkte in sieben Rennen.

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