Historischer Dreifacherfolg Deutsche um Friedrich holen Gold, Silber und Bronze im Zweierbob
Francesco Friedrich tauscht kurz vor Beginn des olympischen Zweier-Wettbewerbs seinen Schlitten. Ein Trick mit Erfolg, der Sachse rast wie schon vor vier Jahren zu Gold. Auch Silber und Bronze gehen an Deutschland. Ein bisher einmaliger Erfolg.

Die deutschen Medaillengewinner und Pechvögel von Peking
Wie ein Eroberer fuhr Francesco Friedrich stehend in seinem Bob in Richtung Ziel, fiel dann seinem Anschieber Thorsten Margis in die Arme. Der 31-Jährige hat sich beim historischen deutschen Dreifach-Erfolg sein insgesamt drittes Olympia-Gold gesichert. Der Sachse und Margis verwiesen am Dienstag Johannes Lochner/Florian Bauer und Christoph Hafer/Matthias Sommer auf die Plätze zwei und drei. Seit Beginn der olympischen Bobwettkämpfe hatte eine Nation nie die ersten drei Plätze belegt.
Für den Coup, als erst zweiter Deutscher nach André Lange zum zweiten Mal hintereinander Olympiasieger im Zweierbob zu werden, wechselte Friedrich sogar kurzfristig auf den Schlitten von Europameisterin Kim Kalicki. Der Schlitten wurde zwar wie auch Friedrichs erste Wahl vom Berliner Institut zur Forschung und Entwicklung von Sportgeräten (FES) gebaut, hatte aber ein für die aktuellen Bedingungen auf der Olympia-Bahn schnelleres Setup. Der Wechsel auf den Frauen-Bob zahlte sich aus, im ersten und dritten Durchgang gelang Friedrich jeweils ein Bahnrekord. Am Ende lag der Dominator 0,49 Sekunden vor Lochner.
Wie einst sein Vorbild Michael Schumacher dominiert der 31-Jährige seine Sportart fast nach Belieben. Vom siebenmaligen Formel-1-Weltmeister hat sich Friedrich für die eigene Arbeit einiges abgeschaut. „Ich habe bei Schumi dieselbe Mentalität wie bei mir selbst gesehen. Er wollte immer gewinnen, hat aus jedem Teammitglied das Optimale herausgeholt“, sagte Friedrich. „Da bin ich wie Schumi. Wenn man diese Mentalität nicht hat, ist man kein Siegfahrer, dann ist man immer nur gut dabei.“
Für die nötigen PS im Eiskanal sorgte wie immer Anschieber Margis. Der frühere Zehnkämpfer aus Halle/Saale hat enormen Anteil am Erfolg, wie der Startrekord von 5,93 Sekunden im dritten Lauf einmal mehr bewies. „Nicht nur Franz ist erfahren, auch die Mannschaft. Mit Thorsten Margis ist es die erfahrenste Kombination im ganzen Weltcup-Zirkus“, sagte Cheftrainer René Spies. Dass Lochner zur Halbzeit nur einen Rückstand von 0,15 Sekunden auf das Duo Friedrich/Margis hatte, sorgte für zusätzliche Motivation - denn Niederlagen beginnen für sie bereits ab Platz zwei.
Am Wochenende will Friedrich mit dem zweiten Coup in die Geschichte des Bobsports eingehen. Noch nie ist es einem Piloten bislang gelungen, bei aufeinanderfolgenden Winterspielen beide Konkurrenzen zu gewinnen. Nach dem Double von Pyeongchang und dem ersten Gold von Peking fehlt dem 31-Jährigen nur noch der Sieg im Vierer. Friedrich geht als großer Favorit in die Rennen.
Mit dem doppelten Doppel-Gold würde ihm nur noch eine Medaille zu Lange fehlen. Der ist mit viermal Gold und einmal Silber der erfolgreichste olympische Bobpilot. Eine Marke, die Friedrich schon 2026 in Cortina d'Ampezzo knacken könnte. Mit dann 34 Jahren wäre er noch lange nicht zu alt.