Von den Erfahrungen beim Fahren

Saarbrücken. Alex ist Anfang 20, sieht gut aus, hat gerade eine Ausbildung abgebrochen und keinen Plan, was sie mit ihrem Leben anfangen will. Und so landet sie hinter dem Steuer eines Hamburger Taxis. Was Alex alias Duve sechs Jahre lang in ihrem Taxi mit der Nummer "Zwodoppelvier" erlebt, ist oft komisch, manchmal traurig und häufig einfach nur skurril

Saarbrücken. Alex ist Anfang 20, sieht gut aus, hat gerade eine Ausbildung abgebrochen und keinen Plan, was sie mit ihrem Leben anfangen will. Und so landet sie hinter dem Steuer eines Hamburger Taxis. Was Alex alias Duve sechs Jahre lang in ihrem Taxi mit der Nummer "Zwodoppelvier" erlebt, ist oft komisch, manchmal traurig und häufig einfach nur skurril. Episodenhaft lässt die Autorin in lakonischer, witziger Sprache, ihre Heldin erzählen wie sie den Taxi-Job meistert - und versucht, ihre Männergeschichten auf die Reihe zu kriegen. Dass sie sich Straßennamen kaum merken kann, spiegelt nur ihre Orientierungslosigkeit im Leben. Planlos steuert sie Ziele an, die ihr andere vorgeben: im Taxi die Fahrgäste (die "Dreckhecken"), außer Dienst die Männer, mit denen sie sich einlässt.

Das sind zum einem ihre männlichen Taxifahrer-Kollegen, allesamt gescheiterte Existenzen. Mit einem von ihnen, dem Gelegenheits-Studenten Dietrich, ist sie liiert, betrügt ihn aber mit dem draufgängerischen Macho Jens Majewski, der sie psychisch und körperlich misshandelt - und mit Marco, dessen krassem Gegenstück. Denn der ist kleinwüchsig und hässlich, aber er stimuliert Alex nicht nur sexuell, sondern vor allem intellektuell. Er ist es, zu dem sie sich am Ende flüchtet.

Alex verlässt sich im Wesentlichen auf ihren Sex Appeal. Ihr Minderwertigkeitskomplex hat etwas Tragisches. "Ich verstand selber nicht, warum ich immer noch wie 18 aussah ...vielleicht brauchte man auch nicht zu altern, wenn man nicht lebte".

Köstlich sind die Passagen, in denen sich die Protagonistin mit der verschworenen Taxifahrer-Clique aus pseudointellektuellen, gescheiterten Studenten und Möchtegern-Künstlern, und deren frauenfeindlichen Frechheiten auseinandersetzt. Am Ende ist "Zwodoppelvier" schrottreif - und mit dem Totalschaden beginnt für Alex ein neues Leben.

Karen Duve: Taxi. Eichborn Verlag, 313 Seiten, 19,95 €

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